Ernestine Tischbein: Gemälde aus Museum Altona wird restauriert
Der Maler Oluf Braren hat ein Porträt von Ernestine Tischbein gemalt, zu sehen im Altonaer Museum. Noch ist es im schlechten Zustand. Gudrun Kühl restauriert das Bild in ihrer Hamburger Werkstatt.
Noch immer sind alle Museen geschlossen. Das ist traurig, bietet aber viel Zeit für die Arbeit hinter den Kulissen - wie die Restauration. Das kommt auch einem Mädchen zugute. Ihr Name: Ernestine Tischbein. Sie hat vor gut 200 Jahren gelebt und ist in einem Porträt des Föhrer Malers Oluf Braren verewigt. Es stammt aus der Sammlung des Altonaer Museums und befindet sich in keinem guten Zustand.
Porträt von Ernestine Tischbein im gelben Kleid
Jetzt bemüht sich die Restauratorin Gudrun Kühl um die Rettung der kleinen Ernestine. Ein Besuch in ihrer Werkstatt in Hamburg-Osdorf.
Ernestine hat rotbraunes, ziemlich verwuscheltes Haar und trägt ein gelbes Kleid. Ihr Augen müssen blau gewesen sein - aber das erkennt man auf diesem Porträt von Oluf Braren kaum noch. Die erfahrene Restauratorin Gudrun Kühl weist auf die Schäden hin: "Das Papier ist stark brüchig, ist auch ziemlich verbräunt. Am Anfang konnte man durch die Schäden nicht so richtig erkennen, was dargestellt ist. Und die alte Restaurierung hat auch so einige Spuren hinterlassen."
Helle Werkstatt der Restauratorin Gudrun Kühl
In der hellen Werkstatt der Restauratorin liegt das Bild auf einem Tisch, daneben ein kleiner Spatel, Aquarellmalfarben und Lappen. Ernestine muss mit Samthandschuhen angefasst werden - sonst löst sie sich womöglich auf. Die gesamte obere Hälfte der Gouache, das sind deckende Wasserfarben, ist braun und das Papier bröselig. Irgendwann hat obendrein jemand zu Klebstoff gegriffen, um die einzelnen Papierfragmente wieder zu fixieren - und dabei leider auch Ernestine mit dem Klebstoff eingeschmiert.
Das ist nun die größte Herausforderung bei der Rettung des Bildes. Man müsse die Klebstoffe, die von der alten Restaurierung auf das Original drauf gelaufen seien, reduzieren. "Die Farbe ist wasserlöslich, das heißt, ich kann da nicht mit Lösemitteln, also Wasser, rangehen, weil ich dann auch die Originalfarbe ablösen würde", erklärt Kühl. Sie könne nur mechanisch herangehen, von oben vorsichtig zu einem gewissen Grad Reste abschaben. "Den Rest muss ich dann retuschieren."
Ernestine - Tochter des Malers Johann Tischbein
Ernestine muss um die zehn Jahre alt gewesen sein, als ihr Vater, der Maler Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, sie porträtierte. Tischbeins berühmtestes Gemälde ist das seines Freundes Goethe, den er als Reisenden in der italienischen Campagna malte.
Oluf Braren, der heute als der ursprünglichste unter den nordfriesischen Malern gilt, nahm Tischbeins Porträt als Vorlage für sein Bild der kleinen Ernestine. Braren hatte Tischbein auf einem Besuch bei dessen Zuhause in Eutin kennen- und schätzen gelernt. Als Würdigung des Malers nahm er das Bild Tischbeins zur Vorlage für sein eigenes.
Bild von Oluf Braren seit 1998 im Altonaer Museum
Seit 1998 befinden sich dieses stark beschädigte Bild, wie auch ein Skizzenbuch Brarens, im Besitz des Altonaer Museums. Neben der Restaurierung stellt sich noch eine Frage: Nämlich, ob Braren damals seine Farben selbst anmischte. "Ob man jetzt herausfindet, dass die Mineralien in diesem Pigment von Föhr stammen, das ist die Frage." Sie bezweifle, so Kühl, dass Braren Mineralien gesammelt, sie zerstoßen und dann zu Farben gemischt habe. "Aber da muss ich noch ein bisschen nachforschen."
Noch sieht Ernestine vornehmlich braun und verschwommen aus - aber immerhin strahlt ihr Kleid schon wieder in fast goldenem Gelb. Unter den Händen Kühls soll Ernestine wenigstens wieder ein bisschen zum Leben erweckt werden. Vielleicht bekommt sie ihre roten Bäckchen, die man auf der Vorlage von Tischbein deutlich sieht, zurück.
