SHMF: Brahms-Konzerte in ganz Hamburg
In diesem Sommer gehört Hamburg auch ein bisschen zu Schleswig-Holstein - musikalisch jedenfalls. 28 Konzerte des Schleswig-Holstein Musik Festivals finden in Hamburg statt. Der Hamburger Johannes Brahms steht fast immer im Mittelpunkt.
Es ist für Hamburg fast ein bisschen beschämend, wie originell und kreativ das Festival aus Schleswig-Holstein den großen Komponisten Brahms neu beleuchtet und erklingen lassen kann. "Inside Brahms" heißt beispielsweise der Schwerpunkt mit allein sieben Konzerten in Brahms' alter Hood - im Gängeviertel, im Engelsaal und auf dem Panorama-Deck des Emporio-Hochhauses. In dieser Gegend wuchs Brahms in einfachsten Verhältnissen auf. Das Viertel war damals alles andere als piekfein. Spuren der Musiker-Kindheit findet man allerdings kaum noch, denn während Salzburg jede Hütte, an der Mozart mal vorbeigeschlendert ist, mit Gedenkplaketten zupflastert, hat die Freie und Abrissstadt Hamburg Brahms‘ Geburts- und Wohnhaus zuverlässig entsorgt.
Brahms mit Biergeruch und Zigarrenqualm
Jetzt startet das Schleswig-Holstein Musik Festival eine Brahms-Spurensuche. "Wir kehren zurück an diese Orte, auch wenn es die historischen Gebäude nicht mehr gibt", sagt Festival-Intendant Christian Kuhnt. "Wir wollen Brahms hier in einem Umfeld einer Musik zeigen, die damals dort in Tanzlokalen gespielt wurde. Ich bin fest davon überzeugt: Wenn wir das wissen, spielen wir Brahms auch anders. Da haben die Walzer dann weniger einen Wiener Dreivierteltakt als Biergeruch und Zigarrenqualm."
Klassiker in der Elbphilharmonie
Das Brahms-Requiem wird in der KZ Gedenkstätte Neuengamme erklingen. Thomas Hengelbrock kombiniert das Meisterwerk mit Bach und Musik des 20. Jahrhunderts von Bernd Alois Zimmermann. Ulrich Noethen und Wanja Mues lesen Texte. Im Michel, Brahms‘ Taufkirche, erklingt dessen Chormusik, in der Elbphilharmonie sind unter anderem die "Ungarischen Tänze" zu hören, und die Band "Wildes Holz" macht sich dort über die Walzer und Wiegenlieder des Komponisten her.
Zauberhafte Liebesgeschichte
Treu an der Seite des Festivals ist seit vielen Jahren die evangelische Kirche in Blankenese - diesmal am 15. Juli mit einer Konzertlesung über die Ménage à trois der Schumanns mit Brahms. "In diesem Programm mit Martina Gedeck wollen wir die unmögliche Liebe feiern", sagt Christian Kuhnt, "nämlich diese Dreiecksbeziehung zwischen Robert Schumann, Clara Schumann und Johannes Brahms, weil es einen Zauber hat, wie die drei miteinander umgegangen sind."
Baggerfahrer und Flugzeugbauer
Aber es gibt in diesem Hamburger SHMF-Sommer mehr als Brahms: Der singende Baggerfahrer aus der DDR, Gerhard Gundermann, und seine Songs stehen beispielsweise im Mittelpunkt des Open Air Konzerts am 24. Juli auf dem Gelände des Museums der Arbeit in Barmbek - mit Alexander Scheer und seiner Band. Und schon am 9. Juli wird es bei der Lufthansa-Technik im Hangar 7 explosiv: Der Percussion-Star Martin Grubinger gibt hier vor seinem Karriere-Ende eines seiner letzten Konzerte.