Hämmerling: Ruder-Drama in Tokio
Frieda Hämmerling aus Kiel ist nominiert als Sportlerin des Jahres. Die Weltcupgesamtsiegerin war bei Olympia auf den Punkt fit. Es klappte nicht mit der sicher geglaubten Medaille - trotzdem ruderte sie das beste Rennen ihrer Karriere.
"Ordentlich durch die Wellen kommen und am Ende mit einer Medaille belohnt werden, das muss jetzt das Ziel sein", kommentierte der Fernseh-Reporter den Finalstart des Doppelvierers mit Frieda Hämmerling bei den Olympischen Spielen in Tokio. Die Erwartung an das Quartett war groß, es galt als Favorit. Und die vier Ruderinnen lieferten eine starke Leistung ab. Gut weggekommen vom Start lag das deutsche Boot auf Silberkurs - bis 150 Meter vor dem Ziel. "Dann hat eine von uns einen sogenannten Krebs gefangen, so dass der Ausleger gebrochen ist", erinnert sich Frieda Hämmerling. Das Boot blieb auf der Strecke stehen. Die vier konnten quasi nicht weiterrudern.
"Die Enttäuschung ist immer noch groß"
Im Ziel fehlten dann 1,33 Sekunden auf die Medaillen. Der Doppelvierer wurde Fünfter. "Die Enttäuschung darüber ist immer noch groß", sagt Frieda Hämmerling vier Monate nach dem Rennen. "Oft denkt man dann trotzdem - fünfter Platz ist super. Gerade bei vielen anderen Sportlern sieht man ja, dass die sich über einen fünften Platz riesig freuen und überhaupt dabei zu sein. Wenn man das so bedenkt, dann kann man auch stolz sein", reflektiert sie. "Trotzdem hätten wir gerne diese Medaille gewonnen."
EM-Bronze und Weltcupgesamtsiegerin
Die 24-jährige Kielerin hat in den vergangenen Jahren in Berlin am Olympiastützpunkt intensiv auf dieses Finalrennen bei den Olympischen Spielen hintrainiert. In dieser Saison wurde der Doppelvierer nach anfänglichen Schwierigkeiten immer besser und ruderte weiter nach vorne. Bei der Europameisterschaft gewannen das Boot die Bronzemedaille. Es folgten erste und zweite Plätze bei den Weltcups. "Da konnten wir unsere Leistung noch mal zeigen und haben damit den Gesamtweltcupsieg geholt. Also es war schon richtig gut, was wir da abgeliefert haben", erzählt Frieda Hämmerling.
Bei Olympia auf den Punkt fit
Zusammenfassend lief die Saison lief "sehr gut", resümiert sie. "Und auch bei Olympia war das Finalrennen das beste Rennen, was wir je gefahren sind. Wir waren auf den Punkt fit und konnten unsere Leistung abliefern." Die 28-Jährige hat auch positive Erinnerungen an Tokio. "Es war eine besondere Stimmung, alle waren gut drauf. Das war ein cooles Erlebnis", beschreibt sie.
Zurück an die Uni
Für 2022 hat Frieda Hämmerling ein Pausenjahr angemeldet. Sie wird keine internationalen Wettkämpfe fahren. Im Herbst zog sie von Berlin wieder nach Hamburg, um ihr Studium zum Grundschullehramt fortzusetzen. "Wenn alles glatt läuft, mache ich im nächsten Sommer meinen Bachelor und steige dann wieder richtig in das Training ein", erzählt sie von ihren Plänen. Bis dahin trainiert sie in Hamburg bei den Männern mit - und vielleicht sieht man sie mal eine nationale Regatta zum Spaß rudern.
