Sendedatum: 04.11.2016 | 15:20 Uhr
1 | 5 Canan Topcu, Journalistin und Autorin, aufgewachsen in Hannover: "Mich nervt es jedes Mal, wenn in so einem mitleidigen Ton über Musliminnen gesprochen wird. Ich denke mir dann immer: Liebe Leute, macht mal halblang! Die Gleichberechtigung von Frauen gibt es hier auch noch nicht so lange. Ein bisschen mehr differenzieren und schon gar nicht von oben herab auf uns blickend sagen: die armen, entrechteten muslimischen Frauen. Natürlich gibt es die auch. Aber unsere Welt ist vielfältiger, als ihr denkt."
© NDR
2 | 5 Naime Cakir, Religions- und Sozialwissenschaftlerin am Institut für Studien der Kultur und Religion des Islam, Goethe-Universität Frankfurt: "Es gibt nicht die säkulare Frau, die muslimische Frau und die christliche Frau, die sozusagen nach einem Modell funktionieren. Unter religiösen Frauen gibt es eine große Bandbreite von unterschiedlichen Ansichten und Meinungen. Und unter säkularen Frauen auch. Und man kann sowohl säkular, als auch religiös sein und darin keinen Widerspruch sehen. Wie ich zum Beispiel."
© Naime Cakir
3 | 5 Khola Maryam Hübsch, Journalistin, Autorin und Mitglied der Frauenorganisation der Ahmadiyya Muslim Jamaat Deutschland: "Wehren muslimische Frauen sich gegen Vorurteile, bezeichnet man sie gern als Ausnahme oder unterstellt ihnen Kalkül. Dabei könnte ein unvoreingenommener Blick auf ihre ungewöhnliche Perspektive die feministische Debatte bereichern. Verachtung, die sich als 'Kritik' tarnt, verhindert dies leider."
© Daliah Immel, Foto: Daliah Immel
4 | 5 Seyran Ates, Frauenrechtlerin, Autorin und Anwältin aus Berlin: "Dialog auf Augenhöhe ist sicher erstrebenswert. Aber offensichtlich reicht Reden nicht aus. Weil einfach nach wie vor große Wissensdefizite da sind und Empathie auf beiden Seiten fehlt. Es tragen immer beide Parteien eine Verantwortung. Musliminnen müssen sich nicht bevormunden lassen und einfach ihren Weg gehen. Sie könnten sich wehren. Deutsche Feministinnen täten gut daran, sich dessen zu besinnen, was ihre Urgroßmütter und Großmütter erkämpfen mussten."
© Seyran Ates
5 | 5 Noha Abdel-Hady, Doktorandin der Islamischen Theologie an der Universität Hamburg: "Ein wahrer Dialog beginnt erst, wenn wir dem Anderen zuhören und versuchen, ihn mit seinen eigenen Augen zu sehen. Dabei geht es um gegenseitigen Respekt und Wertschätzung. Ignoranz, Unkenntnis und Überheblichkeit bauen Mauern auf. Um Brücken zu schaffen, benötigt es einen Austausch auf Augenhöhe, frei von Vorurteilen und Desinteresse."
© Noha Abdel-Hady