Peter Tschentscher: "Konzentriert, etwas unspektakulär"
Peter Tschentscher ist seit zwei Jahren Regierungschef in Hamburg und er wird für seine SPD deutliche Verluste im Vergleich zur Bürgerschaftswahl 2015 hinnehmen müssen. Aber er ist beliebt in der Stadt und will als Erster Bürgermeister weitermachen. Was anderes kommt für ihn nicht in Betracht. Ein Porträt.
Für Hamburgs Ersten Bürgermeister Peter Tschentscher steht am Wahlabend viel auf dem Spiel: Er kann die Bürgerschaftswahl in Hamburg gleichzeitig gewinnen und verlieren. Die 45 Prozent, die die SPD bei der Bürgerschaftswahl von 2015 holte, sind weg, die Verluste werden vermutlich zweistellig. Trotzdem stärkste Kraft zu werden und Bürgermeister zu bleiben - das ist Peter Tschentschers Ziel.
Peter Tschentscher will den Wahlsieg
Seit zwei Jahren ist der Mediziner Hamburgs Erster Bürgermeister, vorher war er sieben Jahre Finanzsenator. Tschentscher will nur als Wahlsieger wiederkommen. "Ich möchte gerne den Kurs der Stadt halten", sagt er. "Wir haben eine gute Entwicklung und die möchte ich in den nächsten Jahren fortführen." Und das könne er eben nur als Erster Bürgermeister. Tschentscher schließt aus, als Senator in den Hamburger Senat zurückzukehren.
Von Wahlplakaten mit dem Schriftzug "Die ganze Stadt im Blick" blickt der 54-Jährige ernst und entschlossen in die Ferne. "Das ist die entscheidende Botschaft für unseren Wahlkampf und für unsere Arbeit in den kommenden Jahren", sagt Tschentscher. Aber dieser SPD-Wahlkampfslogan soll auch das Misstrauen des Bürgermeisters gegen die Regierungsfähigkeit des Grünen Koalitionspartners ausdrücken.
Tschentscher besetzt das Thema Klimaschutz
Tschentscher bezweifelt, ob die Grünen die Themen Hafen, Infrastruktur und Inneres beherrschen. Und oft drehe sich der Streit zwischen Rot und Grün auch darum, wer den besseren Klimaschutz anbietet. Tschentscher hat im Wahlkampf kein Problem damit, sich und seine SPD als die wahren Klimaschützer in Szene zu setzen. "Wir haben nicht auf Fridays-for-Future-Demonstrationen gewartet, sondern vorausgedacht, geplant und gehandelt", sagt Tschentscher. "Wer wirklich das Klima verbessern will, weltweit und in Hamburg, der muss SPD wählen."
Und manchmal wird er noch deutlicher: "Allein auf Radwegen kommt eine Stadt eben auch nicht ins 21. Jahrhundert." Manchmal wird der sonst so nette Herr Tschentscher eben doch etwas bissig.
Tschentscher ist in Hamburg beliebt
Sich selbst bezeichnet Peter Tschentscher als "konzentriert, etwas unspektakulär". Er treffe kluge Entscheidungen nach sorgfältiger Überlegung und für ihn sei Politik keine Show, kein Hobby, er nehme es ernst.
Ernst nimmt er auch den besonderen Hamburger Wahlkampf. Besonders, weil die jetzigen rot-grünen Partner Konkurrenten sind. Dieser Wahlkampf ist ein direktes Duell zwischen Peter Tschentscher und Katharina Fegebank. Rot-Grün ist laut Vorwahl-Umfragen die bevorzugte Koalition der Hamburgerinnen und Hamburger. Tschentscher liegt in der Sympathie der Hamburger weit vor seiner Herausforderin und grünen Bürgermeisterkandidatin Katharina Fegebank.
Bundes-SPD hofft auf gutes Ergebnis
Die Bundes-SPD hofft indes auf Hamburg. Und schickte Bundesfamilienministerin Franziska Giffey auf Wahlkampfbesuch in die Stadt. "Lieber Peter, ich kann verstehen, warum die Hamburger dich so mögen: Weil er einfach so ist wie er ist", lobte sie Tschentscher auf einer Wahlkampfveranstaltung. Ein gutes Ergebnis bei der Bürgerschaftswahl am 23. Februar - also alles über 30 Prozent - wäre Balsam für die SPD. Peter Tschentscher, der Mediziner, der erst seit zehn Jahren Berufspolitiker ist, soll es richten.
