Ostfriesland Biennale präsentiert Kunst rund um Ems und Dollart
Am Pfingstwochenende ist erstmals die Ostfriesland Biennale eröffnet worden und dauert bis zum 4. September. Das Ausstellungskonzept präsentiert 30 Künstler an 17 Orten und läuft bis zum 4. September.
Jeden Sommer erwacht die Region Ostfriesland aus dem Dornröschenschlaf und wird zum Ziel eines regen Kulturtourismus. Nicht nur die Kunsthalle und das Landesmuseum in Emden glänzen dann mit attraktiven Ausstellungen, es finden auch viel beachtete Orgeltage und zwei parallele Kammermusik-Festivals statt, die ihr Publikum vielfach an Orte locken, die sonst eher im Verborgenen liegen. Dieser Effekt soll sich jetzt noch verstärken: durch die Ostfriesland Biennale. Das Ausstellungskonzept hat ein eigens gegründeter Verein entwickelt.
Vor einem Jahr entstand die Idee zur Ostfriesland Biennale
Ostfriesinnen und Ostfriesen, die in der Fremde leben, bezeichnen sich als Buten-Ostfreesen. In einem deutschlandweiten Netzwerk von kunstbegeisterten und kunstaktiven Buten-Ostfreesen entstand vor einem Jahr die Idee, ein dezentrales Ausstellungskonzept für die Heimatregion ins Leben zu rufen, in das die vorhandenen Kultur-Institutionen mit eingebunden werden. Ein Verein wurde gegründet, und Initiatorin Ina Grätz hat den Vorsitz. "Damals war unsere Idee zunächst eine andere: Wir wollten fünf Künstler in fünf Orte einladen", erzählt Grätz. "Freunde haben diese Idee mitentwickelt - und so ist dieses Projekt immer größer geworden. Das hat eine eigene Dynamik entwickelt, die dazu geführt hat, dass aus den fünf Orten 17 Orte und aus den fünf Künstlern 30 Künstler geworden sind."
"Orte, die selbst viele Ostfriesen noch nie besucht haben"
Ilka Erdwiens, Sprecherin der Emder Kunsthalle, freut sich, dass es jetzt soweit ist. Gemälde, Skulpturen, Fotografien und Video-Installationen sind zu sehen, verteilt über ganz Ostfriesland und sogar darüber hinaus. "Die Biennale verknüpft ganz viele, tolle Orte, die selbst viele Ostfriesen noch nie besucht haben", sagt Erdwiens. "Das sind manchmal Parks, das sind ehemalige Burgen, Häuptlingsburgen, wie es in Ostfriesland heißt. Zum Teil sind es auch private Areale. Vor allem aber - und das finde ich toll: Es geht über die Grenze, es geht auch in die Niederlande."
Ursprünglich war vorgesehen, Kunstobjekte im Freien auszustellen, und dieser Plan ist auch noch erkennbar. "Das meiste ist open air. Das ist auch der Sinn: Dass nämlich Menschen, die sonst nicht so den Drang haben, diese Kulturinstitutionen aufzusuchen, ganz unvermittelt vor einem Kunstwerk stehen und sich damit beschäftigen können."
Besucher sollen sich auf Entdeckungsreise begeben
Bei der emsigen Planung sind aber auch Innenräume hinzugekommen, zum Beispiel im Auricher Kunstverein, der gerade rechtzeitig sein Domizil in einem idyllisch gelegenen sogenannten Teehäuschen fertigstellen konnte. Einige Ausstellungsorte beherbergen nur ein einziges Werk, an anderen Stellen sind Werke von mehreren der teils namhaften Künstler zu finden, erläutert die Biennale-Vorsitzende Ina Grätz. "Zum Beispiel ist der niederländische Künstler Constant Dullert im Steinhaus Bunderhee vertreten. Im Schlosspark in Lütetsburg gibt es Arbeiten von Monika Götz, Gregor Hildebrand und Henrik Eiden zu sehen. Da muss man sich ein bisschen länger in dem Park aufhalten, muss auf Entdeckungsreise gehen, um diese Arbeiten zu sehen und genießen zu können."
Motto lautet "Kunst & Landschaft"
Das Motto dieser ersten Ostfriesland Biennale lautet "Kunst & Landschaft". Natur- und Kulturlandschaft der Region werden in vielen der Arbeiten thematisiert, sagt Museumsleiterin Jasmin Alley. "Künstlerinnen und Künstler haben noch einen anderen Zugang - einen sinnlichen, ästhetischen, der nicht erklärt, sondern sichtbar macht", sagt sie.
Ausstellungen liegen an drei beliebten Radwanderstrecken
Wer alle Werke und Orte der Ostfriesland Biennale aufsuchen will, hat dafür ab jetzt drei Monate Zeit - und eine Route von rund 250 Kilometern vor sich, die praktischerweise drei beliebten Radwanderstrecken folgt. Das ist Absicht, betont Buten-Ostfreesin Ina Grätz. "Wenn wir an die ostfriesische Landschaft denken, dann ist die bei uns ganz eng damit verbunden, dass wir diese Landschaft mit dem Fahrrad erfahren haben", erklärt sie. "Diese Perspektive, die wünschen wir uns von unseren Besuchern, und können nur dazu animieren, sich Zeit zu nehmen und mit Ruhe und Gelassenheit sich diese Ausstellung anzuschauen, die Ostfriesland Biennale mit dem Fahrrad zu besuchen."
Biennale heißt "alle zwei Jahre". Die Initiatoren gehen davon aus, dass sich das mit Europa- und Landesmitteln geförderte Konzept etabliert. Ein Grund zur Freude für Ilka Erdwiens, die als Sprecherin der Emder Kunsthalle seit Jahrzehnten die Kunstszene in Ostfriesland beobachtet: "Das Projekt bringt richtig frischen Wind nach Ostfriesland. Jetzt sind hier überall neue Generationen, junge Frauen sind überall am Werke, als Museumsdirektorin, auch als Köpfe der Biennale. Das finde ich richtig toll."