Müller-Ruchholtz: Bei WM bestes Rennen "in Perfektion"
Melvin Müller-Ruchholtz vom Kieler Ruderclub ist nominiert als Sportler des Jahres. Der Ruderer wurde U23-Weltmeister. Obwohl er damit Geld verdient, sieht er das Rudern nicht als seinen Job an.
Melvin Müller-Ruchholtz möchte immer einhundert Prozent geben. "Ich möchte jedes Training erfüllen. Manchmal mache ich zu viel - und das blockiert mich", erzählt der 22-jährige Ruderer. In diesem Jahr saß der Sportler vom Kieler Ruderclub im Doppelzweier. Da der Doppelzweier die einzige Olympische Bootsgattung im Leichtgewichtsbereich ist, ist er von allen Nationen immer mit den besten Ruderern des Landes besetzt. "Wir wussten, das wir eine gute Form haben", erzählt Melvin Müller-Ruchholtz. Bei der U23-Weltmeisterschaft im Juli in Tschechien schaffte er zusammen mit seinem Partner mit der schnellsten Qualifikationszeit die Finale-Teilnahme. "Wir sind mit Offenheit und Gelassenheit herangegangen. Wir hatten unser Ziel, unser bestes Rennen zu fahren. Und das ist uns in Perfektion gelungen."
"Wir haben uns das nicht vorgenommen"
Nach einem schnellen Start setzte sich das deutsche Boot mit einer Länge von der Konkurrenz ab - und führte das ganze Rennen über. "Erst 250 Meter vor dem Ziel sind die Akkus so ein bisschen leer gegangen - da haben wir aber gewusst, dass wir das nicht mehr hergeben", erzählt der 22-Jährige. Mit einer halben Länge Vorsprung fuhren die Deutschen als erstes über die Ziellinie. "Mein erster Gedanke war - bitte, dass das kein Traum war und ich gleich aufwache." Erst nach etwa 15 Minuten realisierte er, dass er Weltmeister geworden war. "Das war eher unerwartet - wir haben uns das nicht vorgenommen."
Leidenschaft ist Schlüssel zum Erfolg
Wenn man Melvin Müller-Ruchholtz fragt, ob Rudern sein Job ist, gibt er eine klare Antwort: "Ich habe das immer als mein Hobby gesehen - als meine Passion. Ich würde sofort damit aufhören, wenn mir das keinen Spaß mehr machen würde. Ich mache das, weil ich das liebe. Und ich bin davon überzeugt, dass es auf Grund der Leidenschaft so gut klappt." Er sieht die Dinge gerne positiv. "Meine Stärke ist auf jeden Fall, dass ich eigentlich immer gut gelaunt bin und glücklich unterwegs bin."
Deutschland weiterhin international vertreten
Er hat auch schon einen klaren Plan, wie es weitergeht, wenn er vom Rudern irgendwann mal nicht mehr leben kann - oder wenn es keinen Spaß mehr macht. Der gelernte Rettungsassistent hat in diesem Jahr den Medizinertest an der Uni Hamburg geschrieben - an einem Wettkampfwochenende. "Das war ungeplant und etwas stressig." Aber den Test überstand er überdurchschnittlich gut, wie er erzählt. "Damit war ich ganz happy." Bevor er das Studium startet, will er als Rettungsassistent praktische Erfahrungen sammeln.
Bis dahin wird wohl noch etwas Zeit vergehen, in der er sich in der offenen Altersklasse etablieren möchte. "Ich möchte mich selber verbessern - mit dem gleichen Ansatz wie vor der WM, immer das Bestmögliche herauszuholen." Sein Ziel ist es, weiterhin Deutschland international zu vertreten.
