Schwerins Ballettdirektorin Xenia Wiest im Porträt

Stand: 11.05.2022 11:34 Uhr

Sie will das Schweriner Ensemble weltweit bekanntmachen: Die 38-jährige Ballett-Chefin Xenia Wiest. 1993 ist sie von Moskau nach Deutschland migriert, hat am Berliner Staatsballett getanzt und liebt das Wasser.

von Karin Erichsen

Die vier apokalyptischen Reiter: Sie stehen für Krieg, Krankheit, Hunger, Tod. Sie stehen auch im Mittelpunkt der ersten Schweriner Ballett Produktion von Xenia Wiest. Nacht ohne Morgen, wo die Reiter erscheinen, bringen sie, leiht Menschen, fliehen und stoßen in ihrer Not auf Gleichgültigkeit.

Xenia Wiest "Man ist sehr machtlos"

Die Schweriner Ballett-Chefin Xenia Wiest © Philip Frowein
Die Schweriner Ballett-Chefin Xenia Wiest inspiriert sich gern in der Natur, am Wasser - und ist offen für Neues.

Das Stück "Through My Eyes" ergreift das Publikum und erscheint, obgleich schon vor dem Krieg in der Ukraine uraufgeführt wie ein Kommentar zur aktuellen Lage in Europa. "Man ist sehr machtlos. Man kann nur sozusagen als Künstler die Gefühle erspüren oder erfühlen und dann das mitnehmen und durch diesen künstlerischen Filter auf die Bühne bringen."

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Tänzer auf der Bühne © Staatstheater Schwerin/Maria Helena Buckley Foto: Maria Helena Buckley

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Tanz hat Wiest geholfen, als sie 1993 von Moskau nach Deutschland zog

Mit der Musik und dem Tanz erreichen Xenia Wiest und ihre Compagnie ihr Publikum intuitiv. Botschaften vermitteln sich über Bewegung. Tanz habe ihr selbst geholfen, einen Platz in der neuen Heimat zu finden, sagt Xenia Wiest, die mit ihrer Familie 1993 von Moskau nach Deutschland kam. "Ich bin selber nur Emigrant oder Spätaussiedler. Das Integrieren war nicht so einfach. Das ist zeitlos."

Xenia Wiest kann auch Varieté, modernen Ausdruckstanz, klassisches Ballett - neu interpretiert. Das alles zeigen die 38-jährige Choreographin und ihre Compagnie in der ersten Saison in Schwerin. Inspiration holt sich Wiest in der Natur am Wasser. "Ich bin generell von Natur aus ein neugieriger Mensch, und ich möchte gerne viele Sachen ausprobieren, also in unterschiedliche Richtungen gehen." Sie wolle offen sein für Neues, Einiges wagen und "mutig sein für neue Sachen."

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Neue Wege geht die ehemalige Tänzerin am Berliner Staatsballett auch als Führungskraft. Sie will nahbar bleiben, die Hierarchie flach halten und ungewöhnlich. Sie bietet ihren Tänzern auch eine physiologische und mentale Betreuung zur Stress ab, denn: "Ich möchte diese Werkzeuge anbieten können.", Damit die Tänzer nicht nur als Künstler sondern auch als Menschen wachsen könnten.

Wie aus 15 Tänzerinnen und Tänzern eine Einheit wird, in der aber jeder mit seinen und ihren Stärken sichtbar bleibt: Das zeigt die aktuelle Produktion zum ersten Klavierkonzert von Johannes Brahms mit der Mecklenburgischen Staatskapelle. Das nächste Ziel von Xenia Wiest das Schweriner Ensemble weltweit bekanntmachen.

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Dieses Thema im Programm:

Nordmagazin | 10.05.2022 | 19:30 Uhr

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