Hamburgs Filmfestchef Albert Wiederspiel: Hoffnungsfroh und optimistisch
Albert Wiederspiel ist froh, dass das Hamburger Filmfest im September stattfinden konnte. Jetzt, zu dieser Zeit, mit der Omikron Variante wäre ein Festival gar nicht möglich gewesen.
Albert Wiederspiel verbrachte die ersten acht Jahre seines Lebens in Polen. Das kommunistische Regime vertrieb aber 1968 die meisten Holocaust-Überlebenden und ihre Familien aus dem Land: 20.000 Jüdinnen und Juden mussten damals Polen verlassen. Wiederspiels Familie wanderte nach Dänemark aus. Der heute 61-jährige studierte in Paris und begann danach in Frankfurt und Hamburg zu arbeiten. "In meiner Familie war meine Homosexualität überhaupt kein Thema. Es wurde einfach akzeptiert", erinnert er sich. Seit 2005 ist er mit dem Schauspieler Gustav-Peter Wöhler zusammen, seit 2018 sind sie offiziell verheiratet.
Wie war dieses Jahr für Sie?
Albert Wiederspiel: Ich bin ein ungeduldiger Mensch - daher war das Jahr für mich schwierig. Ich plane gerne, dafür war 2021 denkbar schlecht. Man muss spontan entscheiden, langes Vorplanen hat sich als sinnlos ergeben.
Was hat Ihnen Kraft gegeben?
Wiederspiel: Die Tatsache, dass wir es schafften, sowohl in 2020 wie auch in 2021 ein Filmfest durchzubekommen. Das war sehr viel Glück und hat uns, den Filmemachern und den Kinobesuchern viel Mut gegeben. In 2021 war es sogar einen Tick normaler als in 2020. Und wir hatten viel mehr internationale Gäste als wir es uns erträumen konnten. Das war schön! Einen Monat später wäre es so nicht mehr möglich gewesen.
Wie geht es Ihnen gerade rund um den Jahreswechsel?
Wiederspiel: Ich hätte nach Toronto zu Freunden fliegen sollen, das war dann plötzlich doch nicht so einfach. Also bleiben wir in Hamburg, hoffen, dass wir über Neujahr nach Kopenhagen dürfen. Ich bin optimistisch, dass irgendwann, hoffentlich in einer nicht zu fernen Zukunft, dieser Spuk vorbei geht.
Was macht Ihnen Mut?
Wiederspiel: Mut macht mir der Gedanke an die Zeiten danach! Da freue ich mich schon drauf. Was werden wir alle feiern! Und wie groß wird die Freude sein, wenn wir wieder zusammen mit anderen Leuten ohne Sorgen, Kultur erleben werden können. Nach Jahren mit Zoom und Streaming werden sich alle auf kollektive, gemeinsame Erlebnisse freuen. Ich kann es kaum erwarten!
Schlagwörter zu diesem Artikel
Porträt
