Erstaunliche Tierchen: Ausstellung "Facettenreiche Insekten"
In Zoologischen Museum in Hamburg ist die Ausstellung "Facettenreiche Insekten" gestartet. Sie zeigt: Insekten sind die wahren Rekordhalter im Tierreich. Die Schau wandert anschließend an mehr als 20 Standorte im Norden.
Kurator Martin Husemann zeigt auf einen Tisch mit bunten, drehbaren Elementen - und schwärmt. "Hier stehen wir direkt vor unserem Rekordspiel", erklärt Husemann. "Einige haben riesenlange Ruten - wie dieser Monarch-Schmetterling. Andere fliegen über mehrere tausend Kilometer. Oder hier, der Bombardierkäfer: Der mischt zwei verschiedene Chemikalien in seinem Körper zusammen und schießt die dann als über 100 Grad heiße alkalische Substanz aus seinem Körper raus!"
Insekt beißt Kurator: "Tut weh - geht auch wieder vorbei"
Ein weiteres erstaunliches Tier: Der Iron Clad Käfer. Dieses Insekt hält es aus, wenn es ein Auto überfährt (bitte nicht nachmachen!). Der Insektenforscher Husemann leitet am Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels (LIB) in Hamburg die Abteilung Heuschrecken, Libellen, Wanzen und Wespen.
Eine Käferart kann sogar Taranteln lahmlegen - mit Bissen, die höllisch wehtun. Genau so schmerzhaft seien die Bisse des "Cow Killers", so Husemann. Er weißt, wovon er spricht, denn ihn hat der Kuh-Killer schon einmal erwischt: "Tut weh - aber es geht auch wieder vorbei."
Wehrhafte Überlebenskünstler
Insekten sind wehrhafte Überlebenskünstler. Einige leben auf Gletschern, andere in 1.000 Meter Tiefe im Baikalsee. Der Nebeltrinkerkäfer wiederum lebt in der Wüste und sammelt Tautropfen über sein hochgestelltes Hinterteil.
Eins macht diese kluge Ausstellung klar: Wo es krabbelt, kreucht und fleucht, da ist Leben. Sie bestäuben, sie bereiten Nährstoffe auf, zersetzen Kadaver und den Kuh-Dung auf den Wiesen. Sie sind Weltmeister der Vielfalt - und scheinbar unerschöpflich. Husemann: "Im Jahr werden 10.000 Arten neu beschrieben. Wir haben momentan rund eine Million beschriebene Arten. Es gibt aber schätzungsweise zwischen fünf und 30 Millionen Arten."
75 Prozent weniger Fluginsekten als vor 30 Jahren
Es gäbe also viel zu tun. Aber der Mensch selbst, beklagt Husemann, ist leider viel schneller darin, diese Vielfalt zu zerstören. Eine Studie hat herausgefunden, dass hierzulande etwa 75 Prozent der Biomasse der Fluginsekten in weniger als 30 Jahren verschwunden sind. Die Ausstellung zeigt nicht nur die Schönheit, sondern auch die Fragilität dieser kriechend-krabbelnden Welt. Und: Sie gibt Ansporn für ihren Schutz.
Wussten Sie, dass das Große Grüne Heupferd mit dem Ellbogen hört? Gleich am Anfang der Ausstellung steht ein großes Libellenmodell, liebevoll nachgebaut, wie ein gepanzerter Ritter mit Pilotenhelm.
Von Krabbeltieren überzeugt worden
Falls Sie kein Freund der Krabbeltiere sind: Ausstellungsmacherin Lioba Thaut ging es erst genau so, "doch ich habe jetzt durch die Beschäftigung mit dem Thema gemerkt, wie vielfältig Insekten sind, wie toll sie aussehen und was sie Wichtiges uns machen", sagt Thaut. "Ich glaube, es wird auch den Besuchern und Besucherinnen so gehen!"
In acht liebevoll eingerichteten Modulen können Kinder und Erwachsene das Leben der Insekten spielerisch miterleben. Kurator Husemann erklärt: "Wenn man diesen Hörer abnimmt, hört man verschiedene Geräusche, die von Insekten erzeugt werden. Und wenn man diese Klappen öffnet, kann man sehen, wer dieses Geräusch erzeugt."
Ödlandschrecken: Schönheit auf den zweiten Blick
Martin Husemanns Lieblingsinsekt ist eine Schönheit auf den zweiten Blick: "Ich selber arbeite mit Ödlandschrecken - die sind meine große Liebe. In Hamburg gibt es zwei Arten davon. Die sehen braun-grau aus, aber wenn sie ihre Flügel öffnen, sind sie himmelblau!"
Insekten - das sind Rekordhalter, Alleskönner und Lebensspender. "Das große Anliegen ist zu zeigen, wie toll und wichtig Insekten sind", so Husemann. "Wir müssen unbedingt etwas tun, um diese Vielfalt auch zu bewahren. Hoffentlich führte es dazu, dass die Leute sich mehr engagieren für Insekten - und eben nicht mehr drauftreten, sondern dem Tier über die Straße helfen."
Am 25. März startet "Facettenreiche Insekten" als identische Ausstellung am Staatlichen naturhistorischen Museum in Braunschweig. Später wandert die Schau an mehr als 20 Standorte im Norden.
Erstaunliche Tierchen: Ausstellung "Facettenreiche Insekten"
Die Schau ist im Zoologischen Museum in Hamburg gestartet - und wandert anschließend an mehr als 20 Orte im Norden.
- Art:
- Ausstellung
- Datum:
- Ende:
- Ort:
-
Zoologisches Museum
Bundesstraße 52
20146 Hamburg - Telefon:
- 040 428382276
- Öffnungszeiten:
- 10 bis 17 Uhr
