Kriminalität geht in Hamburg weiter zurück
Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD), Polizeipräsident Ralf Martin Meyer und LKA-Chef Mirko Streiber haben am Donnerstag die jährliche Kriminalstatistik vorgestellt. Demnach ist die Kriminalität im vergangenen Jahr auf den niedrigsten Stand seit 1979 gefallen.
Insgesamt sei die Kriminalität das sechste Jahr in Folge in Hamburg gesunken. Es wurden laut Polizei 186.403 Straftaten registriert, ein Rückgang um 8 Prozent gegenüber 2020. Die Aufklärungsquote lag mit 46,7 Prozent minimal unter der vom Vorjahr. Innensenator Grote erklärte den Rückgang vor allem mit den Corona-Maßnahmen. "Das vergangene Jahr war erneut stark geprägt durch die Corona-Pandemie", sagte der Senator. Der harte Lockdown bis Ende Mai mit Schließung der Gastronomie, Ausgangssperren, Alkohol- und Beherbergungsverbot sowie Homeoffice habe die Tatgelegenheiten reduziert, erklärte Meyer. Die Kriminalität habe sich teilweise ins Internet verlagert.
Minus-Rekord bei Wohnungseinbrüchen
Seit Beginn der Aufzeichnungen vor 50 Jahren habe die Polizei nie weniger Wohnungseinbrüche verzeichnet, hier gab es 2021 einen erneuten Rückgang um 36 Prozent auf 2.204 Taten. Auch dies sei unter anderem eine Folge der Pandemie: Weil die Menschen häufig von zu Hause aus arbeiteten, würden Täterinnen und Täter abgeschreckt, sagte Polizeipräsident Meyer.
Mehr Fahrräder als vor der Pandemie geklaut
Im vergangenen Jahr wurden 1.184 Autos gestohlen - 8 Prozent weniger als 2020. Fahrraddiebstähle haben dagegen gegenüber Vor-Corona-Zeit zugelegt: 14.300 Taten meldete die Polizei, das waren zwar 2 Prozent weniger als 2020, aber immer noch deutlich mehr als 2019.
Weniger Gewalttaten, aber mehr Tötungsfälle
Der seit Jahren rückläufige Trend bei der Gewaltkriminalität hielt auch im vergangenen Jahr an. Insgesamt wurden knapp 6.800 Taten registriert, ein Rückgang um 3 Prozent. Die Anzahl der Körperverletzungsdelikte sank im Vergleich zum Vorjahr nochmal um fast 9 Prozent. Der Rückgang auf den niedrigsten Wert seit 2004 sei vor allem auf die Abnahme der vorsätzlichen einfachen Körperverletzungen um 12 Prozent zurückzuführen, die Zahl der schweren und gefährlichen Körperverletzungen stieg dagegen leicht um 1,3 Prozent an. Die Zahl der Tötungsdelikte nahm um 33 auf 76 Fälle zu. Allerdings wurden nur neun Taten vollendet, genauso viele wie im Jahr davor.
Mehr Fälle mit verbotener Pornografie
Die Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung legte ebenfalls zu, dafür sei vor allem eine erhebliche Zunahme bei Fällen von Besitz und Verbreitung verbotener Pornografie verantwortlich - laut Innenbehörde wirkten sich hier auch der Trend zum Homeoffice und die 2021 in Kraft getretene Verschärfung des Sexualstrafrechts zum Schutz von Kindern und Jugendlichen aus. Deutlich gesunken seien hingegen die Zahlen der Vergewaltigungen, sexuellen Nötigungen und Übergriffe in besonders schweren Fällen sowie die Fälle sexueller Belästigungen.
Mehr Betrugsfälle im Internet und mit Schockanrufen
Insgesamt gab es neun Prozent weniger Betrugsfälle. Einen wachsenden Anteil daran haben Betrugsfälle mit Fakeshops im Internet: "Die Statistik zeigt eben auch, dass vieles ins Internet gegangen ist. Teilweise auch schwer zu erkennen, wenn ich an die Fake-Shops denke, die täuschend echt aussehen. Wo viele Leute geschädigt werden, ihr Geld hinsenden und nie Ware zurückbekommen. Da müssen wir auch Aufklärungsarbeit leisten", erklärte Meyer.
Zudem gab es im vergangenen Jahr rund 15 Prozent mehr gemeldete Schockanrufe. Rund 800 Mal wurde Opfern eine Notsituation von Angehörigen vorgespielt, um an Geld zu gelangen. Innensenator Grote versprach, auch trotz knapper Kassen weiter in Ausrüstung, IT und Personal bei der Polizei investieren zu wollen.
Über 800 Fälle von Impfpassfälschungen
Eine durch Corona neu in den Fokus gerückte Betrugsart hat im vergangenen Jahr einen starken Zuwachs verzeichnet. Die Anzahl der Impfpassfälschungen habe demnach stark zugenommen. Die zuständige Sonderkommission in Hamburg verzeichnete im letzten Jahr über 800 Fälle. Im Jahr davor waren es nur 14. Oftmals handele es sich dabei um Täterinnen und Täter, die vorher auch andere Delikte begangen haben. "Zum Beispiel im Zusammenhang mit Betäubungsmitteln stellen wir jetzt fest, dass auf einmal auch Impfausweise angeboten werden und ähnliches", erklärte LKA-Chef Streiber.
