Animationsfilm aus Hamburg: "Maurice der Kater" beim Europäischen Filmpreis

Stand: 04.12.2023 18:50 Uhr

Der zum großen Teil in Hamburg produzierte Animationsfilm "Maurice der Kater" lief im Januar beim US-Filmfestival Sundance. Er ist beim Europäischen Filmpreis als Bester Animationsfilm nominiert.

von Danny Marques

Robert Redford hat mal ein Filmfestival gegründet, das Sundance im US-Bundesstaat Utah. In der Animationssparte wird dieses Jahr "Maurice der Kater" gezeigt. Die Produktion wurde zu weiten Teilen in Hamburg-Altona entwickelt, animiert und produziert. Ein Platz beim Sundance ist eine seltene Ehre für deutsche Filme, dementsprechend groß die Freude bei den Machern.

Bastian Pastewka spricht Kater Maurice in deutscher Fassung

Ein Animationsfilm aus Hamburg - vor den Augen der Welt in Sundance. Produzentin Emely Christians ist noch ein bisschen ungläubig: "Das ist für uns nicht Tagesgeschäft, dass unser Film in Sundance gezeigt wird. Das ist für uns das erste Mal. Ich weiß nicht, wie viele Hamburger Produktionen schon da waren, aber das ist schon speziell. Und: wir sind eingeladen, wir haben uns noch nicht mal selber beworben." "Maurice der Kater" heißt der Streifen und ist die Verfilmung einer Geschichte des britischen Kultautors Terry Pratchett.

VIDEO: Bastian Pastewka leiht Kino-Kater "Maurice" seine Stimme (2 Min)

Maurice ist ein sprechender Kater. Ziemlich frech zieht er mit einer Horde Ratten von Stadt zu Stadt und tut so, als wäre er der große Rattenfänger. Mit einem ziemlich losen Mundwerk, in der deutschen Fassung gesprochen von Bastian Pastewka.

Ihr habt Ratten! Rosa Nasen voller Tücke. Passen durch die kleinste Lücke. Stehlen, Fressen, Kratzen, Fiepen. Klettern, Springen, Schmatzen, Piepen. Filmzitat

"Maurice der Kater": Fast acht Jahre von der Filmidee zum Kinostart

Fast acht Jahre hat es von der Idee bis zum Kinostart gedauert. Über zehn Millionen Euro hat die Produktion gekostet. Für deutsche Filme ist das enorm. Im Vergleich zu amerikanischen Animationsfilmen sind das aber Peanuts. So hat Disney zum Beispiel für den letzten "Eiskönigin"-Film fünfzehnmal so viel Geld ausgegeben, weiß Produzentin Emely Christians: "Normalerweise ist es so, dass die US-amerikanischen Animationsfilme ganz gut in Deutschland funktionieren. Diesmal ist es so, dass unser deutscher Film in den USA erfolgreich zu sein scheint. Wir planen gerade einen wirklich großen Kinostart in den USA."

Stimmen in der englischen Fassung: Hugh Laurie und Emilia Clarke

In 2.000 US-Kinos lief der Film Anfang Februar. In der englischen Fassung sprechen unter anderem Hugh Laurie ("Dr. House") und "Game of Thrones"-Star Emilia Clarke. Insgesamt gab es Kinostarts in mehr als 70 Ländern.

Szene aus den Animationsfilm "Maurice der Kater". Ratten proben den Aufstand. © Telepool
"Maurice der Kater": Der zum Großteil in Hamburg entstandene Film ist nominiert mit vier weiteren Produktionen als bester Europäischer Animationsfilm 2023.

Alles hat in Hamburg-Altona, um die Ecke vom Ikea, seinen Ursprung genommen. "Wir haben das Development hier in Altona gemacht, inklusive Drehbuch. Das Design, die gesamte Pre-Production, das Storyboard, das ist alles hier in Hamburg entstanden", berichtet Christians.

Storyboard: Das ist eine Art Comic, in dem jede Szene des Animationsfilms vorher einzeln gezeichnet wird. Emely Christians hat mit ihrer Ulysses Film produziert, animiert hat das Studio Rakete, das gerade mal ein Stockwerk tiefer im selben Gebäude sitzt. Dazu kam noch eine Firma aus England. Ohne Partner könne man ein Projekt dieser Dimension in Europa nicht alleine umsetzen, sagt Emely Christians. Dazu wurde eine digitale "Pipeline" nach Sheffield geschaffen.

Jetzt ist der Film fertig und Emely Christians hofft auf gute Besucherzahlen, beim Sundance - und dann insbesondere beim US- und beim deutschen Kinostart. Für die Zukunft gibt es bereits Ideen für Fortsetzungen, die Arbeit soll aber weiterhin in Hamburg gemacht werden.

"The Guardian" schreibt: "Liebenswerteste Ratten seit 'Ratatouille'"

"Wir sind in Hamburg sehr gut aufgestellt, was kreative Talente angeht, da sind wir sehr froh. Wir gucken zwar immer nach neuen Juniors, aber im Prinzip können wir so eine Produktion aus Hamburg stemmen." Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Maurice ist bis aufs x-te Härchen perfekt animiert. Der Film hat Zug, ist lustig und kurzweilig. Die britische Rezension der Zeitung "The Guardian" schreibt: "Der Film hat eine Menge Charme - und hat die liebenswertesten Ratten seit Ratatouille".

 

Weitere Informationen
Ein Passant schaut in den Ticketschalter des Egyptian Theatre, bevor das Sundance Film Festival 2023 beginnt. © picture alliance/dpa/Invision/A Foto: Chris Pizzello

Sundance-Festival: Was macht einen guten Independent-Film aus?

Sundance ist ein wichtiger Termin für den unabhängigen Film. Ein Gespräch mit Helge Albers, Geschäftsführer der MOIN Filmförderung. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Journal | 19.01.2023 | 16:20 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Spielfilm

Eine junge Frau sitzt auf einem Bett, zwei Männer sitzen am Bettrand neben ihr und lächeln (Szene aus "Challengers" von Luca Gadagnino mit Zendaya) © Niko Tavernise / 2023 Metro-Goldwyn-Mayer Pictures Inc.  All Rights Reserved. Foto: Niko Tavernise

Filme 2024: Diese Highlights kommen ins Kino

2024 locken Blockbuster wie "Alles steht Kopf 2" und "Gladiator 2" ins Kino. Auch von Nora Fingscheidt, Moritz Bleibtreu und vom "Joker" gibt's Neues. mehr

Der Arm einer Frau bedient einen Laptop, der auf einem Tisch in einem Garten steht, während die andere Hand einen Becher hält. © picture alliance / Westend61 | Svetlana Karner

Abonnieren Sie den NDR Kultur Newsletter

NDR Kultur informiert alle Kulturinteressierten mit einem E-Mail-Newsletter über herausragende Sendungen, Veranstaltungen und die Angebote der Kulturpartner. Melden Sie sich hier an! mehr

NDR Kultur App Bewerbung

Die NDR Kultur App - kostenlos im Store!

NDR Kultur können Sie jetzt immer bei sich haben - Livestream, exklusive Gewinnspiele und der direkte Draht ins Studio mit dem Messenger. mehr

Mehr Kultur

Lars Eidinger im Gespräch mit dem NDR © Screenshot

Eidinger: "Es gibt kein Stück, in dem ich nicht am Ende sterbe"

Zwischen Trauer, Komik und Tragik spielt Eidinger den Dirigenten Tom Lunies - das Alter Ego von Regisseur Matthias Glasner. Für den Schauspieler ist der Tod eine große Unbekannte. mehr