Sankt Martin: Teilen und die Welt wärmer machen
Der 11. November erinnert an Martin von Tours. Der Legende nach teilte er seinen Mantel mit einem Bettler. Noch heute ist es Brauch, den Martinstag zu feiern.
Die Nacht war kalt. Vielleicht schneite es. Draußen, an einer der Hauptstraßen saß ein Bettler. Er war viel zu dünn gekleidet und zitterte. Eine Decke schien er nicht zu besitzen und auch sonst nichts, das ihn wärmen konnte. Leute gingen vorbei, sie hatten es eilig, nach Hause zu kommen. Die wenigsten sahen hin. Bettler gab es viele in der großen Stadt, unmöglich, allen zu helfen. Da näherte sich ein Mann. Er zog ein Schwert und teilte mit einem Hieb den eigenen Mantel in zwei Teile. Den einen Teil behielt er selbst. Den anderen Teil legte er dem frierenden Bettler um die Schultern.
Teilen am Martinstag
Der Soldat hieß Martin. Er hat tatsächlich gelebt. 316 nach Christus wurde er als Sohn eines römischen Offiziers geboren. Sein Vater hatte eigentlich eine glänzende Laufbahn beim Militär für ihn vorgesehen. An jenem Abend erkannte Martin, dass man mit einem Schwert bessere Dinge tun kann, als zu töten. Er quittierte seinen Dienst. Er ließ sich taufen. Zehn Jahre später wurde er Bischof von Tours. Gefeiert wird er bis heute.
Heute ist Martinstag. Irgendwas kann man immer teilen: einen Riegel Schokolade. Eine gute Nachricht. Zeit. Licht im Fenster. Das Kleingeld im Portemonnaie. Mitgefühl. Einen noch unausgereiften Gedanken. Alles, was doppelt vorhanden ist. Fünf Brote, zwei Fische. Einen Topf Suppe. Lieblingsbücher aus dem Regal. Eine Erkenntnis. Das eigene Auto. Die Bohrmaschine. Den Glauben an eine bessere Welt. Zuversicht. Niemand muss alles geben. Es reicht, wenn jeder und jede ein bisschen Liebe weitergibt - und die Welt wird wärmer.
