Großzügige Wiesen, ungewöhnliche Gärten: Wie schon vor 100 Jahren ist der Hamburger Stadtpark bei Sportlern, Sonnenanbetern und Kunstsinnigen gleichermaßen beliebt.
Stand: 28.06.2024 | 15:55 Uhr
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NDR 90,3
1 | 25 Flaniermeile, Sportstätte, grüne Oase: Auch 100 Jahre nach seiner Eröffnung ist der Stadtpark einer der beliebtesten Erholungsorte der Hamburger. Herz des Parks ist die große Festwiese. Stadtpark-Planer Fritz Schumacher stellte sie sich als "Tummel-, Spiel- und Lagerplatz" vor - genauso wird sie bis heute genutzt.
2 | 25 Die gesamte Parkanlage richtet sich an einer Achse aus. Auf ihr liegen Planetarium, Festwiese und Stadtparksee. Endpunkt war ursprünglich die Stadthalle. Sie wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.
3 | 25 Die Stadthalle, ein riesiger Backsteinbau am See, bot Platz für bis zu 10.000 Gäste. Beliebt war das nebenan gelegene Freibad, das in den Dreißigerjahren eröffnete. Es besteht noch heute und zieht weiter jeden Sommer Tausende Badegäste an.
4 | 25 Gegenüber der Stadthalle am Westufer des Sees ließ Schumacher
Wasserkaskaden erbauen. Sie wurden ebenfalls im Krieg zerstört. Die Fundamente wurden freigelegt und sind vom Ostufer des Stadtparksees gut zu sehen.
5 | 25 Für den Stadtpark entwarf der damalige Baudirektor mehrere Gebäude. Dazu zählt auch das im Stil einer ländlichen Wirtschaft errichtete Gasthaus in der Nähe des Borgwegs. Es trägt bis heute den Namen "Landhaus Walter" - nach seinem ersten Pächter.
6 | 25 Die Milchwirtschaft - hier auf einer zeitgenössischen Postkarte - war ein weiterer Gastronomiebetrieb. Architektonisch war sie einem Vierländer Bauernhauses nachempfunden. Zu der Anlage zählten auch ein Obstgarten und zwei Bauerngärten.
7 | 25 Von Schumacher stammt auch die Trinkhalle, in der 50 verschiedene Quellwasser ausgeschenkt wurden, die man sich mit dem Tauchsieder erwärmen lassen konnte. Die Idee dahinter war, der einfachen Bevölkerung das Kuren in der eigenen Stadt zu ermöglichen. Seit 2013 befindet sich in dem restaurierten Gebäude ein Café.
8 | 25 Das bekannteste Gebäude des Stadtparks entwarf jedoch nicht Schumacher. Das Planetarium, einst als Wasserturm erbaut, stammt von dem Dresdner Architekten Oskar Menzel.
9 | 25 Von Anfang an sollte der Stadtpark ein "Volkspark" sein und allen Bürgern, vor allem aber den einfachen Arbeitern, zur Erholung dienen. Neben Sport- und Spielwiesen gehörten auch verschiedene Sondergärten zum Konzept:
10 | 25 So etwa der Rosengarten: Er wurde nach dem Entwurf des Hamburger Gartendirektors Otto Linne streng geometrisch angelegt. Heute ist er ein ruhiger Platz abseits des Trubels auf der großen Wiese.
11 | 25 Ein guter Ort zum Flanieren ist der Heckengarten mit den Skulpturen von Adam und Eva. Große Buchenhecken unterteilen den Garten in eigene kleine "Räume".
12 | 25 Als botanischer Sondergarten diente der Steingarten mit seinem roten Pavillon ursprünglich der Volksbildung. Dort wuchsen mehr als 500 unterschiedliche Pflanzen. Nach dem Zweiten Weltkrieg verwilderte er und wurde erst vor kurzem zum Stadtparkjubiläum saniert.
13 | 25 Die vielfältigen Angebote für Besucher waren Teil des Konzepts. Er wolle für die "mannigfachsten Betätigungen größerer Menschenmassen geeignete Räume" schaffen, erklärte Schumacher. Dazu gehörte auch das Kanufahren. Der Bootsverleih auf der sogenannten Liebesinsel - hier auf einer historischen Postkarte - machte es möglich.
14 | 25 Die kleine Insel im Stadtparksee, die über eine steinerne Brücke erreichbar ist, existiert noch heute. Auch Kanus können sich die Besucher dort nach wie vor mieten.
15 | 25 Früher mussten die Besucher von der Insel aus nur einmal über den See setzen, um zur Kaffeepause am Parkcafé, das ein beliebter Treffpunkt war, festzumachen.
16 | 25 Zur Parkseite hin grenzte das Café - ein Bau im typischen Schumacher-Stil - an den Rosengarten. Auch das Café fiel im Zweiten Weltkrieg den Bomben zum Opfer.
18 | 25 Eine der wichtigsten Attraktion für Familien ist der Spielplatz mit dem 6.000 Quadratmeter großen Planschbecken mit breitem Sandstreifen. An heißen Sommertagen tummeln sich dort Hunderte Kinder.
19 | 25 Von der einfachen Wippe bis zur Seilbahn finden sich auf dem Spielplatz Geräte für Kinder jeden Alters. Die gesamte Anlage entstand in ihrer heutigen Größe nach den Plänen des ersten Hamburger Gartendirektors Otto Linne.
20 | 25 An vielen Stellen schmücken Skulpturen den Park. Sie sollten auch dem einfachen Volk den Kunstgenuss ermöglichen. "Es gibt keine Teilkultur, die schichtweise blühen kann, es gibt nur eine einzige Kultur, die das Ganze unseres Lebens und unseres Volkes durchzieht", war Schumacher überzeugt.
21 | 25 Und so finden sich im Stadtpark auch viele sehenswerte Kunstwerke, darunter etwa die Jagdgöttin Diana mit Hunden gegenüber der Trinkhalle. Sie wurde von dem Gründer der Firma Beiersdorf, Oscar Troplowitz, gestiftet, der mit Fritz Schumacher befreundet war.
22 | 25 Bemerkenswert ist auch der Pinguin-Brunnen des bekannten Tierbildhauers August Gaul: Er steht inmitten einer steinernen Pergola in einem kreisförmigen, von Buchen gesäumten Garten. Mehrfach wurden die Tiere bereits gestohlen, die Originale lagern deshalb im Gartenbauamt.
23 | 25 Auch Schumacher fand Gefallen an den Skulpturen: "Es sieht so aus, als wäre da eine äußerst bedeutsame Versammlung. Jedem einzelnen Teilnehmer glaubt man die Wichtigkeit seiner kleinen Person anzusehen und in Wahrheit ist gar nicht los. Leise werden wir an menschliche Verhältnisse erinnert und wir lächeln, wenn wir sie in diesem Spiegel sehen", beschrieb er seine Gedanken.
24 | 25 Diese Hundeskulptur stand zunächst am Spielplatz, wurde dann aber versetzt, weil sie beim Austauschen des Sandes von einem LKW stark beschädigt wurde. Die 1864 ursprünglich als Grabdekoration gegossene Bronzeplastik ist die älteste Skulptur im Stadtpark.
25 | 25 Das älteste Gebäude ist das Sierichsche Forsthaus. Es wurde 1885 erbaut und stammt noch aus der Zeit, als das Gelände dem Goldschmied Adolph Sierich gehörte. Er nutzte den Wald, das sogenannte Sierichsche Gehölz, das heute Teil des Parks ist, als Jagdrevier.