"Malcolm & Marie": Gestyltes Beziehungsdrama ohne Spannung
John David Washington und Zendaya spielen in "Malcolm & Marie" ein Paar. Das Beziehungsdrama in Schwarz-Weiß, das bei Netflix läuft, bleibt aber spannungslos.
Eigentlich wollte der Regisseur Sam Levinson seine Fernsehserie "Euphoria" fortsetzen, doch dann kam die Corona-Pandemie. Also beschloss er, mit seiner Hauptdarstellerin Zendaya und dem Schauspieler John David Washington ("Hauptdarsteller aus "Tenet") einen Film mit möglichst wenig Darstellern und Aufwand zu drehen. Das Ergebnis ist "Malcolm & Marie", ein Zweipersonenstück als Beziehungsdrama.
"Malcolm & Marie" - Zweipersonenstück als Beziehungsdrama
Die Stimmung ist ziemlich gelöst um ein Uhr nachts. Denkt Malcolm jedenfalls. Gerade wurde sein neuer Film auf der Premiere in Los Angeles als Erfolg, Entdeckung, Sensation gefeiert. Jetzt will Malcolm mit seiner Freundin Marie zu Hause weiterfeiern, im schicken Strandhaus mit den großen Fenstern. Aber sie macht ein Fass auf. Und nicht nur eines. Da hat sich wohl was angestaut.
Zendaya und John David Washington streiten unablässig
Noch ahnt Malcolm nicht, wie tief Marie verletzt ist. Bis vor ein paar Jahren war sie drogenabhängig. Offenbar hat er einige ihrer Erfahrungen aus dieser Zeit für sein Drehbuch verwendet, das von einer afroamerikanischen Drogenabhängigen handelt - doch bei der Premiere dankte er allen, nur nicht ihr. Seine Freundin fühlt sich ausgebeutet, beschimpft ihn als Imitator, Nachahmer, Dieb.
Sam Levinsons Film ist ein Kammerspiel im luxuriösen Ambiente. Zendaya und John David Washington verwandeln das schicke hölzerne Haus in einen imaginären Boxring. Wir erleben den Kampf eines Paares miteinander, umeinander, gegeneinander. Es geht um die Frage, was Kunst ausmacht: die authentische Erfahrung? Oder die Bearbeitung?
Mäßige Synchronisation der durchgestylten Netflix-Produktion
Warum will in diesem Film, in dem alles auf Spannung und Konfrontation hinausläuft, dennoch keine Spannung aufkommen? Weil das Ambiente zu geschleckt und durchgestylt ist. Weil das Licht in den kontrastreichen Schwarz-Weiß-Bildern immer gleich wirkt. Modemagazinhaft. Weil das Drehbuch die Konfliktthemen mechanisch abhakt. Und weil die beiden Darsteller bei jedem Streitkapitel eine durchgängige Tonlage halten, ohne sie in den Dialogen oder einzelnen Sätzen zu variieren. Es liegt eben nicht nur an der mäßigen deutschen Synchronisation, dass die Sätze blutleer wirken.
Zendaya wird zum dekorativen Element
Wenn Malcolm spricht, liegt Marie in der Badewanne. Doch nicht nur in dieser Szene behandelt Sam Levinson seine Hauptdarstellerin wie ein dekoratives Element. Marie beginnt den Film in einem tiefausgeschnittenen Glitzerkleid, läuft die zweite Hälfte in knapper Feinrippunterwäsche herum, sitzt auf dem Klo, cremt sich ein, zieht sich um.
Ausgiebig zeigt die Kamera ihre langen Beine, ihren Po - er hingegen trägt fast bis zum Schluss des Films schwarze Hose, weißes Hemd und Schlips. Immer wieder nimmt er Denkerposen ein, während sie ausgestellt wird, nicht nur physisch.
Erst als Malcolm einen Wutausbruch gegen die Scheinheiligkeit des Filmbusiness bekommt, nimmt Sam Levinsons Drehbuch Fahrt auf. Aber nicht der Film. John David Washington hüpft wie ein wilder Watz, stürmt nach draußen, wedelt mit den Armen, doch der Text wirkt auch hier wie aufgesagt. Das letzte Wort überlässt Sam Levinson einem versöhnlichen Jazz-Geplänkel. Die Musik passt zu seinem Film, der Entladung, Eklat, Exorzismus sein will - und doch aus allem eine Pose macht.
Malcolm & Marie
- Produktionsjahr:
- 2020
- Regie:
- Sam Levinson
