Das Denkmal für Immanuel Kant in der Hauptstadt Kaliningrad, das ehemalige Königsberg. © picture alliance / ZB / Volkmar Heinz Foto: Volkmar Heinz

Lässt sich Gott beweisen? Kant und der Gottesbeweis

Stand: 22.04.2024 07:51 Uhr

Die Geistes- und Glaubensgeschichte kennt eine ganze Reihe von Gottesbeweisen. Einen hat Immanuel Kant formuliert, dessen 300. Geburtstag am 22. April ansteht.

von Pastor Oliver Vorwald

Trotz seines messianischen Vornamens - Immanuel, also "Gott mit uns" - setzt sich Kant erst einmal kritisch mit der Religion auseinander, zerpflückt alle bisherigen Gottesbeweise. Er ist also völlig unverdächtig darin, dass er etwas beweisen will, weil er es möchte. Später aber holt er Gott als "Welturheber" in sein Denkgebäude zurück. Das hat etwas mit einem Satz von ihm zu tun, den die allermeisten wohl kennen: "Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde."

Der kategorische Imperativ als moralischer Kompass

Der berühmte kategorische Imperativ, so etwas wie ein moralischer Kompass für das Gewissen. Kant beansprucht nicht, diese Formel erfunden zu haben. Sie findet sich abgewandelt als Goldene Regel in vielen Weisheitstexten. Jesus - den die Bibel Immanuel nennt - formuliert in seiner Bergpredigt eine ähnliche Maxime: "Behandelt andere Menschen genauso, wie ihr selbst behandelt werden wollt." (Lk 6,31 BB).

Ist Gewissenskompass für Gut und Böse sinnvoll?

Zurück zum Immanuel der Philosophie. Geboren in Königsberg, dem heutigen Kaliningrad. Taufe, Konfirmation, Studium, Spaziergänge, Karriere alles erlebt er dort. Hier schreibt er seine Bücher über Vernunft, Sitten, Urteilskraft, welche die Philosophie revolutionieren. Kant ist überzeugt, dass das "moralische Gesetz" dem Menschen "eingeschrieben ist". Qua Geburt. Es gilt für alle gleich, "kategorisch". Ein solcher Gewissenskompass für Gut und Böse ist aber nur dann sinnvoll, wenn es eine ausgleichende, jenseitige Gerechtigkeit gibt. Richtend. Denn nicht alle halten sich daran. So führt der kategorische Imperativ schließlich zum moralischen Gottesbeweis: "Folglich müssen wir eine moralische Weltursache (einen Welturheber) annehmen […]: nämlich es sei ein Gott."

"Das Gewissen ist keine Laune der Evolution"

Stimmig - vorausgesetzt: Das Gewissen ist keine Laune der Evolution. Wer diese Voraussetzung nicht teilt, für den funktioniert auch Kants Gottesbeweis nicht. Für Immanuel Kant ist die Formel aufgegangen. Er stirbt 1804 in Königsberg kurz vor dem 80. Geburtstag stirbt. "Es ist gut", sollen seine letzten Worte gewesen sein." Das Grab des großen Philosophen an der Nordostecke des Königsberger Doms wird bis heute in Ehren gehalten.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | 20.04.2024 | 09:15 Uhr

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