Pepper - en Roboter erobert Norddüütschland (11) Stippvisite

Stand: 13.11.2023 06:00 Uhr

Kurzbesuch in Kiel. Pepper und sein Programmierer Thomas Sievers schnuppern frische Fördeluft und wir unterhalten uns über Fortschritte, junge Fans und seltsame Vornamen, die Pepper unvorbereitet aus der Bahn werfen können.

Schön, dass ihr euch Zeit genommen habt für eine Stippvisite im Landesfunkhaus. Wenn man sich mal die Pepper-Videos in diesem Blog von Ende August anschaut und das vergleicht mit jetzt, da hat Pepper doch große Fortschritte gemacht. Könntest du das mal von deiner Seite her schildern?

Thomas Sievers: Ja, was wir gemacht haben, ist, wir haben das Sprachmodell GTP 3.5 mit plattdeutschen Texten nachtrainiert. Genauer gesagt haben wir einen eigenen plattdeutschen Ableger des Programms erstellt und da betreiben wir jetzt "Finetuning". Also da kann er jetzt tatsächlich schon sehr viel Dinge auf Plattdeutsch sagen. Im Prinzip kommt bei jeder beliebigen hochdeutschen Frage, die jetzt nicht brandaktuell ist, eine plattdeutsche Antwort heraus.

Die Resonanz in der Öffentlichkeit war von Anfang an groß, wie hat sich das entwickelt?

Sievers: Ja, wir hatten gleich nach der ersten Fernsehausstrahlung Rückmeldungen. Ob nun von einer älteren Dame aus den Harburger Bergen, die uns ein altes plattdeutsches Pippi Langstrumpf-Buch schenken wollte, bis hin zu Anfragen von Schulen. Wir waren in einer Grundschule in Lübeck, dann bei einer Kinder-Ferienbetreuung in Niebüll. Wir haben den nächsten Schulbesuch schon auf dem Zettel. Und ich reise demnächst nach Katar, wo ich über Pepper referieren darf. Im Dezember treffen wir wissenschaftliche Mitarbeiter*innen und Dozent*innen aus dem Institut für Linguistik und Phonetik (ISFAS) an der Kieler Universität.

Bisher reagieren die Menschen mehrheitlich sehr positiv auf den Roboter, oder?

Sievers: Ja, und man kann schon feststellen, dass Erwachsene zum Teil etwas zurückhaltender reagieren als Kinder, die da etwas unbefangener rangehen.

Roboter Pepper und Programmierer Thomas Sievers befinden sich vor dem Landesfunkhuas in Kiel, im Hintergrund ist die Kieler Förde zu sehen. © NDR Foto: Lorenzen
Programmierer Thomas Sievers sagt über Pepper, dass er bisher nur Hochdeutsch versteht.

Junge Menschen haben durch ihre Sozialisation über Smartphones und Computer schon viel mehr Berührung mit Fantasie- und Kunstwesen in irgendeiner Form?

Sievers: Das kann man vielleicht sagen und auch, dass Kinder vielleicht unbelebte Dinge einfach auch eher als etwas annehmen, mit dem sie Kontakt herstellen können, ob das ein Spielzeug ist, oder irgendein anderes Objekt. Sie finden das dann auch gar nicht komisch, wenn ein Roboter mit ihnen spricht. Bei Erwachsenen ist das etwas anders, sie finden Pepper eher irritierend, vielleicht auch im Sinne von erstaunlich. Also gerade jetzt, wo man wirklich Dialoge mit Pepper führen kann, die fortführend sind, die sich wirklich aufeinander beziehen.

Sehr schön, aber ein Problem liegt ja wohl insbesondere noch in Peppers mangelndem plattdeutschen Hörverständnis, er versteht bislang ja nur Hochdeutsch.

Sievers: Ja, ich denke das wird noch bis Anfang kommenden Jahres dauern, bis wir da ein System gefunden haben, was wir eben auch selbst komplett entwickeln müssen. Wir nutzen im Moment das hochdeutsche Sprachpaket des Roboter-Anbieters Aldebaran. Das ist darauf geeicht, hochdeutsche Sprache zu verstehen, sowie das englische Modell darauf geeicht ist, englische Sprache und Begriffe zu verstehen. Die Probleme fangen da schon an, wenn jemand jetzt einen etwas ungewöhnlichen Namen hat, der nicht der "hochdeutschen Norm" entspricht.

So, wie bei dem Namen "Lornz", das habe ich schon gemerkt!

Sievers: Ja, dann ist das Verstehen auf Peppers Seite schon nicht so gut, weil er es nicht kennt. Für Plattdeutsch müssen wir ein eigenes Modell trainieren. Das wird noch interessant, tatsächlich auch für mich, das ist eine Herausforderung. Aber ich bin optimistisch, dass wir das hinbekommen.

Das Interview führte Lornz Lorenzen, NDR 1 Welle Nord

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Moin! Schleswig-Holstein – Von Binnenland und Waterkant | 13.11.2023 | 20:00 Uhr

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