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2002: Die "Illbruck" gewinnt das Volvo Ocean Race

Stand: 09.06.2022 21:32 Uhr

Das Ocean Race gilt als eins der härtesten Abenteuer auf hoher See - eine Regatta voller Strapazen und Entbehrungen. Am 9. Juni 2002 gelang der "Illbruck" Historisches: Zum ersten und bislang einzigen Mal gewann eine deutsche Hochseejacht die Hatz um den Globus.

von Sven Kaulbars

"Das war gigantisch, was Kiel damals aufgefahren hat. Als hätte Deutschland die Fußball-WM gewonnen." Auch 20 Jahre später ist Tony Kolb noch schwer beeindruckt. Der kernige Bootsbauer und Vorschiffsmann ist seinerzeit der einzige deutsche Segler an Bord der "Illbruck", die sich 2001/2002 mit einer internationalen Crew den Gesamtsieg beim Volvo-Ocean-Race sichert. Einer spektakulären Weltumseglung über 32.700 Seemeilen, knapp 61.000 Kilometer, in 9 Etappen um die Welt. Zielhafen ist Kiel.

Am Sonntag, den 9. Juni 2002, kocht die Kieler Innenförde. Zehntausende sind auf und am Wasser, bereiten der "Illbruck" einen triumphalen Empfang. "Für uns war das eine Mondlandung. Es war irre, etwas ganz Besonderes", beschreibt Michael Illbruck den Moment, als sein Schiff die "Sailing City" erreicht.

Vier Jahre Vorbereitung unter strengster Geheimhaltung

Michael Illbruck, Kunststoff-Fabrikant aus Leverkusen, ist der Initiator der deutschen Kampagne. Vier Jahre dauert die Vorbereitung. Unter strengster Geheimhaltung wird in Leverkusen die High-Tech-Jacht gebaut.

Die illbruck beim Volvo Oceans Race © picture-alliance / ASA | Sea & See
Zwölf Segler aus sieben Nationen stellen die Crew.

An der spanischen Atlantikküste findet im Rahmen eines mehrwöchigen Trainingslagers eine knallharte Auslese statt. Es gilt eine geeignete Crew zusammenzustellen, die unter Führung des US-amerikanischen Skippers John Kostecki die Hatz um den Globus in Angriff nimmt.

Am Ende gehen zwölf Segler aus sieben Nationen auf die strapaziöse Reise. "Du musst auch mal als Erster um die Tonne segeln. Nicht nur darüber reden, du musst es auch mal machen", erklärt Illbruck, der sich an den jeweiligen Etappenzielen mit seiner Crew trifft.

Wassereinbruch, Twister und Kollision mit einem Hai

Dort erfährt er auch aus erster Hand von den Schreck-Momenten auf den Ozeanen. Vom Wassereinbruch im Vorschiff, als die "Illbruck" zu sinken droht. Von dem Twister, der sich auf der dritten Etappe zwischen Sydney und Auckland bis auf 200 Meter nähert. "Eine unglaubliche Wassersäule. Wie in einem schlechten Film. Der Twister kam immer näher, dieser Lärm, der Wind, ein unwirklicher Moment", so schildert Skipper Kostecki die lebensgefährliche Situation. Von dem Hai, der bei 25 Knoten Boat-Speed gerammt wird und sich um den Kiel gewickelt hat.

Weltrekord für Kolb und Co.

Stolz ist Michael Illbruck auf diese Crew, die alle Gefahren-Momente professionell umschifft und das Geschwindigkeits-Potenzial der puristisch ausgestatteten 20-Meter-Jacht ausschöpfen kann. Auf der Nord-Atlantik-Etappe von Baltimore nach La Rochelle stellen Kolb und seine elf Mitsegler einen Weltrekord für Ein-Rumpf-Boote auf, schaffen 484 Seemeilen, also 896 Kilometer, innerhalb von 24 Stunden.

Tony Kolb im April 2001 vor der Karte des Volvo Ocean Race © picture-alliance / dpa | Roland Scheidemann
Tony Kolb im April 2001 vor der Karte des Volvo Ocean Race.

Das letzte Teilstück führt von Göteborg nach Kiel, wo die "Illbruck", die heute unter anderem Namen in Rostock liegt und gemietet werden kann, als die Schnellste von insgesamt acht gestarteten Jachten feststeht. "Es war phantastisch, in Kiel reinzukommen. So viele Fans, so viele Menschen, einfach nur phantastisch", schwärmt Kolb, der noch am selben Abend seine spätere Frau Kim kennenlernt.

Mit Kim und den vier gemeinsamen Kindern wandert er nach Südafrika aus, lebt dort auf einer Farm in der Nähe von Kapstadt. Der ehemalige Bootsbauer sitzt inzwischen als Bauer auf dem Trecker. Widmet sich dem Oliven- und Weinanbau, aber die atemberaubenden Bilder dieses spektakulären Abenteuers hat er immer noch im Kopf.

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Sport aktuell | 09.06.2022 | 14:11 Uhr

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