Erste Aufführung von Mozarts "Don Giovanni" in Afrika
Musikakademien sind auf dem afrikanischen Kontinent keine Selbstverständlichkeit. Vor zwei Jahren wurde jedoch in Kamerun die Grundlage für ein Konservatorium gelegt, das jetzt mit Mozarts Oper seinen ersten "Don Giovanni" zeigt.
Noch wird geprobt auf der neuen Opernbühne von Yaoundé, hoch über der Stadt im Auditorium Jean Paul II. Den kameruner Geigern und Trompetern zwischen den aus Rom angereisten italienischen Musikern und Musikerinnen fehlt noch die Übung. Zum ersten Mal überhaupt führen sie eine italienische Oper auf.
"Don Giovanni": Ein aktuelles Thema in Afrika
"Einfach nur wow, dass wir jetzt hier sind, diese Chance bekommen. Das war immer ein Traum von mir, der jetzt wahr geworden ist", sagt Mireille Assena. In einem mit traditionellen, kameruner Mustern und Farben designten Kleid singt sie die Rolle der Donna Anna. Sie gewann den Kameruner Gesangswettbewerb Vita Pavarotti, nahm am italienischen Wettbewerb Rolando Nicolosi teil. Mailand, Rom, London - das könnte sie sich gut vorstellen.
Schwarze Sänger seien noch unterrepräsentiert auf Opernbühnen. Dass jetzt Mozarts "Don Giovanni" ausgewählt wurde, begrüßt sie: "Der Inhalt des 'Don Giovanni' ist für uns in Afrika sehr aktuell. Die Lage der Frauen, der Mann als Macho, der meint, sich nehmen zu können, was er will, mit den Frauen zu spielen und nur sein Ego durchzusetzen. Wir wissen wie es endet."
Mozarts Oper mit afrikanischen Instrumenten
"Wir haben hier die Möglichkeit, eine Musikakademie mit aufzubauen, hier in der Mitte Afrikas", sagt Mauro Conti, Dirigent aus Rom. Seine Idee: Mozarts Musik mit afrikanischen Instrumenten zu verbinden - eine Tradition schon im 18. Jahrhundert, als Mozart die "Entführung aus dem Serail" in Anlehnung an osmanische Musik schrieb: "Es gibt hier sehr viele talentierte Musiker, Musikerinnen und Sänger, Sängerinnen, denen noch immer ein eigenes Haus fehlt. Mit der Inszenierung wollen wir ihnen eine Plattform geben und Hilfestellung bei ähnlichen Projekten."
Der Initiator und Leiter des kameruner Konservatoriums, Vladimir Bizanga, studierte Gesang in Rom und Berlin. Später kehrte er zurück in seine Heimatstadt und gründete im Oktober 2020 das erste Musikkonservatorium Zentralafrikas - und einen Gesangswettbewerb, unterstützt von dem italienischen Gesangswettbewerb in Rom: "Der 'Don Giovanni' bedeutete für uns viel Arbeit - eine der bekanntesten Opern der Welt", sagt Bizanga. "Es bestärkt uns aber dabei, unser Musikkonservatorium weiter aufzubauen, das als eine Chance zu sehen, auf uns und die vielen sehr guten Sänger und Sängerinnen aufmerksam zu machen, denen aber noch die Technik und Übung fehlt."
Die Sängerinnen und Sänger im Vordergrund
Regisseur Carlo Alberto Gioja steht sonst selbst auf der Bühne als Sänger. Er lernte die Kameruner Künstler in Rom beim Gesangswettbwerb kennen: "Die Inszenierung habe ich recht einfach angelegt. Für mich stehen die Sänger im Vordergrund, die Kostüme und das Bühnenbild sind aus traditionellen Stoffen. Ich bin sehr fasziniert von den Sängern und Sängerinnen, wie sie die Rollen einstudiert haben - zum Teil per Video und online. In den vier Tagen Probe hier haben sie unsere Anregungen sofort umgesetzt und wie ein Schwamm aufgesogen."
Noch wird das Kameruner Konservatorium vor allem von Italien gefördert und unterstützt. Das Kulturministerium und der Präsident Kameruns haben die Schirmherrschaft über die Inszenierung übernommen. "Also stirbt, wer Böses tat." Aktueller könnte ein "Don Giovanni" heute nicht sein.