Olympiasiegerin Brunckhorst will Frauen-Teamsportarten stärken

Stand: 09.10.2024 17:45 Uhr

Frauen-Teamsportarten in Deutschland hinken ihren männlichen Pendants in vielen Bereichen noch immer hinterher. Die fünf größten deutschen Mannschaftssportverbände wollen die Lücke schließen. Die niedersächsische 3x3-Olympiasiegerin Svenja Brunckhorst möchte dabei helfen.

Brunckhorsts Erinnerungen an die magische Olympianacht von Paris sind noch immer lebendig. "Ich bekomme jedes Mal wieder Gänsehaut", sagte die gebürtige Rotenburgerin am Mittwoch in Berlin.

Weitere Informationen
Die deutschen 3x3-Olympiasiegerinnen im Interview (v.l.) Elisa Mevius, Svenja Brunckhorst, Marie Reichert und Sonja Greinacher © NDR Screenshot
2 Min

"Wie ein Traum" - Die 3x3-Olympiasiegerinnen im Interview

Das erste Mal bei Olympia dabei - und gleich gab es Gold für die deutschen 3x3-Basketballerinnen Svenja Brunckhorst, Sonja Greinacher, Elisa Mevius und Marie Reichert. 2 Min

Bei den Sommerspielen hatte die frühere Basketballerin mit dem Gold-Coup für einen Höhepunkt gesorgt, in der Karriere nach der Karriere ist die langjährige Nationalmannschaftskapitänin inzwischen aber mit ganz anderen Herausforderungen konfrontiert.

"Ich möchte etwas zurückgeben, als Vorbild dienen und Teil der Weiterentwicklung sein." Svenja Brunckhorst

Als neue Managerin für den Mädchen- und Frauenbasketball bei Alba Berlin befasst sich die 32-Jährige im Alltag mit der Aus- und Weiterbildung von Trainerinnen oder der Verbesserung der Hallen-Infrastruktur. Im Kleinen setzt sie sich so für die Lösung einer viel größeren Problematik ein: Dem Frauen-Teamsport fehlt es in vielen Bereichen an nachhaltig professionellen Strukturen. Eine Chancengleichheit zwischen den Geschlechtern herrscht in vielen Disziplinen nicht.

"Ich möchte etwas zurückgeben, als Vorbild dienen und Teil der Weiterentwicklung sein", sagte Brunckhorst, als sie unweit des Berliner Regierungsviertels bei der zweiten Frauen-Teamsportkonferenz mit namhaften Vertretern aus Sport, Politik, Medien und Wirtschaft diskutiert.

Weitere Informationen
Jubel bei der Rendsburgerin Elisa Mevius nach dem Sieg im 3x3 Basketball bei Olympia © picture alliance / HMB Media | Steffie Wunderl

Olympia-Gold: Das Sportmärchen der Rendsburgerin Elisa Mevius

Die 20-Jährige sprang erst im letzten Moment auf den Zug nach Paris auf und holte nun mit den 3x3-Basketballerinnen sensationell die Goldmedaille. mehr

Frauen-Teamsportarten oft im Schatten der männlichen Pendants

Die Interessensgemeinschaft der fünf größten deutschen Mannschaftssportverbände (Fußball, Eishockey, Basketball, Handball, Volleyball) war zusammengekommen. Es gab viel zu bereden: Strukturen, Professionalisierung, Nachwuchs, Sichtbarkeit - die Frauen-Teamsportarten stehen in Deutschland in weiten Teilen im Schatten ihrer männlichen Pendants.

Ein Problem sind niedrige Frauenquoten bei den Aktiven. Im Eishockey lag der Frauenanteil im Jahr 2023 beispielsweise nur bei elf Prozent. Im Fußball waren es mit knapp 16 Prozent kaum mehr. Mit 1,17 Millionen Aktiven ist der Deutsche Fußball-Bund (DFB) im Vergleich aber gut aufgestellt - und will diese Zahl steigern. "Wir merken, der Frauenfußball zieht an. Er hat wachsenden Zuspruch, er hat herausragende Zuschauerzahlen", hatte DFB-Präsident Bernd Neuendorf am Rande des wiederbelebten Supercups Ende August gesagt.

Aufstockung der Frauen-Fußball-Bundesliga 2025

In der Frauen-Bundesliga steht zur Saison 2025/26 die Aufstockung um zwei Klubs an. Statt wie bisher zwölf Vereine gehen dann 14 Teams an den Start. Weitere strukturelle Verbesserungen sollen folgen. Leistungszentren sollen gestärkt werden, auch über ein Mindestgehalt wird diskutiert. 

Den Frauen-Teamsport finanziell abseits des gut situierten Fußballs auf eigene Beine zu stellen, ist eine der großen Herausforderungen. Die mediale Sichtbarkeit muss gesteigert, Vorbilder geschaffen werden. Die Austragung von Turnieren der Frauen bietet dafür einen guten Rahmen, ist aktuell für die gastgebenden Verbände aber defizitär und braucht eine verstärkte Förderung durch die Bundespolitik. 

Hamburg Spielort bei der Basketball-EM 2025

An Events mangelt es trotzdem nicht. Die Handball-WM 2025 wird in gemeinsamer Austragung mit den Niederlanden in Deutschland stattfinden, Hamburg ist Spielort für eine Vorrundengruppe der Basketball-EM 2025, die WM 2026 findet in Berlin statt. Der DFB bemüht sich um die EM 2029.

Dass Teamsportarten in beiden Geschlechtern gleichwertigen Anklang finden können, zeigen die Volleyballer. Man sei "ein sehr positives Vorbild", sagte Kim Renkema, Sportdirektorin beim Bundesligisten MTV Stuttgart. Der Weg aus dem Schatten der Männer sei im Fußball nicht gänzlich möglich, dennoch könne man in anderen Bereichen "eigene Merkmale" und eine "eigene Marke" entwickeln.

Der wichtigste Antreiber bleibt dafür der sportliche Erfolg. "Ich habe über 20 Jahre Basketball gespielt und hatte nie so eine Plattform und mediale Aufmerksamkeit", sagte Brunckhorst und erinnerte sich an die magische Nacht von Paris: "Die Goldmedaille hat auf jeden Fall geholfen. Wir sind im Kommen."

Weitere Informationen
Die deutschen Basketballerinnen nach dem Sieg im 3x3 bei Olympia © picture alliance / HMB Media | Steffie Wunderl

Norddeutsche 3x3-Basketballerinnen feiern ihr Gold-Märchen mit Nowitzki

Gold im ersten Olympia-Anlauf: Svenja Brunckhorst, Sonja Greinacher, Elisa Mevius und Marie Reichert haben ihr Sommermärchen gekrönt. Mehr bei sportschau.de. extern

Spielszene aus dem FIBA 3×3 ING Challenger in Hamburg © Witters Foto: Leonie Horky
3 Min

3x3-Basketball im Hamburger Hochbunker - natürlich mit dem FC St. Pauli

Hoch hinaus in Hamburg: Im Bunker präsentierte sich die internationale 3x3-Basketball-Elite. Es ist der erste Auftritt der frischgebackenen U23-Weltmeister aus Hannover. 3 Min

Schlagwörter zu diesem Artikel

Olympia

Basketball

Mehr Sport-Meldungen

Spielszene Eintracht Braunschweig - Hamburger SV © picture alliance/dpa | Swen Pförtner

Eintracht Braunschweig gewinnt Nordduell - HSV in der Herbstkrise

Furiose "Löwen" feierten am Freitagabend einen verdienten 3:1-Erfolg. Hamburg ist nun seit drei Zweitligaspielen ohne Sieg. mehr