Wie muslimische Mädchen an technische Berufe herangeführt werden
Viele Moscheegemeinden in Deutschland bieten grundsätzlich muslimischen Mädchen die Chance, regelmäßig in technische Berufe hineinzuschnuppern.
Samstagnachmittag in einer Moschee: Zehn junge Mädchen versuchen unter der Anleitung von Azza Raslan eine Schaukel, die sie selber gebaut haben, mit Hilfe von Magneten zum Schwingen zu bringen. Azza Raslan geht von Tisch zu Tisch, erklärt und hilft, wo es nötig ist. Die gebürtige Syrerin ist Ingenieurin, hat in Damaskus Elektrotechnik studiert: "Ich war das einzige Mädchen mit 124 Jungen, das war für mich richtig schrecklich. Als ich nach Deutschland gekommen bin und meine Master-Arbeit gemacht habe, war das leider nicht besser - ich war die einzige Frau in der ganze Gruppe. Als Frau finde ich das sehr schade, dass unsere Kinder nicht die Möglichkeit haben, es mindestens mal zu probieren."
Star Leaders Akademie: Naturwissenschaft, Kunst und Spaß
Um das zu ändern gründet die gläubige Muslimin, die seit 2009 in Deutschland lebt, kurzerhand die Star Leaders Akademie: "Die Star Leaders Akademie besteht aus vier Bereichen: "S" steht für "Science", "T" steht für "Technology", also alles rund um Technik, Roboter-Programmierung uns so weiter. Das "A" steht für "Arts" und hat mit Kunst zu tun, mit Bildung, mit Bauen. Und das "R" steht für "Recreation" - denn die Kinder brauchen immer viel Motivation zum Kreativ-Sein. Wir machen die Kurse in Schulen, in Moscheen, in Kirchen, überall."
Vor allem geht es darum, junge Mädchen ihre Scheu vor technischen Berufen zu nehmen - eine Scheu, die vielleicht aus dem Elternhaus oder der Schule herrührt. Zugleich sollen auch die Eltern dafür sensibilisiert werden, technische Begabungen ihrer Töchter zu erkennen und zu fördern.
"Die Moschee ist nicht nur ein Ort des Gebetes"
Der Workshop in der Moschee findet bei den Eltern Zustimmung, so wie bei Asma, einer jungen Mutter, deren Tochter an dem Workshop teilnimmt: "Die Moschee ist nicht nur ein Ort des Gebetes, wie viele sich das so vorstellen. Es war schon zu Zeiten des Propheten so, dass die Moschee eine Plattform ist, wo man zusammenkommt, wo man sich weiterbildet, wo man sich austauscht. Für uns ist ganz besonders wichtig, dass Kinder und Jugendliche - und insbesondere Mädchen - die Möglichkeit kriegen, sich in unserer Moschee zu entwickeln, auf allen Ebenen."
Azza Raslan zitiert eine Hadith, einen Ausspruch des Propheten: "Al ilmu faridatun alla kulli muslim wa muslima - da wird ganz deutlich gesagt: Das Lernen ist ein Muss für jede Muslimin und jeden Muslim."
Ziel des Kurses: Neugierig auf Technik machen
Für Azza Raslan macht es keinen großen Unterschied, ob sie in der Moschee, in der Kirche oder in der Schule ihren Workshop gibt. Hauptsache die Kinder haben ihren Spaß. Wie auch ihre eigene Tochter Sama, die am Kurs in der Grundschule teilnimmt.
Technik wird immer noch als Domäne der Männer gesehen. Da fällt es Frauen schwer, in diesen Bereichen Fuß zu fassen. Mehr noch vielleicht, wenn sie Musliminnen sind, und noch mehr, wenn sie ein Kopftuch tragen. Hier setzt der Kurs von Azza Raslan an. Er soll sie neugierig auf die Technik machen, sie darin stärken, es auszuprobieren, und dabei auf eigene Fähigkeiten zu vertrauen.