"Grands Boulevards": Jugendstil im Oldenburger Schloss
Plakaten auf Papier wurden in der Zeit des Jugendstils um 1900 meist kein besonderer Wert zugemessen. Trotzdem haben etliche von ihnen den Weg in die Sammlung des Oldenburger Landesmuseums gefunden.
Eine junge Frau auf einem Plakat trägt riesige Mohnblüten und gelbe Weizenähren auf dem Kopf. Ihre langen Haare umspielen ihre Hüften wie die Ranken einer Pflanze. Sie hält einen Bierkrug in der Hand. Sogar der Schaum auf dem Getränk wirkt wie ein lebendiges Gewächs. Eine Bierwerbung aus dem Jugendstil. Kuratorin Kathleen Löwe versetzt die Besucher des Oldenburger Schlosses in die Zeit um 1900: "Mir war wichtig, dass die Besuchenden das Gefühl haben, hier langzuflanieren. Dass man hier auch ein bisschen das Gefühl bekommt, auf einem Grand Boulevard zu sein."
Plakatemotive berichten vom Ausdruck der Freiheit
Die großen Prachtstraßen in Metropolen wie Paris, New York oder München erinnerten damals an Kunstausstellungen unter freiem Himmel, sagt der Museumsdirektor Rainer Stamm. Der Stil mit den organischen Formen, zarten Ranken und wirbelnden Linien sei damals wie heute beliebt: "Damals war es eine Befreiung, sich nicht mehr an dem klassischen Formenkanon der Kunstgeschichte zu orientieren, sondern in Blüten, in Kleidern, in Bewegung überhaupt, neue unverbrauchte Formen zu finden und zu entdecken."
Farben- und Formenreichtum - eine kulturgeschichtliche Entdeckung.
Eigentlich sollte daraus zuerst eine kleine Kabinettausstellung werden - ein paar Blätter in zwei Räumen. Dann aber kamen rund 100 Werke zusammen, die jetzt auf neun Räume nach Themen geordnet verteilt sind, sagt Rainer Stamm: "Als wir die Bestände gesichtet haben, ist uns allen noch einmal klar geworden, was für eine exzellente, auch international bedeutende Plakatsammlung wir hier in Oldenburg haben."
Darunter sind berühmte Künstler wie Alfons Mucha. Seine Grafik der Schauspielerin Sarah Bernhardt als Kameliendame wurde weltbekannt. Die Pariserin verwendete das aufwändig ornamentierte Plakat auf ihren Amerikatourneen. Andere Plakate in der Schau preisen Konsumartikel an: Tabakwaren, Kaffee, oder Zeitschriften. Die Produkte rücken vor lauter Verzierungen teils in den Hintergrund.
Das Fahrrad als Motiv der Emanzipation
Etwas Besonderes ist die Werbung für Fahrräder. Denn auf diesen Plakaten radeln Frauen, betont die Kuratorin: "Es war wie ein Befreiungsschlag auch für die Frau. Sie konnte mobil sein. Sie konnte mit dem Fahrrad losradeln und das bewerben auch verschiedene Plakate. " Das Kaiser-Fahrrad etwa, auf dem immer auch eine fröhliche, junge Frau zu sehen ist. Das unterstreicht auch das florale Dekor.
"Grands Boulevards - Plakatkunst des Jugendstils" zeigt eine fröhliche Kunst, die Lebensfreude vermittelt und mitunter bei den Besuchern auch Erinnerungen weckt. "Ich muss sofort daran denken, dass ich früher auch Plakate aus Worpswede, Jugendstil in meiner ersten Studentenbude hatte", sagt eine Besucherin. Eine andere findet, die Ausstellung mache gute Laune. Mit wie viel Liebe würden hier Ausstellungsplakate gezeigt, bei denen das Produkt gar nicht so wichtig war. Es ging auch um eine ästhetisch schöne Darstellung. Das sei schön.
"Grands Boulevards": Jugendstil im Oldenburger Schloss
Zarte Ranken, organische Formen und exotisch anmutende Körper: Ein Wunsch nach Freiheit spricht aus den Motiven.
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- Ausstellung
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Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte im Oldenburger Schloss
Damm 1
26135 Oldenburg - Telefon:
- Telefon: (0441) 40570-400
- E-Mail:
- info@landesmuseum-ol.de
- Preis:
- Tageskarte + Sonderausstellung: 9 € regulär, 6 € ermäßigt
- Öffnungszeiten:
- Dienstag bis Sonntag 10 - 18 Uhr
Montags geschlossen.
