"Hamlet" in Hannover: "Nur reden will ich Dolche, keine brauchen"
Am Freitag feiert Shakespeares "Hamlet" am Schauspiel Hannover seine Premiere. Die Inszenierung von Regisseurin Lisa Nielebock setzt ganz auf die Kraft des Wortes. Agnes Bührig war bei der Probe dabei.
"Was für ein Meisterwerk ist der Mensch! So groß an Vernunft, unbegrenzt in seinen Fähigkeiten, in seiner Gestalt", sinniert Hamlet über das Wesen des Menschen. Er bewegt sich über die Bühne, die hohe, dunkelgraue Wände begrenzen. Davor sitzen und stehen alle übrigen Figuren auf einer Reihe von Sitzkisten. Dunkel und musterlos ihre Kostüme - nichts soll hier vom gesprochenen Wort ablenken. Hauptdarsteller Torben Kessler sieht Hamlet als Intellektuellen: "Ich würde schon sagen, dass er jemand ist, der vom Kopf kommt. Er ist zum Studium in Wittenberg, vielleicht hat er auch schon einen Lehrauftrag - in jedem Fall jemand, der im universitären Zusammenhang seinen Kopf benutzt. Ohne Gefühle geht es dann aber auch nicht."
"Hamlet" und die Frage nach der Rache
Ratio und Emotio wechseln sich ab und kämpfen gegeneinander. Sie ringen um die Frage, wie Hamlet den Forderungen seines Vaters, der ihm als Geist erschienen ist, gerecht werden kann. Dieser hat Hamlet von seinem Tod durch den eigenen Bruder erzählt und sinnt auf Rache. Soll Hamlet jetzt den Tod des Vaters rächen und selbst einen Mord begehen? "Für mich ist Hamlet ein Stück, das sich mit der Frage auseinandersetzt, inwiefern Gewalt nötig, legitim, katastrophal, verheerend oder zerstörerisch auf uns Menschen wirkt", sagt Regisseurin Lisa Nielebock. "Es ist ein ganz großes gewaltkritisches Stück."
Kraft der Worte und Beziehungen
Alle acht beteiligten Ensemblemitglieder des Schauspiels Hannover sind die gesamte Inszenierung hindurch auf der Bühne. Wenn sie nicht sprechen, beobachten sie, sind Zeugen des bisher Geschehenen. Für Lisa Nielebock, die Shakespeare zum ersten Mal inszeniert, sind diese Figuren und ihre Verflechtungen zentral: "Es sind unglaubliche Beziehungen, die da entfaltet werden, und sich mit einer enormen szenischen Kraft vor uns auftun. Diese komplexen Beziehungen, die keinen Guten und keinen Bösen zeichnen, zeigen, dass eigentlich nur ein Geflecht aus Beziehungen, aus Missverständnissen zu einer Tragödie wie in 'Hamlet' führen kann."
"Hamlet" wurde am Schauspiel Hannover zuletzt vor gut fünf Jahren mit ausladenden Kostümen, Trash und mitunter heftigem Geschrei inszeniert. Lisa Nielebock setzt dagegen auf eine nahezu leere Bühne und wenig Bewegung. Der ganze Fokus liegt auf der Kraft des Wortes.
Mit "Hamlet" eröffnet das Schauspiel Hannover die Spielzeit. Im September und Oktober läuft noch eine besondere Ticketaktion. Zu jedem Vollpreis-Ticket können bis zu fünf weitere Tickets für fünf Euro erworben werden. Mit der Aktion will das Haus die Zuschauerzahlen im September und Oktober wieder ankurbeln.
"Hamlet" in Hannover: "Nur reden will ich Dolche, keine brauchen"
Die Inszenierung setzt ganz auf die Kraft des Wortes und kommt ohne aufwendiges Bühnenbild und extravagante Kostüme aus.
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Schauspiel Hannover
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