Sylvia Schenk, Leiterin der Arbeitsgruppe Sport bei Transparency International Deutschland, spricht auf dem DFB-Campus in Frankfurt/Main. © picture alliance/dpa/Julius Nieweler/DFB via REVIERFOTO | Julius Nieweler/Dfb Via Revierfo
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AUDIO: Sylvia Schenk zu möglicher Olympia-Bewerbung (7 Min)

Schenk über mögliche Olympia-Bewerbung: Fehlen alle Voraussetzungen

Stand: 21.12.2022 14:06 Uhr

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) liebäugelt mit einer Olympia-Bewerbung für 2036 oder 2040, vielleicht sogar in Hamburg. Sylvia Schenk von Transparency International ist skeptisch. Der deutsche Sport müsse erst einmal seine Hausaufgaben machen, um sein Ansehen in der Welt wieder zu steigern.

"Ich würde Olympia sehr gerne in Deutschland erleben, aber dafür fehlen uns alle Voraussetzungen", sagte die frühere 800-m-Läuferin und Olympiateilnehmerin von 1974 dem NDR. Vor allem das Auftreten des deutschen Sports auf internationaler Bühne wie jüngst bei der Fußball-WM in Katar sieht die 70 Jahre alte Leiterin der Arbeitsgruppe Sport bei Transparency International Deutschland kritisch. Es fehle dem deutschen Sport an Realitätssinn und dem politischen Gespür.

"Wir sind vollkommen abgemeldet"

"Wir haben Afrika und Asien in Katar vor den Kopf gestoßen. Wer soll denn überhaupt für eine deutsche Olympiabewerbung in den nächsten Jahren stimmen? Wir sind vollkommen abgemeldet", sagte Schenk, die dem Beratungs-Komitee für Menschenrechte des Internationalen Olympischen Komitee (IOC) angehört und auch schon für die FIFA beratend tätig war.

"Wir brauchen eine deutsche Sport-Außenpolitik, um erst einmal wieder auf den aktuellen Stand zu kommen und mitreden zu können. Erst dann macht auch eine Bewerbung Sinn." Sylvia Schenk

In der Diskussion um die Menschenrechtsverletzungen in Katar und dem Umgang damit hatte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) vor allem bei der Debatte um die "One Love"-Binde kein gutes Bild abgegeben. DFB-Präsident Bernd Neuendorf räumte im Nachgang Fehler in der Kommunikation mit der FIFA und Gianni Infantino ein. Auch das DFB-Vorgehen, den FIFA-Präsidenten bei der Wahl im März nicht unterstützen zu wollen, gleichzeitig aber keinen Gegenkandidaten zu stellen, geriet halbgar.

Hamburg zeigt Interesse

Anfang Dezember hatten sich die DOSB-Mitglieder bei der Vollversammlung in Baden-Baden für den Strategie-Prozess ausgesprochen, der nach gesellschaftlichen Debatten im Jahr 2023 und einem Bürgervotum 2024 in einem neuen Anlauf gipfeln soll, Sommer- oder Winterspiele nach Deutschland zu holen. Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) zeigte sich im NDR Interview für eine Bewerbung der Hansestadt gemeinsam mit anderen Städten wie beispielsweise Berlin offen.

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"International die Hausaufgaben machen"

"Offenbar will der DOSB alles erst intern klären und erst dann in Gespräche mit dem IOC gehen. Das ist nach meiner Einschätzung für 2036 zu spät", sagte Schenk über den Strategie-Prozess, der ein Zugehen des DOSB auf das IOC erst für 2025 vorsieht. "Man kann über 2040 oder 2044 reden, aber auch da bin ich skeptisch, wenn man mit einem nationalen, öffentlichen Teil anfängt, bevor man international wenigstens die grundlegenden Hausaufgaben gemacht hat."

Schenk wirft DOSB Kalkül vor

Keine der vorhandenen Sportstätten in Deutschland entspräche dem Olympia-Standard. "Zu sagen, wir haben schon alles, ist Quatsch", sagte Schenk und wirft dem DOSB Kalkül vor: "Eine Bewerbung allein kann ja schon Zwecken dienen, zum Beispiel, dass dann der Sport mehr gefördert wird. Ich glaube, dass das im Moment das Kalkül des DOSB ist. Sonst würde er sich erst international kundig machen, bevor er national hohe Wellen schlägt."

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Dieses Thema im Programm:

NDR Info | 21.12.2022 | 07:47 Uhr

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