Kolumne: "Weihnachten allein zu Haus"
Weihnachten feiern mit vielen Menschen ist dieses Jahr tabu - Corona-bedingt. Erlaubt sind Treffen bis zu zehn Personen aus dem engsten Familien- und Freundeskreis. Deshalb wird es sicher stiller als sonst.
Stille Nacht, heilige Nacht - aber zu still soll es dann bitte doch nicht sein. Beim Gedanken an das bevorstehende Weihnachtsfest machen sich derzeit viele von uns Sorgen, ob wir an den Feiertagen wohl den erweiterten Familienkreis treffen dürfen: Omi, Eltern, Geschwister samt Nichten und Neffen, Tante Resi, Onkel Richard und so weiter.
Weihnachten feiern im Corona-Jahr
Und für einen Moment muss ich lachen. Denn in den vergangenen Jahren gab es in meinem Bekanntenkreis eine ganz andere Klage, die klang in etwa so: "Weihnachten. Ständig sind wir unterwegs. Erst zu meiner Familie, dann Kaffee bei Tante Resi, am zweiten Feiertag zu seiner Familie, wo Onkel Richard garantiert wieder endlos von seiner Modelleisenbahn erzählen wird, oder einen Streit vom Zaun bricht. Nie sind wir gemütlich zu Hause, einfach mal allein und für uns." Die stressigen Weihnachtsessen mit der buckligen Verwandtschaft: In diesem Corona-Jahr wäre es - aus gutem Grund - möglich, darauf zu verzichten. Aber das ist nun auch wieder nicht recht.
Welche Kontakte sind wirklich wichtig für uns
Okay, Spaß beiseite. Denn hier kommt doch was sehr Schönes ans Adventslicht. Wir spüren auf einmal genau, was und vor allem wer wichtig ist, wenn wir wie in diesem Jahr auf die Probe gestellt werden. Wir verstehen plötzlich, warum die spleenige Tante Resi unseren Besuch immer so herbeigesehnt hat, und ja, wir vermissen sie auch. Und wir können uns in geflüchtete oder migrierte Menschen einfühlen, die keine Chance haben, die Feiertage im Familienkreis zu verbringen.

Sicher wird die Heilige Nacht in diesem Jahr stiller als sonst. Aber auch ohne familiäre Gruppenumarmung wird der Stern über der Krippe stehen, die Botschaft des Friedens wird geboren. Und ich werde meine Lieben ausführlich wissen lassen, wie viel sie mir bedeuten. Die Bescherung und das Essen finden in gemeinsamer Videokonferenz statt, das Telefon wird heißlaufen und mein Herz wahrscheinlich auch. Das wird ein unvergessliches Weihnachtsfest.
Kreuz, Herz oder Anker? So heißt die Kolumne der Kirche im NDR. Jeden Donnerstag vergeben die Radiopastoren und Redakteure ein Kreuz für Glauben, ein Herz für die Liebe oder einen Anker für das, was hoffen lässt.
