Junge Menschen fordern Recht auf Zukunft ein
Gottesdienste für Schulanfänger und Azubis sind in diesen Corona-Zeiten. Auch die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs hat die Anliegen der jungen Menschen fest im Blick.
In diesen Tagen beschäftigen mich besonders die jungen Menschen. Das Schuljahr hat begonnen, auch das Ausbildungsjahr, beides begleitet von vielen guten Wünschen - und von Gottesdiensten. Gottesdienste für Schulanfänger, für Lehrerinnen, für die Azubis. Segen für alles, was kommt - er wird förmlich aufgesogen in diesen Zeiten. Ich spüre immer wieder, die Zukunft, auf die wir unsere Kinder und Jugendlichen vorbereiten, ist nicht einfach die Fortsetzung der Gegenwart. Corona und Klimawandel verändern die Welt und vor allem: Sie ändern unseren Blick auf die Welt, sie ändern unsere Köpfe und unsere Haltung.
So wie bei Zoé. Zoé ist 14 und schreibt: "Ich erhoffe mir, dass durch die Pandemie die Erde und vor allem die Umwelt wieder aufatmen können. Zudem erhoffe ich mir mehr Solidarität, Vertrauen und Zusammenhalt der Menschen auf der ganzen Welt. Die Pandemie hat uns gezeigt, dass wir das Virus nur besiegen können, wenn wir zusammenhalten. Ich hoffe wirklich, dass die Menschen das einsehen."
Kraftvolle Mischung entsteht aus Sorge und Zuversicht
"Wow!", denke ich, in so wenigen Worten so viel Zeitdiagnose und so viel Zukunftshoffnung. Die jungen Menschen erwarten etwas vom Leben und von ihrer Zukunft. Sie fordern die Hoffnung ein, auf die sie ein Recht haben. Ernsthafte Sorge und energischer Lebenswille verbinden sich in der heranwachsenden Generation zu einer kraftvollen Mischung.
Es gibt aber auch das Gegenteil - und das macht mich besonders nachdenklich. Fachleute berichten, dass immer mehr Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene unter den psychischen und sozialen Belastungen leiden, unter Depression oder Sucht, Resignation. Wir müssen hingucken. Zuhören. Und uns anstecken lassen von jungen Leuten wie Katharina, 15, die eine ganz tiefe Zuversicht in sich trägt. Sie schreibt: Ich habe im Lockdown angefangen, meinen Glauben zu stärken. Ich habe mich an Gott gewendet und angefangen, die Bibel zu lesen. Das gibt mir die Kraft, die ich benötige, um lebendig und fröhlich zu bleiben. Ich brauche die Hilfe von anderen; das ist bei allen Menschen so. Zusammen schaffen wir alles. Das macht mir Hoffnung, weil ich weiß, dass ich nicht alleine bin, um Hürden zu meistern. Solche Hoffnung wünsche ich den jungen Menschen und allen anderen auch!
