"Wir sind keine Schweine": Proteste gegen Ruangrupa-Künstler
Unter dem Motto "Wir sind keine Schweine" haben Jüdinnen und Juden am Donnerstag vor der Hamburger Hochschule für bildende Künste protestiert. Sie fordern die Absetzung der beiden Gastprofessoren Reza Afisina und Iswanto Hartono.
Nach der von Antisemitismusvorwürfen überschatteten documenta haben zwei Mitglieder des Kuratorenkollektivs Ruangrupa am 12. Oktober eine Gastprofessur an der Hochschule für bildende Künste (HFBK) angetreten. Jüdinnen und Juden protestierten am Donnerstag vor der Hochschule. "Die beiden dürfen nicht Professoren in Hamburg bleiben", sagt Shlomo Bistritzky, Landesrabbiner der Freien und Hansestadt Hamburg.
"Wir wollten hier nicht stehen. Aber in den vergangenen Tagen haben uns mehrere Gemeindemitglieder, Jüdinnen und Juden aus ganz Deutschland, zu diesem Thema angesprochen", sagt Bistritzky. Jemand, der "Juden mit Schweinekopf oder anderen Stereotypen" zeichne, dürfe seine Kunst nicht in Deutschland ausstellen. "Sie fühlen sich beleidigt und verletzt", so der Landesrabbiner.
Antisemitische Bildsprache auf der documenta
Schon im Vorfeld der Gastprofessur hatte es Proteste gegeben. Die Jüdische Gemeinde in Hamburg bezeichnet diese Anfang Oktober in einem Statement als "Schande für unsere Heimatstadt Hamburg". Die Semestereröffnung mit den beiden Ruangrupa-Künstlern Reza Afisina und Iswanto Hartono wurde nach 45 Minuten abgebrochen.
Dem Kuratorenkollektiv der diesjährigen documenta, Ruangrupa, wird unter anderem eine Nähe zur BDS-Bewegung, die einen Boykott Israels fordert, vorgeworfen. Kurz nach der Eröffnung der documenta Mitte Juni wurde eine Arbeit mit antisemitischer Bildsprache entdeckt und abgebaut. Auch danach wurden weitere Werke mit antijüdischen Stereotypen auf der documenta festgestellt.
HFBK-Präsident Martin Köttering will Dialog suchen
Reza Afisina und Iswanto Hartono beteuerten im Interview mit NDR 90,3 vor der Semestereröffnung am 12. Oktober, dass sie keine Antisemiten seien. "Wir verurteilen jede Form von Diskriminierung und Rassismus, genauso wie Tötungen und Gewalt", sagte Hartono
Hochschul-Präsident Martin Köttering wollte der Forderung, die Gastprofessoren auszuladen, bislang nicht nach nachkommen. "Ich glaube, dass die Kunsthochschule ein guter Ort ist, um das mit den Studierenden aufzuarbeiten", sagte der Präsident der Hochschule am 10. Oktober im Hamburg Journal. In diese Diskussion will er die beiden Gastprofessoren, Reza Afisina und Iswanto Hartono, einbinden. "Es ist besser mit ihnen zu sprechen, als nur über sie zu sprechen", so Köttering.
Mit Informationen von Christian Becker (Hamburg Journal) und Peter Helling (NDR 90,3).