Stück um Anziehung und Abstoßung am Schauspielhaus Hamburg
Ab Mittwoch zeigen die Künstler Paul McCarthy und Lilith Stangenberg am Schauspielhaus Hamburg eine Performance mit vielen Flüssigkeiten und Improvisation: "A&E/Adolf &Eva/Adam &Eve". Ein Probenbesuch.
Am 3. September beginnt die Spielzeit im Hamburger Schauspielhaus - mit einer Shakespeare Premiere im Malersaal. Die erste Premiere im großen Haus folgt am 23. September, doch schon vorher ist dort Einiges los.

Ab Mittwoch zeigen der US-amerikanische Künstler Paul McCarthy und die Schauspielerin Lilith Stangenberg auf der großen Bühne ihre Performance A&E/Adolf &Eva/Adam &Eve. Das Stück ist ab 18 Jahre, die Vorstellung findet in englischer Sprache statt. Es geht um Mann und Frau, Anziehung, Abstoßung, Gewalt. Der Künstler McCarthy selbst sagt: "Auch ich weiß manchmal nicht, was meine Werke bedeuten sollen. Aber genau dazu ist Kunst ja da. Es gibt sie einfach und man muss damit klarkommen."
A&E/Adolf &Eva/Adam &Eve in Hamburg: Abend mit Hitlerbart und Marilyn-Monroe-Locken
Die Bühne erinnert an einen überdimensionalen Setzkasten. So ähnlich jedenfalls scheint hier eine Wohnung aufgebaut. An diesem Probennachmitttag fällt der Blick zunächst in die Küche, in der offensichtlich gleich gekocht werden soll. Gemüse jedenfalls liegt bereit. Irgendwann tauchen zwei Gestalten auf, nicht ganz nüchtern:
Eva, what the f*** did we do last night Dialog aus dem Stück
Er in Uniformjacke mit Hitlerbart und Sonnenbrille, sie im hellen, leichten Kleid, die platinblonden Marilyn Monroe Locken teilweise blutverschmiert. Paul McCarthy und Lilith Stangenberg, auch A und E, Adam und Eva. "Aber A und E, das waren auch Adolf und Eva. Da hat sich natürlich die Frage gestellt, ob wir so weit gehen. Ich glaube nicht, dass wir ernsthaft Adolf Hitler und Eva Braun darstellen, aber es vermischt sich", erklärt Paul McCarthy.
Schon seit Jahren arbeiten er und die Schauspielerin Lilith Stangenberg zusammen. Bisher vor allem in McCarthys Filmstudio in Kalifornien. Ein Filmstudio ist bei dieser Performance auch die Küche: Denn darüber spannt sich eine große Leinwand, dazu wird auf Schienen ein mächtiger Kameraarm hin- und hergefahren. Eine Handkamera gibt es ebenfalls.
Vier Vorstellungen voller Improvisation am Schauspielhaus Hamburg
So sieht das Publikum A und E jeweils aus mehreren Perspektiven: von oben, von der Seite, von ganz nah. Keine der insgesamt vier Vorstellungen wird gleich ablaufen, nicht einmal die Länge steht fest. Improvisation spielt eine wichtige Rolle. Lilith Stangenberg erklärt: "Der Zustand, den ich manchmal erfahren habe in der Arbeit mit Paul, hat viel mit einer Art von Selbstvergessenheit oder einer Selbstauflösung sogar zu tun. Da kommt man idealerweise an einen Punkt, wo man nicht mehr darüber nachdenkt, ob da jetzt jemand zuguckt oder nicht."
Inhalt: Mann und Frau, Gewalt in der patriarchalen Gesellschaft
Worum es genau geht? Schwer zu sagen. Um Mann und Frau, Anziehung, Abstoßung, Gewalt - in einer immer noch patriarchalen Gesellschaft. An Säften verschiedener Art wird nicht gespart, Ketchup, Marmelade, Erdnussbutter? McCarthy und Stangenberg machen es sich nicht leicht. Dem Publikum vermutlich auch nicht.
Nicht jeder dürfte der Schauspielerin problemlos folgen können, wenn sie sagt: "Ich habe eine sehr altmodische Vorstellung von Theater. Bei den alten Griechen war das Theater ein Raum der Katharsis. Und ich begreife es auch immer so, wie eine Art Boxring. Wo man in der Lage ist, so die ganz großen, inneren, zutiefst menschlichen Katastrophen raus zu exorzieren. Es geht um die ganz großen Gefühle wie Wahnsinn und Tod und Schmerz und Verzweiflung und Angst."
- Adolf, when are you going to die? (Adolf, wann wirst du sterben?)
- Soon, I hope (Bald, hoffe ich)
Dialog aus dem Theaterstück
Eine Beziehung auf Leben und Tod - mit drastischen Bildern, die das Publikum aus immer wieder neuen Perspektiven sieht, auf der Bühne und auf der Leinwand: Herumgehen im Saal während der Vorstellung ist ausdrücklich erwünscht.
Für McCarthy und Stangenberg ist jede Performance ein Abtauchen, eine Suche, immer wieder von neuem: "Es gibt Momente, die fühlen sich fast perfekt an und du denkst: 'Diese zehn Minuten, diese Stunde fühlte es sich richtig an.' Es ging tief in etwas hinein, tief für uns und vielleicht auch für das Publikum. Danach suche ich: tief in den Kern der Existenz vorzudringen."
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