Das Konzert
Montag, 01. März 2021, 20:00 bis
22:00 Uhr
Bei ihren ersten Konzerten nach dem Corona-Lockdown im Frühjahr 2020 spielten die Dresdner Philharmoniker an drei Abenden hintereinander sämtliche Pariser Sinfonien von Joseph Haydn in Kombination mit frühen Kammermusiken von Paul Hindemith.
Die Idee stammte vom Chefdirigenten selbst, Marek Janowski: Er teilte das Orchester pandemiegerecht in drei Gruppen und bot so allen Musikerinnen und Musikern die Gelegenheit, bei dieser nicht öffentlichen Hörfunkproduktion mitzuwirken. Gleichzeitig schlug er eine Klangbrücke von 150 Jahren und stellte den erfolgsverwöhnten Sinfoniker Haydn dem "Bürgerschreck" Hindemith gegenüber.
Reiche und verschiedenartige Entwicklungen
Den Rahmen bilden die Werke, die Haydn Mitte der 1780er-Jahre im Auftrag der Pariser Konzertgesellschaft "Concerts de la Loge Olympique" geschrieben hatte - für ein ungewöhnlich großzügiges Honorar von 1600 Francs. Ein ehrenvoller Auftrag aus einer Weltstadt für einen Hofkapellmeister aus der Provinz. Doch die Pariser liebten Haydns Musik und konnten gar nicht genug davon kriegen. Der Komponist dagegen kannte zwar Paris nicht, doch er wusste um die Qualitäten der Musiker und bestand die Bewährungsprobe mit Bravour. Das Orchester der Uraufführung setzte sich angeblich aus 50 Streichern und doppelt oder sogar dreifach besetzten Bläsern zusammen, und die Resonanz auf die sechs Sinfonien war hervorragend. "Jeden Tag versteht man sie besser", kommentierte ein Rezensent, "und aus diesem Grunde bewundert man die Werke dieses vielseitigen Genies jeden Tag mehr. Jedes seiner Stücke ist sehr gut gemacht, von einmaligem Inhalt und zeigt die reichsten und verschiedenartigsten Entwicklungen."
"Bad Boy" der neuen Musik in Deutschland
Ganz anders die Reaktion auf Paul Hindemiths Kammermusiken aus den 1920er-Jahren. Diese sieben Stücke stellen einen radikalen Bruch mit der Tradition dar: Die Klangwelt des 19. Jahrhunderts und das Pathos des Expressionismus werden ersetzt durch radikale Sachlichkeit. Ein kleines Ensemble löst das monumentale Orchester der Jahrhundertwende ab. Sechs dieser Kammermusiken sind als Konzerte für ein Soloinstrumente konzipiert, darunter Violine, Viola und Cello.
Hindemith wollte bewusst provozieren und gelegentlich sogar schockieren, aber er konnte auch verspielt und humorvoll sein. Und damit schlagen einige seiner Kammermusiken dann doch wieder den Bogen zurück zu Haydn.
