"Hochzeit des Figaro" in Hannover: Durch die Augen der Frau
"Die Hochzeit des Figaros" feiert am 20. Januar an der Staatsoper Hannover Premiere. Regisseurin Lydia Steier rückt Susanna, die Braut Figaros, dabei in den Mittelpunkt.
Ausgestellt wie Paare einer verblichenen Zeit im Wachsfigurenkabinett steht das Personal der Oper in historischen Kostümen des Rokoko vor dem schwarzen Bühnenvorhang. Hat sich hier gefunden, wer sich liebt, oder nur, wer aufgrund von Stand oder finanziellen Verhältnissen zusammengehört oder zusammen sein sollte?
Die komische Oper "Die Hochzeit des Figaro" beginnt Regisseurin Lydia Steier mit einer wenig komischen Frage. "Wir fangen das Stück mit dem Finale an - damit, dass alle in Paaren herumstehen und glücklich sind und harmonisch und es alles gut ausgegangen ist. Und dann, wenn wir das wieder sehen am Ende des Stückes, dann sehen wir, wie hohl und eigentlich fast aussichtslos traurig dieses Ende ist, dass Menschen zusammengekommen sind, gegen ihren Willen", erklärt die Regisseurin.
Denn natürlich geht es nicht einfach nur um eine Hochzeit. Kammerzofe Susanna, die standesgemäß mit dem Kammerdiener Figaro verlobt ist, muss sich vor ihrer Hochzeit des Grafen Almaviva erwehren. Der stellt ihr nach und betrübt darüber seine eigene Frau. Gräfin Almaviva sinnt auf Rache. Intrigen werden gesponnen, man verkleidet sich und sucht nach der Bestätigung wahrer Liebe.
Die Selbstbestimmung der Frau
Immer wieder mitten im Geschehen ist Susanna, gesungen von der irischen Sopranistin Sarah Brady. "Susanna ist schon immer - und wird es auch immer sein - eine sehr starke Frau" findet Brady. "Ich halte sie für die schlauste Person in dem ganzen Stück, denn sie kennt die Geschichten über jeden, sie weiß alles, was gerade vor sich geht und sie ist diejenige, die die Pläne schmiedet. Aber sie ist nicht besonders glücklich, nicht glücklich mit Figaro. Und: Sie sympathisiert mit dem Grafen. Das ist hart, denn sie versucht, jedem gegenüber loyal zu sein. Doch damit vermasselt sie am Ende alles."
Die Oper "Die Hochzeit des Figaro" von Wolfgang Amadeus Mozart enthält eine der längsten Partien für Sopranistinnen, doch benannt ist sie nach einem Mann. Lydia Steier wechselt in ihrer Inszenierung die Perspektive. Mit den Augen einer Frau lässt sich an der Staatsoper Hannover der Fortgang der Verwicklung verfolgen, denn Susanna ist in jeder Szene präsent. Auch wenn sie nicht singt, steht sie am Bühnenrand oder läuft auf einem Steg vor dem Orchestergraben durchs Bild. Denn am Vorabend der französischen Revolution geht es hier auch um ihre Perspektive von Selbstbestimmung: als Frau und als Vertreterin des niederen Standes. Parallelen zu heute sind deutlich auszumachen, sagt Lydia Steier.
Inszenierung der Staatsoper Hannover: Parallelen zur heutigen Zeit
"Eine ganze Unterschicht dieser Gesellschaft ist letztendlich so fertig und hat einen riesigen Drang, einen Aufruhr zu machen oder auszubrechen aus dieser Rolle", erzähl die Regisseurin. "Aber genau wie in unserer Zeit: Es gibt so viel Wut. Es gibt zu viele Menschen, die sehr, sehr unglücklich sind. Aber anstatt sinnvolle Aktionen zu unternehmen, heißt es nur: alles herunterbrennen. Und dieser stumpfe, ziellose Drang nach Rebellion, das ist eine Sache, die wir sehr deutlich untersuchen."
Eine Brüchigkeit, die auch die Kostüme von Alfred Mayerhofer und das Bühnenbild von Momme Hinrichs spiegeln: Risse in der Kleidung, verschwitzte Perücken und abgestoßene Möbel vor klassisch spätbarocker Fensterkulisse. Eine würdige Mischung zwischen alter Optik bei gegenwärtiger Lesart.
"Hochzeit des Figaro" in Hannover: Durch die Augen der Frau
Die Oper "Die Hochzeit des Figaro" von Mozart feiert in der Staatsoper Hannover Premiere und wechselt die Perspektive.
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Staatsoper Hannover
Opernplatz 1
30159 Hannover - Telefon:
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- Preis:
- Karten ab 21 Euro
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