Documenta: Kunsthaus Göttingen wird zum "Haus des Papiers"
Im Juni soll in Kassel die 15. documenta eröffnet werden, Göttingen wird mit dem Kunsthaus Göttingen zur Partnerstadt. Oberbürgermeisterin Petra Broistedt (SPD) spricht vom "Meilenstein für Göttingen".
Damit erfüllt sich für den Göttinger Verleger und Initiator des Kunsthauses, Gerhard Steidl, ein lang ersehnter Traum: Das Göttinger Verlagswesen und die documenta arbeiten zusammen.
Kunsthaus Göttingen wird während der 15. documenta zum "Haus des Papiers"
Nachhaltig soll die documenta 15 sein und ein großes Gemeinschaftsprojekt: In Kassel und in Göttingen. Das Kunsthaus in der Universitätsstadt wird während der documenta zu einem "Haus des Papiers", sagt Verleger Gerhard Steidl: "Bei uns im Kunsthaus Göttingen haben wir uns das Thema gesetzt 'House of Paper', also Arbeiten auf Papier. Wir sind kein Museum, sondern ein Ausstellungshaus, in das künstlerische Gegenstände hereinkommen und dann kommen sie wieder heraus. Arbeiten auf Papier sind Zeichnungen, Radierungen, Serigraphien, Lithographien, Fotografien, Plakate und auch Bücher."
Mehrere Phasen des Ausstellungsangebots ab Mitte Mai
Das Ausstellungsangebot läuft in mehreren Phasen ab: Ab etwa Mitte Mai werden im Kunsthaus Bilder aufgehängt, die sich ab Juni im Laufe der 100 Tage documenta langsam verändern sollen. "Mit den Künstlern und dem Publikum werden neue Bilder bearbeitet, die Bilder anders arrangiert und die Bilder aber auch gedruckt. Mit dem Publikum oder unter den Augen des Publikums wird dann ein Buch entwickelt, das nebenan bei uns gedruckt wird", so Steidl.
Dies wird im Verlagshaus von Gerhard Steidl stattfinden. Dann soll auch die Druckerei als Teil der documenta ihre Pforten für alle Interessierten öffnen. "Am Ende der Documenta nach 100 Tagen werden 30 Bücher fertig sein, die die Arbeit der Künstlerinnen und Künstler dokumentieren und das ist dann das Gedächtnis der documenta 15". Und das Ende einer gemeinsamen Reise der Künstlerinnen und Künstler, sagt die Generaldirektorin der documenta, Sabine Schormann: "Es wird Künstler-Residences geben, bei denen KünstlerInnen und Künstler vor Ort in Kunsthaus und Göttingen arbeiten, ihre Werke ausstellen, dass auch gemeinsam mit dem Publikum Dinge entwickeln und voranbringen, das ist ein sehr bunter bewegter Prozess, an dem viele Menschen teilhaben können. "Dies entspreche auch einem Prinzip der documenta 15.
documenta thematisiert umweltzerstörung durch Fracking
Die documenta in Kassel und Göttingen ist auch politisch. So wird die Umweltzerstörung durch Fracking in Nordamerika an der Grenze zu Kanada thematisiert. Auch die Abholzung des Regenwaldes am Amazonas stellen Künstlerinnen und Künstler kritisch dar: "Sie arbeiten sehr intensiv mit Menschen vor Ort zusammen und versuchen, hier einen neuen Ansatz für ein ökologischeres nachhaltigeres Leben zu finden. Das wird in Kunstwerke in Filme, in Interviews und Performances umgesetzt und wird dann auf diese Weise in Kassel erfahrbar", so Schormann. Dies solle im ständigen Austausch mit Göttingen geschehen.
Oberbürgermeisterin Petra Broistedt: "Ein echter Meilenstein für Göttingen"
Göttingens Oberbürgermeisterin Petra Broistedt (SPD) ist begeistert über diese neue Partnerschaft: "Für Göttingen, für den Kulturstandort, ist das ein echter Meilenstein, für das Kunstquartier hier auch. Und für das Kunsthaus ist das so etwas wie ein Upgrade, eine Vergoldung." Das Kunsthaus sei ein Raum, in dem zeitgenössische Kunst mit internationalem Renommee präsentieren werden solle. "Zur Documenta kommen jedes Jahr unzählige Künstlerinnen und Künstler weltweit und natürlich noch viel viel mehr Besucherinnen und Besucher. Wir hier in Göttingen werden dieses Jahr Teil davon sein", so Broistedt.
Darüber freut sich besonders der Göttinger Verleger Gerhard Steidl, der seit Beginn der 70er-Jahre fasziniert ist von der documenta - und jetzt Teil davon wird: "Alle fünf Jahre bin ich dort gewesen, früher alle vier Jahre, und habe gestaunt und gelernt. Diesmal mit dem Kunsthaus Göttingen Partner zu sein, ist natürlich ein Lebenstraum."
