Sabotage-Akt bei der Bahn - Ermittlungen laufen
Durchtrennte Kabel für den digitalen Zugfunk haben am Sonnabend für einige Stunden den Bahnverkehr im Norden fast komplett zum Erliegen gebracht. Die Polizei geht von Sabotage aus und sucht nach den Tätern. Der Schutz kritischer Infrastruktur rückt in den Fokus.
"Aufgrund von Sabotage an Kabeln, die für den Zugverkehr unverzichtbar sind, musste die Deutsche Bahn den Zugverkehr im Norden heute Vormittag für knapp drei Stunden einstellen", sagte eine Sprecherin am Samstagmittag der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Die zuständigen Sicherheitsbehörden hätten die Ermittlungen aufgenommen.
Wissing: Kabel an zwei Stellen mutwillig durchtrennt
Bundesverkehrsminister Volker Wissing bestätigte, dass die Untersuchungen Hinweise auf einen mutwilligen Anschlag ergeben hätten. "Wir wissen, dass an zwei unterschiedlichen Standorten in Deutschland die Kabel vorsätzlich durchtrennt worden sind", sagte der FDP-Politiker. Die Hintergründe der Tat seien noch nicht bekannt. Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) ging in einer über Twitter verbreiteten Mitteilung von Vorsatz aus.
Bundespolizei: Tatorte in Berlin und NRW
"Wir haben einen Tatort in Berlin-Hohenschönhausen", sagte ein Sprecher der Bundespolizeidirektion Berlin. "Ein weiterer befindet sich in Nordrhein-Westfalen." Aus Sicherheitskreisen hieß es, es seien am Karower Kreuz in Berlin und in Herne in NRW vorsätzlich sogenannte Lichtwellenleiterkabel beschädigt worden. Auch das Backup-System sei damit ausgefallen.
Die Ermittlungen hat inzwischen das Landeskriminalamt Berlin übernommen, dort wurde der Staatsschutz eingeschaltet. Mit Ergebnissen sei am Sonntag nicht mehr zu rechnen, sagte eine Sprecherin. Zahlreiche Politiker meldeten sich unterdessen mit Forderungen nach einem besseren Schutz der kritischen Infrastruktur in Deutschland zu Wort.
Zugfunk - unverzichtbar für Zugsteuerung
Neben der Deutschen Bahn beklagten andere Unternehmen wie Metronom, Erixx, Enno und Nordwestbahn am Sonnabend Zugausfälle. Metronom und Bahn hatten mitgeteilt, dass die Ursache eine Störung am digitalen Zugfunk GSM-R (Global System for Mobile Communications - Rail) war. "Er dient der Kommunikation zwischen den Leitstellen, die den Zugverkehr steuern, und den Zügen und ist damit unverzichtbarer Bestandteil für den reibungslosen Zugverkehr", sagte eine Bahnsprecherin. Fällt das Netz aus, müssen die Züge in den nächsten Bahnhof fahren und warten, bis die Störung behoben ist.
Fern- und Regionalverkehr betroffen
Betroffen waren alle ICE-, IC- und EC-Züge in Norddeutschland sowie in Teilen auch der Regionalverkehr, wie die Bahn mitteilte. In Niedersachsen, Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein ruhte der Verkehr am Samstagvormittag zeitweise auch auf allen Regionalexpress- und Regionalbahn-Verbindungen. Der S-Bahn-Verkehr in Hamburg lief hingegen normal, auch in Mecklenburg-Vorpommern gab es keine Beeinträchtigungen bei den Regionalbahnen.
Auch Fernverbindungen zum Beispiel in die Niederlande und nach Dänemark waren betroffen. Am Bahnknotenpunkt Hannover, an dem sich wichtige Nord-Süd- und Ost-West-Verbindungen der Bahn treffen, bewahrten die wartenden Bahnreisenden weitgehend Ruhe. Wie in Hamburg bildeten sich aber lange Schlangen vor den Auskunftsschaltern. Im Laufe des Tages normalisierte sich die Situation.
Bahn bietet Sonderkulanz für Fernreisen an
Die Deutsche Bahn informierte auf ihrer Website über eine sogenannte Sonderkulanz im Fernverkehr. Alle Fahrgäste, die ihre geplante Reise aufgrund der Störung verschieben mussten, können ihr für Sonnabend gebuchtes Ticket bis einschließlich sieben Tage nach Störungsende flexibel nutzen und Sitzplatzreservierungen kostenfrei stornieren.