Stand: 17.10.2018 19:44 Uhr

Wahlkampf: Trumps Medienbashing hat Folgen

von Stefan Niemann

Wenn Donald Trump ein Exklusiv-Interview gibt und dieses nicht beim konservativen Kanal "Fox News" stattfindet, dann muss etwas Besonderes los sein: Es ist Wahlkampf in den USA. Am 6. November werden der Kongress und Teile des Senats neu gewählt, und selten hat sich ein Präsident so in diese "Midterms" reingeworfen wie Donald Trump. Und steht deshalb  sogar dem verhassten TV-Kanal CBS und Reporterin Leslie Stahl eine Stunde lang Rede und Antwort.

Was auch hier nicht fehlen darf ist der Seitenhieb auf die Medien: "In den ersten Amtstagen war ich mir sicher: Jetzt wird die Presse anfangen, mich großartig zu behandeln. Aber Leslie, die behandeln mich schlechter! Es ist schlimmer geworden. Sehr unaufrichtig!" "Und das bereuen Sie?" "Ich bedaure, dass mich die Medien so schlecht behandeln."

Medienbashing gehört zum Standard

Trumps Ausfälle gegen die Medien gehören seit Beginn seiner Präsidentschaft zum festen Repertoire seiner Auftritte. Er beschimpft die Medienvertreter als "Fake News", als Lügenpresse, verweigert  bestimmten Journalisten auf Pressekonferenzen eine Antwort, wird laut und persönlich.

Für Beobachter wie den langjährigen USA-Korrespondenten von RTL und ntv, Peter Kleim, haben diese Auftritte System: "Diese Art und Weise macht ihn halt populär bei seinen Leuten! Wenn Du bei einen von seinen "MakeAmericaGreatAgain"-Veranstaltungen bist, bei seinen Wahlkampfveranstaltungen draußen im Land, dann ist dieser Angriff auf die Presse fester Bestandteil der Rede. Und die Leute warten darauf." 

Medien reagieren auf Trump

US-Präsident Donald Trump steht am Rednerpult. © picture alliance/ZUMA Press Foto: Michael Brochstein
Macht die Medien mit Vergnügen verächtlich: Donald Trump.

Die Beleidigungen und die Häme scheinen auch nach innen zu wirken: CNN untersagt seinen Reportern inzwischen mit anderen Medien über den Präsidenten zu sprechen. Und auch Journalisten anderer Medien wollen über ihr Verhältnis zum Präsidenten lieber nicht mehr reden. Eine der wenigen Ausnahmen ist Marjorie Pritchard vom Boston Globe:  "Der Präsident hat seinen Ton gegenüber den Medien nochmal verschärft. Wir waren für ihn immer schon Lügenpresse, jetzt sind wir gemein, Abschaum und Feinde des Volkes. Für mich hat vor allem Letzteres potentiell gefährliche Folgen."

Doch dem Wahlvolk gefällt es - die Mär vom Journalisten, der Quellen erfindet, sich Geschichten ausdenkt und hauptsächlich  Lügen verbreitet, verfängt. Nicht nur auf den Wahlveranstaltungen bekommt Trump dafür donnernden Applaus.

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US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump bei der erste Präsidentschaftsdebatte in Hampstead im US-Bundesstaat New York © imago/UPI Photo Foto: UPI Photo

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ZAPP | 17.10.2018 | 23:20 Uhr