Charlotte March-Ausstellung in Hamburg: Eine Sensation
Charlotte March war eine Hamburger Modefotografin, die vor allem in den 60er- bis 80er-Jahren für Magazine wie die Brigitte, den Stern oder die Vogue Italia fotografiert hat. Jetzt gibt es eine große Ausstellung in der Sammlung Falckenberg in Hamburg.
Eine junge Frau mit etwas zerzausten Haaren in einem langen Pullover stopft sich genüsslich ein paar Weintrauben in den Mund. Ein Bild von Model Gloria Friedrich fotografiert von Charlotte March 1962 für das Magazin twen. Lässig, zwanglos, elegant. Eigentlich soll es um den Pullover gehen. Doch Charlotte March stellt die Trägerin und das Lebensgefühl in den Vordergrund. Ein wesentlicher Aspekt ihrer Arbeit, erklärt Dirk Luckow. Er hat die Ausstellung mitkonzipiert: "Für sie gehörte der Mensch in den Mittelpunkt. Sie hat sozusagen statt die Mode oder die Pose oder das Klischee zu zeigen, immer eher so eine Art Porträt des Modells gemacht."
Charlotte March zeigt oft starke Frauen. Und sie präsentiert auch direkt den passenden Mann dazu. 1973 erscheint ihr Buch "Mann, oh Mann". Ein Vorschlag zur Emanzipation des attraktiven Mannes. Dieser Typ Mann räkelt sich - meist nackt - auf Betten oder schaut - ebenfalls nackt - verschmitzt mit einer Blume im Haar direkt in die Kamera. Manchmal schleckt dieser Typ Mann auch lasziv aus einem Martini-Glas. "Der macht alles, bloß eines macht er nicht: Er kümmert sich nicht um irgendeine Familie, er kümmert sich um keinen Beruf. Er ist kein Karriere-Hengst. Er ist all das nicht, sondern er ist einfach nur ein Objekt der Begierde. Und das war für die Rolle der Frau selbstverständlich, für den Mann aber eher unbekannt," so Luckow.
Offenheit ist die Grundlage für Charlotte Marchs Fotografien
Es gibt wahrscheinlich kaum eine andere Künstlerin, die Geschlechterrollen in dieser Leichtigkeit mal eben über den Haufen wirft. Generell gibt es keine zweite Künstlerin wie Charlotte March. Fragt man Dirk Luckow danach, was so besonders an ihr ist, wiederholt er zunächst nur ihren Namen - mit einem breiten Grinsen im Gesicht: "Charlotte March: Sie als Phänomen, als Hamburgerin. Die international ausstrahlte als Mode- und Werbe-Fotografin, wo es aber nie nur Mode und nie nur Werbung war."
March bringt sich Anfang der 50er-Jahre das Fotografieren selbst bei. In der Ausstellung ist zum ersten Mal auch ihr Frühwerk zu sehen: Fotos vom Nachkriegs-Hamburg und seinen Bewohnern. Fotos von ihren Reisen nach Ischia in Italien: Kinder, Tiere, Menschen auf der Straße oder bei der Arbeit. Und immer ist da dieser respektvolle und offene Blick. Diese Offenheit ist die Grundlage dessen, wie sie diese Welt wahrnimmt: Zufälle fallen in ihre Bilder, der Alltag interessiert sie, die Orte und auch wie sie gezeichnet sind von der Geschichte, interessiert sie.
Zwei Stockwerke mit Fotos voller Witz, Anspruch und Respekt
2005 stirbt March. Ihr Nachlass mit etwa 30.000 Aufnahmen geht wenig später an die Sammlung Falckenberg. Die Ausstellung mit den rund 300 Bildern ist nun eine Bestandsaufnahme über das Gesamtwerk dieser Ausnahmekünstlerin. Zwei Stockwerke zeigen die Vielfalt von Marchs Talents. Die Fotos voller Witz, Anspruch und Respekt gegenüber den Menschen vor der Linse. Es ist nicht übertrieben zu sagen: Diese Ausstellung ist eine Sensation.
Charlotte March-Ausstellung in Hamburg: Eine Sensation
Mit Leichtigkeit wirft die Modefotografin Geschlechterrollen über den Haufen. Die Sammlung Falckenberg zeigt 300 ihrer Werke in Hamburg.
- Art:
- Ausstellung
- Datum:
- Ende:
- Ort:
-
Sammlung Falkenberg Deichtorhallen
Hamburg
- Hinweis:
- Nur Sonntags von 12 bis 17 Uhr geöffnet
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