Der LNG-Frachter Arctic Voyager an einem LNG-Terminal in Rotterdam. © picture alliance/dpa/ANP Foto: Lex Van Lieshout

Erleichterung und Kritik nach Absage für LNG-Terminal im Hafen

Stand: 07.10.2022 06:38 Uhr

Mit einem schwimmenden Flüssiggasterminal im Hamburger Hafen wollten Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) und Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) die Gasversorgung sichern. Nun hat der Senat das Vorhaben gestoppt. Hafenwirtschaft und Umweltschützer sind erleichtert.

Ausschlaggebend für das Aus des Vorhabens sind vor allem zwei Dinge: Die schwimmende Plattform sollte im Stadtteil Moorburg festmachen, gleich neben dem stillgelegten Kohlekraftwerk. Aber dort hätte man Unmengen von Schlick wegbaggern müssen. Hamburg hatte darauf gehofft, dass der Bund hilft. Das hat dieser jedoch abgelehnt.

Teile des südlichen Hafens wären abgeschnitten worden

Und der zweite Grund: Zumindest zeitweise wären weite Teile des südlichen Hafens abgeschnitten gewesen, weil Schiffe nicht mehr an der Plattform nebst Tanker vorbei gekommen wären. Unternehmen - zum Beispiel eine Raffinerie - hätten wahrscheinlich dagegen geklagt.

Kommt eine kleinere Lösung?

Jetzt zieht der Senat die Notbremse und hat dem Bund abgesagt für die große Plattform. Was Hamburg aber anbieten will, ist eine deutlich kleinere Lösung, bei der Flüssiggas mit Feederschiffen von Brunsbüttel nach Hamburg gebracht werden könnte. Wie das konkret aussehen soll und wann diese Variante vielleicht umgesetzt werden kann, ist völlig offen.

Reaktionen: Erleichterung und Kritik

Die Hafenwirtschaft hatte schon früh Bedenken gegen das Vorhaben angemeldet. Auch Umweltverbände begrüßten den Stopp der Pläne. Malte Siegert vom NABU sagte, Hamburg sollte sich lieber auf seine Pläne für "grünen Wasserstoff" konzentrieren. Erleichtert zeigte sich Stephan Jersch von der Linken. Er sprach von einem Gewinn für die Energiewende und die Umwelt, aber auch für Hafenbetriebe. Er kritisierte, dass die Stadt überhaupt so lange an den Plänen festgehalten hat. Götz Wiese von der CDU sagte, der Senat tue nichts, um das Energie-Angebot auszubauen. Das sei gefährlich für den Wirtschaftsstandort und die ganze Stadt.

Weitere Informationen
Ein Schiff, das Flüssiggas (LNG) geladen hat, liegt an einem Terminal. © picture alliance / AA Foto: Burak Milli

Geplantes LNG-Terminal in Hamburg: Weitere Probleme

Die Wasser- und Schiffahrtsverwaltung des Bundes hat Bedenken, Schlick vom geplanten Liegeplatz in Moorburg abzunehmen. (04.10.2022) mehr

Ein LNG-Schiff liegt an einem LNG-Terminal. © picture alliance/ANP | Sem van der Wal Foto: Sem van der Wal

LNG-Terminal in Moorburg? Hamburg bittet Habeck um Hilfe

Umweltsenator Kerstan sieht mehrere große Probleme für den Bau einer Flüssiggasanlage. In einem Brief bittet er den Bund um Hilfe. (12.09.2022) mehr

An den neu gebauten Anlegedalben für das zukünftigen Importterminal für Flüssigerdgas (LNG) finden Bauarbeiten statt. © dpa Foto: Sina Schuldt

Welche Perspektive haben die LNG-Terminals im Norden?

Terminals für Flüssiggas sollen helfen, russisches Erdgas zu ersetzen. Sind die Anlagen später für klimafreundlichen Wasserstoff zu gebrauchen? mehr

"LNG Powered" steht auf dem Rumpf eines beladenen Containerschiffs © picture alliance Foto: Christian Charisius

LNG: Fakten zu Flüssigerdgas und Projekten in Norddeutschland

LNG soll Deutschlands Energieversorgung sichern. Im Norden entstanden dafür mehrere Terminals, weitere sind geplant. Welche Vor- und Nachteile gibt es? mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 07.10.2022 | 06:00 Uhr

Mehr Nachrichten aus Hamburg

Drei Ärzte gehen einen Flur im Krankenhaus entlang © panthermedia Foto: Kzenon

Hamburg fordert Nachbesserungen bei Krankenhausreform

Der Bundesgesundheitsminister macht klar, dass das Vorhaben auf den Weg kommen soll. Auch Hamburg ist nicht zufrieden. mehr