Wie arbeitet der Orgelreiniger der Elbphilharmonie?
Vor vier Jahren wurde die Elbphilharmonie eröffnet, und bereits jetzt wird die große Orgel komplett gereinigt. Eigentlich war diese Arbeit für den Sommer eingeplant, doch nun wird der Lockdown dafür genutzt. So haben die Orgelbauer mehr Zeit und auch Ruhe.
Eng ist es, im Verborgenen hinter der weißen Haut der Elbphilharmonie, sehr eng. Ganz schmale Wendeltreppen führen durch unzählige Orgelpfeifen in allen Größen: mal eckig aus Holz, mal rund aus Zinn. Warm ist es, schummriges Licht zwingt dazu, genau zu gucken, wo man hintritt, auf dem Weg ganz nach oben. Dort stellt der Orgelbauer Hendrik Dünnebacke vorsichtig ein Meter lange Metallpfeifen wieder an ihren Platz.
Reinigen der bis zu elf Meter langen Orgelpfeifen ist Sisyphusarbeit

Er erzählt, sie seien gerade dabei, das Register Prinzipal 4' (das bedeutet: 4 Fuß) wieder einzusetzen. Sie hätten alle Pfeifen vom Staub bereinigt und mit einer Flaschenbürste durchgebürstet, ausgesaugt und von außen mit einem trockenen Lappen ausgewischt. Das ist eine Sisyphusarbeit: Die Orgel hat insgesamt 4.765 Pfeifen.
"Die müssen wirklich alle für die Reinigung einzeln ausgebaut, vorsichtig geputzt und wieder eingebaut werden", erklärt Orgelbaumeister Philipp Klais, der diese Orgel gebaut hat. "Von den kleinsten Pfeifen, die haben ja nur so eine klingende Länge von 11 Millimetern, bis hin zu den ganz großen mit einer Gesamtlänge von 11 Metern."
Die größte der Pfeifen ist aus Holz und endet knapp unter dem Dach der Elphi. Von oben kann man hinein gucken - das ist schwindelerregend, denn das Ende der Pfeife, das bis in den Keller reicht, ist kaum zu erkennen. Seit einer Woche putzen die insgesamt fünf Orgelbauer von morgens bis abends. Zu hören ist nichts, jedenfalls keine Musik - die Orgel ist komplett verstummt.
Sensible Bereiche der Orgel beim Putzen auslassen
Gearbeitet wird hochkonzentriert, denn Putzen kann auch zerstören, wenn man nicht aufpasst: Es sei die größte Herausforderung, darauf zu achten, dass sie die Pfeifen saubermachten, aber nicht in den ganz sensiblen Bereichen, die an der Pfeife Veränderungen hervorriefen, so dass sie hinterher anders klinge. Natürlich könne man das nicht ganz vermeiden, das werde klanglich wieder sorgfältig ausgeglichen und angepasst, so Klais weiter.
Klangliche Einstellung erfordert absolute Ruhe
Wenn diese Intonierung, diese Klangeinstellung beginnt, dann wird im Großen Saal der Elbphilharmonie erstmal tagelang absolute Stille herrschen. Klais erläutert: "Mit den klanglichen Abstimmungsarbeiten möchten wir schon in der kommenden Woche beginnen weil das ein längerer Prozess ist. Während die Einen noch unten einregulieren, also einbauen, sind die Anderen oben schon dabei, diese klanglichen Abstimmungen durchzuführen."
Baustaub steckte noch in der Elphi-Orgel
Normalerweise muss man eine Orgel nur alle zehn bis 15 Jahre reinigen. Dass die Elphi-Orgel schon vier Jahre nach der Eröffnung reif ist, liegt schlicht noch am alten Baustaub aus der Einbauphase. Das sei, wie man das von Renovierungen Zuhause kenne. Das staube unheimlich und brauche erstmal, bis sich alles setze. "Den Baustaub machen wir jetzt weg, wir reinigen einfach nochmal die gesamte Orgel von oben bis unten", führt Klais weiter aus. Bis Ende Januar soll die Orgel wieder strahlen und frisch gestimmt sein. Damit dann, wenn es endlich wieder losgeht, die Königin der Instrumente unter den Händen der Elphi-Organistin Iveta Apkalna wieder zum Leben erwacht.
