"Das strömende Grab": Beste Krimiunterhaltung der Cormoran-Strike-Reihe

Stand: 15.11.2023 19:03 Uhr

"Das strömende Grab" ist der siebte Fall für die Detektive Ellacott und Strike: Er führt in die Tiefen einer Sekte - und ist allerbeste Krimiunterhaltung von Krimiautor Robert Galbraith (besser bekannt als J. K. Rowling).

von Katja Eßbach

In letzter Zeit ist die "Harry-Potter"-Autorin J. K. Rowling weniger mit neuen Büchern, als vielmehr mit kontroversen Aussagen über transsexuelle Menschen in Erscheinung getreten. Auch Fans ihrer Romane waren empört und forderten ein Umdenken der Autorin. Jetzt sorgt Rowling jedoch wieder für positive Schlagzeilen. Denn ein neuer Krimi ihrer höchst erfolgreichen Reihe um die Privatdetektive Ellacott und Strike ist erschienen. Es ist der mittlerweile siebte Fall, den die Autorin unter dem Pseudonym Robert Galbraith schreibt.

Brettdicker Krimi: Keine Bettlektüre von Robert Galbraith

Dieser Roman eignet sich nicht als Bettlektüre! Denn das knapp 1.300 Seiten starke Buch kann kaum über einen längeren Zeitraum in einer angenehmen Leseposition gehalten werden. Aber: Fans der Krimi-Reihe kennen das schon, auch einige der Vorgängerbände waren über 1.000 Seiten dick. Ob das immer ein Gewinn ist? Dazu später mehr.

Der siebte Fall des kongenialen Ermittlerduos Robin Ellacott und Cormoran Strike führt in die Untiefen einer höchst dubiosen Sekte. Privatdetektiv Strike wird von Sir Colin Edensor kontaktiert. Dessen Sohn Will hatte sich vor Jahren der Universal Humanitarian Church, kurz UHC, angeschlossen:

Wir verfolgten seine Spur bis zum UHC-Tempel in Rupert Court und erfuhren schließlich, dass er sich auf der Chapman Farm in Norfolk aufhielt. Dort hat die UHC ihren Ursprung, und dort befindet sich noch heute ihr größtes Indoktrinationszentrum. Handys sind nicht erlaubt, weshalb wir nur durch handschriftliche Briefe mit Will in Kontakt treten konnten. Zitat aus dem Krimi

Ungeklärte Todesfälle im Umkreis der Sekte UHC

Mittlerweile hat Will den Kontakt zu seiner Familie komplett abgebrochen. Die UHC gibt sich nach außen friedfertig und als Kämpferin für eine bessere Welt. Aber daran glaubt Wills Vater nicht. Und ungeklärte Todesfälle im Umkreis der Sekte scheinen ihm Recht zu geben. Er beauftragt Strike und seine Partnerin Ellacot, kompromittierendes Material über die UHC zu sammeln und seinen Sohn Will zu retten. Robin Ellacot beschließt, sich inkognito der Sekte anzuschließen:

Alle neuen Mitglieder wurden zusammengerufen und wieder einmal in den Kellerraum unter dem Farmhaus gebracht. Robin graute inzwischen vor diesem Raum, weil sie damit Stunden intensiver Gehirnwäsche verband. Diese Schulungen wurden offenbar regelmäßig am Spätnachmittag angesetzt, wenn alle völlig erschöpft und hungrig waren. Zitat aus dem Krimi

Der Privatdetektivin fällt es zunehmend schwer, sich gegen diese Gehirnwäsche zu wappnen, obwohl sie auf der Farm Zeugin schrecklicher Vorfälle wird.

J.K. Rowling ist eine geniale Erzählerin: Einige Passagen sind aber überfrachtet

J.K. Rowling, die die Krimireihe um Strike und Ellacot unter dem Pseudonym Robert Galbraith schreibt, hat Fantasie für drei Menschen und Ideen für fünf Bücher in einem. Das macht ihre Romane so besonders, so überbordend und so lesenswert. Aber leider auch manchmal so überfrachtet.

Rowling nimmt zu viele erzählerische Abzweigungen. Ein mutiger Lektor hätte einiges kürzen können und auch müssen. Dennoch ist vollkommen klar: Rowling ist eine geniale Erzählerin und raffinierte Plotkonstrukteurin, die die Spannung jederzeit hochdrehen kann. Vor allem aber leben ihre Krimis von der Chemie und dem Beziehungsauf- und -ab der Ermittler Ellacot und Strike, die alles tun, um sich ihre wahren Gefühle füreinander nicht eingestehen zu müssen:

Ohne große Begeisterung befüllte Strike den neuerworbenen Dampfgarer mit Gemüse, (...) und versuchte, dabei nicht an Robin Ellacot zu denken. Dies gelang ihm nur insofern, als dass ihm einmal mehr bewusst wurde, wie schwer es war, nicht an sie zu denken. (...) Jahrelang hatte er sich eingeredet, dass es eine Liebesbeziehung mit seiner Geschäftspartnerin nicht wert war, dafür eine ihm so wichtige Freundschaft oder die Detektei aufs Spiel zu setzen.

Für Robin wird es unterdessen bei ihrem Undercover-Einsatz lebensgefährlich. Außerdem mehren sich seltsame Todesfälle unter früheren Mitgliedern der Sekte. Deren Führer haben eine Menge zu verbergen. "Das strömende Grab" ist allerbeste Krimiunterhaltung.

Nach Angaben des Verlages ist ein Ende der Reihe glücklicherweise nicht in Sicht.

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