Stand: 06.07.2022 07:03 Uhr

Vor fünf Jahren: G20-Gipfel in Hamburg

von Elke Spanner und Annika Stenzel

Juli 2017: Hamburg im Ausnahmezustand - inmitten der Innenstadt wird der G20-Gipfel veranstaltet. Für Hamburgerinnen und Hamburger werden diese Tage zu einem denkwürdigen Ereignis.

Eine Chronologie der Ereignisse.

Februar 2016: Der G20-Gipfel kommt nach Hamburg

Gut eineinhalb Jahre vor dem G20-Gipfel gibt die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) beim Matthiae-Mahl in Hamburg bekannt, dass der G20-Gipfel 2017 in Hamburg stattfinden soll. Für die Ortswahl gibt es Gründe: Als geborene Hamburgerin begründet Merkel ihren Wunsch mit der Weltoffenheit, für die die Hansestadt stehe. Dank des Hafens verfüge Hamburg seit Jahrhunderten über Handelsbeziehungen in alle Welt. Außerdem würden dort auch alle logistischen und sicherheitstechnischen Anforderungen für ein solches Gipfeltreffen erfüllt.

Juni 2016:

Die Bundesregierung erklärt, dass der G20-Gipfel im Messe- und Kongresszentrum der Hansestadt stattfinden soll. Anwohnende, Politikerinnen und Politiker und die Polizei kritisieren diese Entscheidung: Sie sorgen sich um die Sicherheit, die in der dichtbesiedelten Innenstadt schwer zu gewährleisten sei.

Mitte Juni 2017:

Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) und Polizeieinsatzleiter Hartmut Dudde stellen ihr Sicherheitskonzept vor. Es gibt Versammlungsverbote rund um die Orte, in denen sich die Staatschefinnen und -chefs aufhalten werden. Der Flugverkehr soll während des Gipfels eingeschränkt, U-Bahnstationen und Straßen gesperrt werden. Man rechnet mit 100.000 Gipfel-Gegnerinnen und Gegnern, davon bis zu 8.000 gewaltbereit. Mehr als 15.000 Polizistinnen und Polizisten sollen vor Ort sein. Der damalige Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) sagt in einem dpa-Gespräch:

"Wir richten ja auch jährlich den Hafengeburtstag aus. Es wird Leute geben, die sich am 9. Juli wundern werden, dass der Gipfel schon vorbei ist."

Die Bundespolizei kontrolliert an allen deutschen Grenzen, um die Einreise von gewaltbereiten G20-Störenden aus dem Ausland zu verhindern. In Harburg wird die "GESA", die Gefahrensammelstelle, eingerichtet. Das 35.000 Quadratmeter große Areal ist mit Nato-Draht gesichert und bietet Platz für 400 Insassinnen und Insassen. Dort sollen festgenommene Demonstrierende registriert und zeitweise eingesperrt werden. G20-Gegnerinnen und -Gegner mobilisieren - auch im Internet. Die Diskussionen um die Verbote der Protestcamps für die angereisten Gegnerinnen und Gegner beschäftigen die Gerichte. Die Polizei probt derweil Konvois und sperrt dazu Straßen in der Innenstadt.

Etwa 220 Berliner Polizistinnen und Polizisten, die in Hamburg bei der Sicherung des G20-Gipfels helfen sollten, werden wegen "unangemessenem Verhaltens" nach Hause geschickt. Die jungen Beamtinnen und Beamten sollen in ihrer Unterkunft in Bad Segeberg exzessiv gefeiert und sich daneben benommen haben.

Ende Juni bis Anfang Juli 2017 - kurz vor Beginn des Gipfels:

Die Hamburgerinnen und Hamburger bekommen die Auswirkungen des nahenden Gipfels deutlich zu spüren: Der Einzelhandel verbarrikadiert seine Geschäfte, es finden zahlreiche Verkehrskontrollen statt, erste Straßen sind gesperrt. Es gibt Einschränkungen im Öffentlichen Nahverkehr und bei der Deutschen Bahn. Es finden erste Protest-Aktionen mit mehreren Tausend Menschen statt, sowohl auf der Straße als auch zu Wasser. Zum Gipfel werden 36 Delegationen erwartet. Mit Gästen wie US-Präsident Donald Trump oder dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan reist jeweils ein Stab an Sicherheitskräften, Technikerinnen und Technikern und Beratenden mit nach Hamburg. Allein Trump sollen Hunderte Delegierte und Sicherheitskräfte begleiten. Die meisten Gipfel-Teilnehmenden und ihre Begleitenden werden in Hamburg übernachten. Rund 9.000 Hotelzimmer sind laut Auswärtigem Amt für die Teilnehmenden des G20-Gipfels in der Stadt reserviert.

 

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | 07.07.2022 | 08:00 Uhr

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