Roboter druckt Skulptur im Sprengel Museum
Wenige Monate vor der internationalen Industriemesse "Hannover Messe" zeigt ein Industrieroboter im Sprengel Museum in Hannover, dass auch Künstlerisches in ihm steckt.
Aufwändig entwickelt und eigens programmiert, erschafft ein Industrieroboter im 3D-Druckverfahren derzeit die 7,5 Meter lange und zwei Meter hohe Skulptur "Sker" von Peter Lang. Als eines der ersten Museen zeigt das Sprengel Museum damit diese komplexe Verzahnung von analoger und digitaler Kunstproduktion.
In der geräumigen Eingangshalle des Sprengel Museums wächst ein ausladendes Skulpturenfeld aus dem Boden. Mit seinem Gelenkarm fährt Roboter "Swathi" immer wieder dieselben verschlungenen Linien ab, trägt Schicht für Schicht gefärbte Holzpaste auf. Von weitem erinnern die Außenflächen der Skulptur an Felsformationen, die Spuren von Ablagerungen aufweisen.
Island als Inspirationsquelle für "Sker"
Island, das Peter Lang drei Monate bereist hat, habe ihn zu Sker inspiriert, sagt der Künstler: "Das ist halt vulkanisch. Es sind Lavaschichten und tektonische Bodenverwerfungen, zum Beispiel Vestmanna Islands. Ich bin um die ganze Insel gereist, in alle Fjorde, an allen Klippen vorbei, an den hohen Felsabstürzen, das hat mich angetrieben. Im Grunde ganz klassisch: Natur- und Lichtbeobachtung im Metaverse, also im virtuellen Raum, umgesetzt."
Skizzen von Felsstrukturen, von Meer und Raum, die in der Ausstellung zu sehen sind, bilden die Grundlage für die virtuelle Arbeit. Peter Lang, geboren 1965 in Holzkirchen, interessieren unberührte Landschaften - in Chile, in den Alpen. Doch mit Sker entfernt sich der Maler und Druckgrafiker von der Natur.
Zwischen Realität und Cyberwelt
600 Stunden lang hat er mit VR-Brille, einem Pointer als Pinsel und einer virtuellen Farbpalette verbracht, um jene Linien zu zeichnen, die der Roboter jetzt in bunter Paste übereinander schichtet - der Zeichenprozess, eine Grenzerfahrung: "Das Auge hat eine optische Realität. Aber der Körper, also die Füße, fühlen die Realität des Bodens. Ich kann ja durch diese optische Realität durchgehen oder da drüber fliegen oder den Standpunkt wechseln. Und da sagt das Auge immer ja, das ist real, und der Körper sagt immer, da stimmt was nicht."
Und während sich das Publikum hinter der VR-Brille in geometrische Welten beamen kann, lässt Roboter "Iiwa" Pigmente aus Röhren fallen, die wie Orgelpfeifen aussehen. Vermischt mit Holzpellets werden sie zur Paste, mit der Roboter "Swathi" die Außenhaut der Skulptur aufschichtet. 230 Kilometer Strecke wird er am Ende zurückgelegt haben.
Wissenschaft, Technik und Kunst stimulieren sich gegenseitig
Eine Cyber-Plastik, die man analog nicht herstellen könnte, zumindest nicht mit diesem Werkstoff, sagt der Direktor des Sprengel Museums, Reinhard Spieler: "Er arbeitet da zum Beispiel mit Holz, das könnten Sie sonst nur schnitzen, weil Holz können Sie selber nicht additiv fertigen, also aufbauen wie jetzt mit Knetmasse oder Ton, sondern da müssten Sie es wegnehmen von einem Baumstamm. Und da kann man unmöglich so komplexe Formen schaffen. Das ist schon echtes Neuland. Und Sie können auch in Dimensionen arbeiten, die man eigentlich sonst nicht machen kann."
Es hat etwas Meditatives, Roboter "Swahti" beim 3D-Drucken zuzusehen. Die Schichten in Grautönen, warmem Gelb und Rot erinnern tatsächlich an Gesteinsformationen, ihr gekräuselter Grundriss an organisch gewachsene Korallen. Ein Kunstwerk, das alle Altersgruppen in seinen Bann zieht und das zeigt, was möglich ist, wenn sich Wissenschaft, Technik und Kunst gegenseitig stimulieren.
Roboter druckt Skulptur im Sprengel Museum
Ein Industrieroboter erschafft derzeit im 3D-Druckverfahren die Skulptur "Sker" von Peter Lang live im Sprengel Museum.
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Sprengel Museum
Kurt-Schwitters-Platz
30169 Hannover
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