Harburger Museum verlängert Ausstellung zu Heino Jaeger
Heino Jaeger ist Kult. Der Harburger war ein begnadeter Satiriker und Grafiker - mit einem ganz besonderen Humor. Das Stadtmuseum Harburg erzählt zu Jaegers 25. Todestag seine Geschichte und verlängert die Ausstellung bis zum 5. März 2023.
Telefonklingeln. "Hallo! Dr. Jaeger!" "Guten Abend, Dr. Jaeger. Mein Mann war früher bei der Pass-Abfertigung tätig..." Lebensberatungspraxis Dr. Jaeger. So hat er die Anrufsendungen von damals auf den Arm genommen - wie in diesem Sketch mit der Passkontrolle. Eine Frau beklagt sich, ihr Mann im Ruhestand kontrolliere nun sie zu Hause: "Immer, wenn wir ins Wohnzimmer wollen, müssen wir den Pass vorzeigen. Er begründet das damit: Ich könnte ja auch ein Fremder sein."
Genauer Blick auf seine Mitmenschen
Die scharfe Satire: Das ist der Jaeger-Sound. Der Hamburger Autor und Allround-Künstler Rocko Schamoni ist bekennender Fan - hat sogar einen Roman-Bestseller über ihn geschrieben: "Der Jaeger und sein Meister". "Dieser sezierende Blick!", schwärmt Schamoni. "Heino Jaeger hatte einen genauen Blick auf seinen Mitmenschen und seine Zeit, auf die Sprache - er war ein Sprachforscher und hat die Auswüchse und Perversionen der deutschen Sprache festgehalten. Das hat er wie kein anderer zu seiner Zeit getan. Was heute jemand wie Olli Dittrich macht, Heinz Strunck oder Helge Schneider."
Ein Pionier aus Harburg - hier geboren, aufgewachsen in den Trümmern der zerstörten Stadt. Vom Krieg traumatisiert. Jaeger begann seine Zeichenkarriere als wissenschaftlicher Zeichner im Harburger Museum, erzählt Museumsdirektor Rainer Maria Weiss: "Der arme Kerl hat also abertausende Scherben, Urnen, Eisenmesser aus Gräberfeldern gezeichnet. Er hat bei dieser trockenen Arbeit ganz feine Beobachtungen angestellt. Man erzählt sich, dass er dort schon seinen Chef, den Museumsdirektor, immer wieder perfekt nachgeahmt und parodiert hat, dass also schon damals genau das aufblitzte, wofür er später bekannt wurde."
Ausstellung und Festival
Das Harburger Stadtmuseum hat in den Archiven viele Bilder und Zeichnungen von Heino Jaeger gefunden und auch Zeitzeugen ausfindig gemacht. Am 7. Juli, seinem 25. Todestag beginnt nicht nur eine Ausstellung im Museum, sondern auch ein dreitägiges Festival mit Lesungen, einem Film und Gesprächen, erklärt Jens Brauer, der die Ausstellung plant. "Wir werden seine Harburger Wurzeln zeigen - auch im Bild - versuchen, in die Zeit einzutauchen und seine Vielschichtigkeit noch einmal zu dokumentieren."
Ende der 70er-Jahre war Jaeger auf dem Höhepunkt seiner Kunst: Die Zeichnungen perfekt präzise. Seine Satire maximal bissig. Doch dann kommt der Alkohol. Er verkehrt auf dem Kiez, tauscht im Salambo Zeichnungen gegen Schnaps. Er soll Salambo-Maler werden, das scheitert aber am Alkohol.
Tragisches Ende
Es ist ein tragisches Ende für einen Harburger, in dem viele einen facettenreichen, ja genialen Künstler sehen, sagt Rainer Maria Weiss. "Seine Fans und Biografen behaupten das, und wenn man sich in sein Leben vertieft, kann man etwas Genialisches herauslesen, was dann wie so oft in der 'Klapse' endet. Genie und Wahnsinn liegen dicht beisammen. Bei ihm endet es im Wahnsinn", so Weiss. Anfang der 80er-Jahre legt er in seiner Wohnung Feuer. Sein Atelier wird dabei vernichtet. Bald darauf kommt Jaeger in die geschlossene Psychiatrie und bleibt dort bis zu seinem Tod 1997.
Harburger Museum verlängert Ausstellung zu Heino Jaeger
25 Jahre nach seinem Tod erinnert das Harburger Museum mit einer Ausstellung an den Satiriker und Graphiker Heino Jaeger.
- Art:
- Ausstellung
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- Ende:
- Ort:
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Archäologisches Museum Hamburg und Stadtmuseum Harburg
Museumsplatz 2
21073 Hamburg
- Öffnungszeiten:
- Dienstag bis Sonntag von 10 - 17 Uhr
Montag geschlossen - Anmeldung:
- Tickets für die Ausstellung und die Heino-Jaeger-Festspiele über die Webseite des Museums: https://amh.de/
- Hinweis:
- Heino Jaeger-Festspiele im Stadtmuseum harburg: 7. - 9. Juli 2022
