Miniaturwunderland-Gründer Braun: "Denken in der Superlative"
Das Miniatur Wunderland in der Speicherstadt ist Deutschlands beliebteste Touristenattraktion. Frederik Braun hat sie vor über zwei Jahrzehnten mit seinem Zwillingsbruder Gerrit erfunden.
Es ist eine riesige Erfolgsgeschichte - die große Welt in Klein. Schon als kleiner Junge hat Frederik Braun in Superlativen gedacht. Im Podcast "Feel Hamburg" erzählt er, wie er schon in seiner Kindheit zusammen mit seinem Zwillingsbruder Gerrit die Gleise quer durch die Altbau-Wohnung in der Brahmsallee verlegt hat.
Idee zum Miniaturwunderland entstand vor 22 Jahren
Die Idee für das Miniatur Wunderland hatte Frederik Braun vor 22 Jahren, am 13. Juli 2000. Es war im Urlaub in Zürich, als er dort in einem kleinen Modelleisenbahngeschäft stand. Er griff zum Telefon und erzählte seinem Bruder Gerrit von der Idee. Schwieriger war es allerdings, die Bank von diesem Plan zu überzeugen.
Der Mitarbeiter dort brach bei der Bitte um damals zwei Millionen Mark für eine Modelleisenbahn anfangs nur in schallendes Gelächter aus. Dieser fragte "Wo ist denn der Business-Plan?" Braun entgegnete damals: "Hier ist ein Blatt".
"Es gibt keine schönere Stadt in der Welt als Hamburg"
Die Aufgaben heute zwischen den Zwillingsbrüdern sind klar aufgeteilt. "Es ist so, dass wir unterschiedliche Sachen im Wunderland machen. Er ist der Techniker, tüftelt an neuen Ideen, und ich - man kann es so sagen, bin der Außenminister geworden."
Beide Brüder lieben die Stadt Hamburg. Sie kriegten tausende Angebote aus der ganzen Welt, um woanders weitere "Wunderländer" zu bauen, haben aber immer abgelehnt: "Jeder, der in Hamburg geboren ist, wird in der ganzen Welt diese Message verbreiten, dass es keine schönere Stadt in der Welt gibt. Deswegen kann ich mir auch niemals vorstellen, woanders zu leben, als hier in Norddeutschland", so Braun.
Die Hamburgerinnen und Hamburger würde auszeichnen: "Wir sind einfach offen, ehrlich, und realistischer als viele andere Menschen, und das tut uns Hamburgern so gut. Ich finde, das macht uns auch so beliebt in der Welt."
Das beste Stück Hamburg im "Miwula": Die Elphi
Die Frage danach, welches das beste Stück Hamburg in der Ausstellung ist, kann der Miwula-Gründer nicht so einfach beantworten. Auch, weil der Hamburger Teil gleich als erstes 2001 enstanden sei, als sie noch nicht ganz "die Fähigkeiten besaßen, richtig authentisch und echt nachzubauen". "Deswegen bin ich, ehrlich gesagt auf unseren Hamburg-Abschnitt gar nicht so stolz", und es werde immer wieder nachkorrigiert. "Wir haben natürlich auch eine Elphi" und ein winziges Eckchen der Hafencity gebaut.
Für die Touristinnen und Touristen, und gerade für die, die von von auswärts kämen "ist im Hamburger Abschnitt die Elbphilharmonie ein Knaller, weil die vorne auf Knopfdruck aufgeht". Seine Kinder würden ihn fragen, ob die echte Elbphilharmonie auch "in echt aufgeht", erwähnt Braun lachend. "Das ist schon ein Highlight im Miniaturwunderland".
Kreativität in der Kindheit im Harvestehude voll ausgelebt
Wichtig für die ganze Entwicklung zum Modellbauer war die Kindheit und Jugend in Harvestehude in der Brahmsallee, wo die Familie im Altbau zwischen zwei Grindel-Hochhäusern lebte. Die Behauptung, mitten in der Stadt könnten Kinder nicht spielen, sei nicht zutreffend. Er habe mit seinem Zwillingsbruder überall gespielt. Dort sei der Innocentia-Park gewesen - mit genug Grün. "Wir waren immer draußen, da habe ich meine ganze Fantasie, meine Kreativität ausleben können."
Mit der Modelleisenbahn unter der Badewanne durch
Sein Bruder und er hätten immer "in der Superlative gedacht. Sei es unsere kleine Modelleisenbahn, die wir nicht als Landschaft gebaut haben, sondern mit ganz vielen Gleisen quer durch die Wohnung, durchs Badezimmer, unter der Badewanne durch, die damals noch auf Füßen stand." Dann hätten sie Unfälle gemacht, die Bahn ab- und einen Monat später wieder aufgebaut. Und die Geschwister haben alles Mögliche gesammelt.
"Bierdeckel, Kronkorken, Zigarettenschachteln, alles! Das war natürlich genial mitten in der Stadt, weil es das alles gab. Wir sind dann Kioske abgegangen, Tante Emma-Läden, die es damals noch gab und haben die gebeten: 'Könnt ihr bitte eure Kunden fragen, ob sie die Zigarettenschachteln wieder mitbringen?'". So hätten sie Tausende von Zigarettenschachteln und Spardosen gesammelt, die es damals bei Banken umsonst gab. Die Zigarettenschachteln hätten sie irgendwann aufgehäuft und seien vom Schrank in ein "Zigarettenschachtelbad" gehüpft.
Früher eine eigene Disko in Hamburg
Im Podcast "Feel Hamburg" erzählt Frederik Braun außerdem, dass er früher eine eigene Diskothek in Hamburg hatte, warum das Wunderland über Nacht 15.000 "Facebook"-Fans verlor und wie er als fußballverrückter Fan den Nicht-Aufstieg des HSV verkraftet hat.
