Sendedatum: 19.10.2010 20:15 Uhr

"Bisphosphonate verursachen kein Krebs"

Prof. Michael Amling im Interview mit Moderatorin Vera Cordes.
Prof. Michael Amling, Osteologe vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.

Osteoporose entwickelt sich schleichend, lange Jahre merken die Betroffenen nichts vom Abbau ihrer Knochenmasse. Unwiderrufliche Schäden, die die Knochen porös machen und nicht selten zu Knochenbrüchen und sogar dauerhaften Einschränkungen der Bewegungsfähigkeit führen, sind die Folgen. Daher ist es entscheidend, die Osteoporose möglichst früh zu erkennen und zu behandeln.

Prof. Michael Amling, Osteologe vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, und Physiotherapeut Mario Reicherz haben Ihre Fragen im Chat beantwortet.

Andy: Lieber Herr Prof. Amling, haben Sie besondere Kenntnisse/Erfahrungen mit systematischer Mastozytose, welche bei mir eine Osteoporose mit sich brachte?

Prof. Amling: Wir haben gerade 300 Fälle mit systemischer Mastozytose ausgewertet und eine Besonderheit ist, dass tatsächlich die Hälfte der dadurch bedingten Osteoporose bei Patienten auftritt, die gar keine Hautsymptome haben. Die Patienten sind in der Regel jünger und bedürfen nach der korrekten Diagnosestellung selbstverständlich einer spezifischen Therapie.

 

Gast7: Kann man durch Sport auch die Bandscheibe aufbauen, zum Beispiel nach einem Bandscheibenvorfall?

Mario Reicherz: Man kann die Bandscheibe optimieren und zudem muskulär stabilisieren,  um die Symptome gering zu halten. Das Training sollte unter professioneller Aufsicht geführt werden, um die optimale Stabilisation zu erreichen.

 

Monika: Ist Sport auch bei Blutgerinnungsstörung und Psoriasis-Athritis möglich?

Prof. Amling: Selbstverständlich.

 

Gast11: Meistens wird Osteoporose bei Frauen in den Wechseljahren diagnostiziert. Ich nehme - als Mann - seit 15 Jahren Marcumar. Hier soll auch das Osteoporserisiko steigen. Welche Untersuchungen sind sinnvoll?

Prof. Amling: Ein Drittel der Betroffenen sind in der Tat Männer. Die Einnahme von Marcumar führt zu einer Aktivierungsstörung eines spezifischen Knochenproteins und stellt daher einen Risikofaktor dar, sodass ihr Osteologe Ihnen gegebenenfalls zu einer Knochendichtemessung raten würde.

 

Gast16: Was hilft, mit der Krankheit ganz normal im Alltag umzugehen?

Mario Reicherz: Man sollte den Alltag an die Symptome anpassen. Jedoch sollte man das Ziel haben, den Alltag besser zu bewältigen - durch Training oder Sport, der Ihnen Spaß macht. Dadurch kann man viele alltägliche Dinge leichter bewältigen.

 

Gast5: Mein T-Wert liegt bei -1,2,  wurde im März 2009 gemessen. Ich bin 71 Jahre alt und muss jeden Tag Kalzium 1200mg mit Vitamin D 800 Einheiten nehmen. Eine Studie, veröffentlicht von der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin, stellte fest, dass zu viel Kalziumaufnahme zu erhöhten Herzinfarktrisiken führt. Was soll ich machen?

Prof. Amling: Sie sollten 800 bis 2.000 Einheiten Vitamin D einnehmen. Wenn Sie ein Gramm Kalzium täglich mit der Nahrung aufnehmen, dann brauchen Sie keine zusätzlichen C-Tabletten.

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Visite | 19.10.2010 | 20:15 Uhr

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