Virtual Reality im Museum: Auge in Auge mit dem Mammut
Natur und Geschichte zum Greifen nah - Virtual Reality im Museum macht es möglich. Insgesamt haben 13 Museen im Lüneburger Raum knapp drei Jahre lang an dem Projekt gearbeitet. Die Ergebnisse sind jetzt zu erleben.
Wenn sich vor den eigenen Augen der Boden plötzlich immer weiter entfernt, kann einem schon schlecht werden. Aber, wer schwindelfrei ist, kann beim neuen Virtual Reality-Projekt im Museum Lüneburg Geschichte hautnah erleben. Ob im Drohnenflug über einer alten Ziegelei, oder Nase an Schnauze mit Bunten Bentheimer Schweinen, wie es Besucherin Janet erlebt: "Man ist mitten im Stall. Die Schweine sind sehr nah an einem dran. So fühlt es sich zumindest an - oder man ist auch quasi im Maul des Schweins drin. Das ist schon sehr merkwürdig. Da weicht man irgendwie automatisch zurück."
Sechs Themenwelten machen Natur virtuell erlebbar
Thematisch befasst sich die Ausstellung mit der Verbindung von Mensch und Natur. In den sechs Themenwelten können die Museumsbesucher die Natur in ihrer Schönheit bewundern, wenn sich beispielsweise eine Heidelandschaft vor den Augen auftut, oder man förmlich in einem mannshohen Armeisenhaufen sitzt. Aber man bekommt auch einen Eindruck, wie die Natur eine Bedrohung für den Menschen sein kann. In der heutigen Zeit: Schulter an Schulter mit Feuerwehrleuten im Kampf gegen das Hochwasser. Oder in längst vergangener Zeit, wenn eine Gruppe Urmenschen plötzlich von einem Mammut attackiert wird.
Entwicklerteam der VR-Brillen arbeitete mit Comic-Szenen
Um so eine Szene für die VR-Brille umzusetzen, hat sich das Entwicklerteam eines Tricks bedient, schildert Museumsdirektorin Heike Düselder: "Wie soll man eine solche Szene im Video drehen? Deswegen sind wir auf Comic-Szenen zurückgegangen, um hier nicht 'Living History' nachzuspielen. Wir wollten ganz bewusst ein anderes Design haben."
In den VR-Brillen sieht Döselder eine große Chance, gerade für die kleineren Museen: "Wenn diese Museen sich nicht modern aufstellen und auch innovative Vermittlungsformate einbringen, dann besteht auch die Gefahr, dass es sie irgendwann nicht mehr gibt. Weil sie nicht attraktiv sind für junge Menschen, weil niemand sie leiten möchte, weil niemand sich ehrenamtlich einem solchen Museum widmen will."
Museum Lüneburg will jüngere Zielgruppen erreichen
Dass vor allem junge Museumsbesucher von dem neuen Angebot begeistert sind, weiß Finn Kassera zu berichten. Er betreut das Projekt im Lüneburger Museum und dient gewissermaßen als Wegweiser durch die virtuellen Themenwelten: "Es gibt durchaus den Unterschied, dass junge Menschen da leichter reinfinden, aber gleichzeitig finde ich es auch schön zu sehen, wie ältere Menschen das Spielkind in sich entdecken und super interessiert an die Sache herangehen."

Spannend ist es allemal, Geschichte spielerisch in einer Virtuellen Realität zu erkunden. Angst, dass irgendwann alle Museen nur noch virtuell zu erkunden sind, hat Heike Düselder nicht: "Der Blick auf die Exponate ist durch nichts zu ersetzen glaube ich. Aber man kann dem etwas an die Seite stellen und versuchen auch komplexere Zusammenhänge über ein Vermittlungsformat wie VR umzusetzen."
Nach und nach erwachen auch die Freiluftmuseen im Lüneburger Raum aus ihrem Winterschlaf und schon bald haben Besucher in allen 13 beteiligten Museen die Chance sich auf eine virtuelle Reise in die Vergangenheit zu begeben.
