Kommentar: Der Hauptbahnhof ist ein Spiegel der Stadt
Drogen, Dreck, Elend und überfüllte Bahnsteige - so erleben viele Hamburgerinnen und Hamburger den Hauptbahnhof. Die Zustände dort haben in der Stadt in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder für Debatten gesorgt. Jetzt muss die Politik wieder ran, meint Frauke Reinig in ihrem Kommentar.
Ja, getan werden muss etwas. Die Frage ist nur für wen und mit welchem Ziel. Wollen wir einen Hochglanz-Bahnhof, der für Touristinnen und Touristen die schöne Visitenkarte unserer Stadt ist? Oder etwas für die Menschen tun, die offensichtlich im Elend leben? Als das letzte Mal hart durchgegriffen wurde am Hauptbahnhof - unter einem Innensenator Ronald Schill - hat sich das Problem verlagert. Zum Beispiel an den Bahnhof Sternschanze und nach Altona. So einfach unter den Teppich kehren lassen sich die unschönen Seiten der Stadt nämlich nicht. Der Hauptbahnhof ist ein Spiegel der Stadt. Mit all den reichen und guten Seiten, aber eben auch mit Armut und Elend. Eben eine ehrliche Visitenkarte Hamburgs, keine schöngefärbte.
Menschen nicht ohne Alternative wegschicken
Mich stört mehr, dass so viele Menschen offenbar im Elend leben, als die Tatsache, dass ich sie am Hauptbahnhof sehe. Natürlich ist das kein schönes Umfeld für Reisende. Aber wenn wir Drogensüchtige und Obdachlose wegschicken, dann müssen wir ihnen ja sagen können, wohin sie gehen sollen. Sonst liegen die Junkies wieder in den Hauseingängen in St. Georg. Wie in den 1980er-Jahren, bevor das "Drob Inn" am Hauptbahnhof aufgemacht hat, wo Drogen sicher konsumiert werden können.
Neugestaltung des Platzes vor dem "Drob Inn"
Immerhin: Inzwischen ist das "Problem Hauptbahnhof" in der Hamburger Politik angekommen. Der rot-grüne Senat setzt dabei offenbar auf eine Doppel-Strategie: Etwas mehr soziale Hilfen für die obdachlosen und drogensüchtigen Menschen, etwas härteres Durchgreifen für das Aufhübschen der Visitenkarte. Konkret wird der Vorplatz des "Drob Inn" neu gestaltet - mit mehr Licht und mehr Sitzgelegenheiten.
Die Pläne schnell in die Tat umsetzen
Auch die neue Tagesaufenthaltsstätte für Obdachlose dürfte die Lage am Hauptbahnhof etwas entspannen. Außerdem sollen zwei Sozialarbeiterinnen und -arbeiter am Bahnhof eingesetzt werden. Ein extra "Kümmerer" der Stadtreinigung ist im Gespräch und die Polizei will ihre Präsenz nochmal verstärken. Bisher sind das allerdings nur Pläne, die jetzt schnell umgesetzt werden müssen.