Demis Volpi: Wer ist Hamburgs neuer Ballettchef?
Demis Volpi tritt am 1. August 2024 die Nachfolge von John Neumeier als Intendant des Hamburg Balletts an. Neumeier leitet die Compagnie seit über 50 Jahren.
Hamburg ohne seinen Ehrenbürger John Neumeier als Ballettchef - das ist kaum vorstellbar, aber ab dem Jahr 2024 wird Demis Volpi das Hamburg Ballett leiten. Der Aufsichtsrat der Hamburgischen Staatsoper bestimmte am 20. Oktober einstimmig den 36-jährigen Choreografen zu Neumeiers Nachfolger.
Demis Volpi: "Einzigartige Chance"
Demis Volpi ist ausgebildeter Tänzer - hat die kanadische National Ballet School in Toronto und die Stuttgarter John Cranko Schule absolviert - und sich als Choreograph international einen Namen gemacht. Der Deutsch-Argentinier ist derzeit Ballettdirektor und Chefchoreograf des Balletts der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf. Die Bedeutung, was es heißt, der Nachfolger von John Neumeier zu werden, ist ihm sofort klar. "Die Chance einem Künstler nachzufolgen, der diese Compagnie, die Stadtgesellschaft und ein Publikum aus der ganzen Welt ein halbes Jahrhundert geprägt und inspiriert hat, ist einzigartig", strahlt der kommende Intendant. "Ich freue mich darauf, das von John Neumeier geschaffene Repertoire lebendig zu halten und neue tänzerische Sichtweisen auf unsere Welt zu suchen."
Volpi will Spagat zwischen Tradition und Innovation wagen
John Neumeier ist mit seinem Nachfolger vor die Tänzerinnen und Tänzer der Compagnie getreten. "Die Kompagnie hat einen besonderen Spirit - und ich kann nur hoffen, dass es mir gelingt, diesen auch weiter zu kultivieren und zu behalten", sagt Volpi. "Diesen Spagat zwischen Tradition und Innovation und neuen Impulsen hinzubekommen. Aber als professioneller Ballettänzer sollte mir das gelingen."
Einstimmig ist die Entscheidung beim Aufsichtsrat der Hamburgischen Staatsoper für Demis Volpi gefallen. Und was sagt der große John Neumeier zu seinem Nachfolger? "Ich kann nur sagen, ich finde diese Entscheidung großartig und freue mich auf die Zukunft des Hamburg Balletts", sagt Neumeier. Er wisse aber noch nicht, wie er sich fühlen wird, wenn er nicht mehr Intendant ist. Das Gute: Er hat noch ein Jahr länger Zeit, sich mit dem Gedanken auseinanderzusetzen.
Sanfte Übernahme statt radikaler Bruch
Ein Jahr lang hatte eine international besetzte Findungskommission nach einem geeigneten Nachfolger gesucht. "Sie können sich vorstellen, dass das kein normaler Findungsprozess gewesen ist", sagt Carsten Brosda. "Es ist schier unmöglich für jemanden, der 50 Jahre an der Spitze einer Compagnie gestanden hat, eine Nachfolge zu finden."
Es sollte jemand sein, der das künstlerische Erbe von John Neumeier bewahrt die Compagnie gleichzeitig in die Zukunft führt: Kein radikaler Bruch, sondern sanfte Übernahme. Die Findungskommission habe sich nach vielen Gesprächen mit internationalen Kandidatinnen und Kandidaten für den Besten für diese Aufgabe entschieden, so Brosda.
John Neumeier bleibt noch ein Jahr länger Intendant
Um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten, bleibt John Neumeier noch ein Jahr länger Intendant als zunächst geplant. Der US-Amerikaner steht seit 1973 an der Spitze des Hamburg Balletts. "Ich bin John Neumeier sehr dankbar, dass er bereit ist, ein weiteres Jahr das Hamburg Ballett zu leiten", sagt Kultursenator Carsten Brosda. "Mit Demis Volpi geben wir das Erbe John Neumeiers in gute Hände und öffnen zugleich die Tür zu einer neuen Zukunft des Balletts in Hamburg."
Neumeiers bisheriger Stellvertreter, Lloyd Riggins, war lange als möglicher Nachfolger gehandelt worden. Er bleibt dem Hamburg Ballett in seiner bisherigen Rolle auch unter Volpi erhalten.
Mit Informationen von Stefanie Wittgenstein.