Marco Buschmann (FDP), Bundesminister der Justiz, aufgenommen im Justizministerium bei einem Interview. © picture alliance / dpa Foto: Michael Kappeler
Marco Buschmann (FDP), Bundesminister der Justiz, aufgenommen im Justizministerium bei einem Interview. © picture alliance / dpa Foto: Michael Kappeler
Marco Buschmann (FDP), Bundesminister der Justiz, aufgenommen im Justizministerium bei einem Interview. © picture alliance / dpa Foto: Michael Kappeler
AUDIO: Brokstedt: Bundesjustizminister schaltet sich in Debatte ein (1 Min)

Messerangriff bei Brokstedt: Buschmann fordert Konsequenzen

Stand: 07.02.2023 07:17 Uhr

Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) fordert Konsequenzen aus dem Messerangriff von Brokstedt. Solche Fälle dürften sich nicht wiederholen, sagte der Politiker den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.

Nach Einschätzung von Buschmann haben sich die zuständigen Behörden in dem Fall nicht ausreichend ausgetauscht. Es sei zwar ein Verfahren eingeleitet worden, dass der Tatverdächtige Deutschland verlassen muss. Die dafür vorgeschriebene Anhörung des Mannes sei aber offenbar gescheitert, weil die zuständige Behörde ihn nicht erreicht habe - selbst dann nicht, als er wegen eines anderen Tatvorwurfs in Hamburg in Untersuchungshaft saß. Das könne nicht sein, so Buschmann.

Buschmann: Behörden sollen enger zusammenarbeiten

"Gerade jemandem, der sich mit seiner Gefährlichkeit regelrecht brüstet, darf eine Untersuchungshaft nicht zum Vorteil gereichen. Das ist absurd", so Buschmann weiter. Sein Ministerium habe den Justizressorts der Länder einen Vorschlag gemacht, wie Strafverfolgungs- und Ausländerbehörden enger zusammenarbeiten könnten, auch um ähnliche Fälle wie den in Brokstedt zu verhindern. So sollten Ausländerbehörden künftig nicht nur über den Erlass und die Aufhebung eines Haftbefehls informiert werden, sondern auch über die tatsächliche Inhaftierung oder Haftentlassung der betreffenden Person.

"Insbesondere die Anschrift der Haftanstalt und auch die Entlassungsanschrift wären mitanzugeben", erklärte Buschmann. "Die Durchführung von Anhörungen und den gegebenenfalls folgenden Abschiebungen dürfen nicht daran scheitern, dass Ausländerbehörden über diese Umstände nicht informiert sind."

Hamburgs Justizsenatorin Gallina unter Druck

Derzeit schieben sich die Behörden in Hamburg und Schleswig-Holstein in Bezug auf den Umgang mit dem mutmaßlichen Täter Ibrahim A. gegenseitig die Verantwortung zu. In Hamburg fordern Bürgerschaftsabgeordnete aller Parteien eine Sondersitzung des Justizausschusses. Die Opposition im Rathaus legt Hamburgs Justizsenatorin Anna Gallina (Grüne) den Rücktritt nahe. Anlass sind die neuen Einzelheiten zum Tatverdächtigen. Er soll sich während seiner Untersuchungshaft in Hamburg mit dem Attentäter vom Berliner Breitscheidplatz, Anis Amri, verglichen haben.

Thering © NDR
AUDIO: CDU-Politiker Thering: "Gallina nicht länger tragbar" (6 Min)

Eine Woche vor der Tat aus U-Haft in Hamburg entlassen

Ibrahim A. soll am 25. Januar in einem Regionalzug von Kiel nach Hamburg mit einem Messer auf andere Fahrgäste eingestochen haben. Zwei junge Menschen starben, fünf weitere wurden teils schwer verletzt. Der 33-jährige Palästinenser sitzt wegen des Verdachts des zweifachen Mordes und versuchten Totschlags in vier Fällen in Untersuchungshaft. Der mehrfach vorbestrafte Verdächtige war knapp eine Woche zuvor aus der U-Haft in Hamburg entlassen worden.

Weitere Informationen
Hamburgs Justizsenatorin Anna Gallina. © Screenshot

Fall Ibrahim A.: Justizsenatorin Gallina immer stärker unter Druck

Die Opposition in Hamburg wirft der Senatorin vor, dem Justizausschuss entscheidende Informationen vorenthalten zu haben. Sie fordert eine Sondersitzung. (06.02.2023) mehr

Ein Vollzugsbeamter geht in der JVA Billwerder in Hamburg einen Gang entlang. © picture alliance/dpa Foto: Ulrich Perrey

Ibrahim A. soll sich mit Attentäter Anis Amri verglichen haben

Der mutmaßliche Messerangreifer von Brokstedt soll während seiner U-Haft in Hamburg den Namen des Attentäters vom Breitscheidplatz genannt haben. (05.02.2023) mehr

Frauke Reinig spricht den Hamburg Kommentar. © NDR

Kommentar: Tödliche Messerattacke offenbart Schwächen des Systems

Der tödliche Messerangriff in einem Zug bei Brokstedt zeigt, wie lückenhaft das Rechtssystem ist. Frauke Reinig kommentiert. (04.02.2023) mehr

Ein Tatort am Bahnhof Brokstedt (Kreis Steinburg). © Daniel Friederichs

Messerattacke von Brokstedt: Was wir wissen

Fragen und Antworten zum tödlichen Messerangriff auf Insassen einer Regionalbahn zwischen Kiel und Hamburg. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 07.02.2023 | 06:30 Uhr

Mehr Nachrichten aus Hamburg

Jan Fedder als Polizist Dirk Matthies im Großstadtrevier © dpa Foto: Christian Charisius

Witwe von Jan Fedder versteigert weitere Erinnerungsstücke

Oldtimer, Plattenspieler, Feuerzeug: Gegenstände aus dem Nachlass des beliebten Hamburger Schauspielers kommen bei einem Online-Auktionshaus unter den Hammer. mehr