Das Kunstjahr 2022 in Hannover: Doppelschau über Christiane Möbus
Kunst von Peter Lang im Sprengel Museum, eine neue Neonarbeit an der Fassade der Kestner Gesellschaft, die Suche nach einer neuen Leitung im Kunstverein Hannover und eine Doppelschau über Christiane Möbus - ein Ausblick auf das Kunstjahr in Hannover.
Das Führerhaus eines LKWs, getrennt vom hinteren Teil des Fahrzeugs, alleinstehend und bis auf Scheinwerfer und Blinker komplett schwarz gestrichen. An seiner Rückseite bauscht sich schwarzer Tüllstoff auf, durchsichtig wie Auto-Abgase und zugleich sehr ästhetisch.
Christiane Möbus wird 75 - Doppelschau 2022 in Hannover
"Schneewittchen" hat Christiane Möbus diese Arbeit 1994 genannt. Sie beschreibt eine Art Lebenskreislauf. "Das reicht im Grunde von Erinnerungen aus der Kindheit bis in die Jetztzeit.

Es hat zu tun mit etwas Märchenhaftem, durch den Titel, aber auf der anderen Seite ist es auch ein Objekt, das zeigt, dass etwas verstorben ist oder gestorben ist. Denn ich habe dieses Fahrerhaus auch von innen schwarz lackieren lassen, sodass man nicht aus den Scheiben gucken kann. Dann hat das eine Geschlossenheit, einen Abschied" sagt Möbus.
Fünf Meter große präparierte Giraffe von Möbus ab April im Sprengel Museum
Etwas zu entdecken, was man nicht erahnt und es dann mit einem poetischen Titel zu kontrastieren, das ist das wiederkehrende Prinzip im Werk der 1947 in Celle geborenen Künstlerin. Dabei bringt die langjährige Professorin an HBK Braunschweig und der UdK Berlin immer wieder ausgestopfte Tiere zum Einsatz.

Unter dem Titel "Küsse vom König" wird ab Ende April eine riesige, mehr als fünf Meter große, präparierte Giraffe die Besucher*innen des Sprengel Museums begrüßen, erzählt Kuratorin Gabriele Sand. "Christiane Möbus arbeitet mit Alltagsobjekten. Das sind Turngeräte genauso wie Koffer, zu denen wir auch alle mehr oder minder einer Beziehung haben. Objekte, die eine Funktion hatten, die wir definieren können. Aber sie baut sie um in Situationen, in Kontexte, die irritierend sind und die so eine fremd-vertraute Situation entstehen lassen", so Gabriele Sand.
Möbus-Doppelschau auf 4.000 Quadratmetern mit Arbeiten der 1970er bis heute
Von Arbeiten in den frühen 1970er-Jahren bis zu neuen Installationen reicht die Möbus-Doppelschau. Auf mehr als 4.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche im Sprengel Museum und im Kunstverein Hannover werden neben raumgreifenden Skulpturen Fotos, Gedichte und filmische Werke zu sehen sein, ein Querschnitt durch ihr Werk. Zweite Kuratorin ist die Direktorin des Kunstvereins Hannover, Kathleen Rahn, die in wenigen Wochen an das Kunstmuseum Marta in Herford wechselt.
Mathieu Kleyebe Abonnenc ab Februar in Kestner Gesellschaft
Die Kestner Gesellschaft präsentiert ab Ende Februar gleich vier künstlerische Positionen. Darunter sind Videos, Fotografien und Zeichnungen des Franzosen Mathieu Kleyebe Abonnenc, der sich in seinen Arbeiten mit der Kolonialgeschichte beschäftigt. Die Künstlergruppe FAMED aus Leipzig, die Themen wie Identität und Produktivität verhandelt, wird eine neue Neonarbeit für die Fassade der Kestner Gesellschaft entwickeln.
Ende 2022 - Italienischer Künstler Yuri Ancarini im Kunstverein Hannover
Am Ende des Jahres soll Yuri Ancarani in Hannover zu sehen sein. Der Kunstverein plant derzeit die erste institutionelle Übersichtsschau des italienischen Künstlers und Filmemachers, der mit seinen dokumentarischen Arbeiten männliche Privilegien enttarnt.
