Trainer Mike Stewart und Spieler der Grizzlys Wolfsburg © Imago images Foto: Jan Huebner

Grizzlys Wolfsburg: Gelingt endlich der Griff nach dem Silberpott?

Stand: 12.09.2022 15:06 Uhr

Viermal sind die Grizzlys Wolfsburg ihrem großen Traum - dem Gewinn der deutschen Eishockey-Meisterschaft - schon ganz nahegekommen. Viermal waren sie am Ende nur Vizemeister. Vollziehen sie endlich den letzten Schritt? Der Teamcheck.

von Christian Görtzen

So lief die vergangene Saison

In der Hauptrunde der Deutschen Eishockey Liga (DEL), in der es aufgrund der Corona-Pandemie zahlreiche Spielausfälle gab, positionierten sich die Wolfsburger zügig in der Spitzengruppe. Letztlich nahmen sie nach dem abschließenden 60. Spieltag mit der Ausbeute von 104 Punkten aus tatsächlich absolvierten 56 Partien den dritten Platz ein.

Obwohl die Mannschaft von Trainer Mike Stewart im Viertelfinal-Duell mit dem Nordrivalen Fischtown Pinguins Bremerhaven mit zwei Siegen perfekt gestartet war, musste sie aufgrund zweier nachfolgender Niederlagen über die maximale Wegstrecke von fünf Duellen.

Durch ein 2:0 vor heimischem Publikum gelang schließlich der Sprung ins Halbfinale. Dort allerdings platzte der Traum vom erstmaligen Gewinn der deutschen Meisterschaft auf brachiale Art. Im Aufeinandertreffen mit dem EHC München war nach drei Niederlagen schnell alles vorbei - 0:3, ab in den Urlaub.

Wer kommt, wer geht

Die Grizzlys haben zwar den einen oder anderen Hochkaräter verloren, doch die Verpflichtungen wecken bei den Fans Hoffnungen auf eine erfolgreiche Saison. Der Kader wurde gezielt verstärkt - auch durch viel Erfahrung. Neben dem US-Angreifer Rhett Rakshani (Djurgardens IF / Schweden) gehört nun auch Center Tyler Morley dem Team an. Der Kanadier feierte in der vergangenen Saison mit Tappara Tampere den finnischen Meistertitel und war mit 13 Treffern und 28 Vorlagen in 52 Partien maßgeblich an diesem Erfolg beteiligt.

In Christophe Beaudin wurde ein weiterer Kanadier verpflichtet, der einst für die Ottawa Senators 22 Spiele in der National Hockey League (NHL) bestritten hat. Gar 131 NHL-Einsätze kann der neue Center Dustin Jeffrey (SC Bern) verweisen. Unter anderem kamen auch noch Verteidiger Lucas Dumont (Kölner Haie) und Laurin Braun, der Nachfolger für Sebastian Furchner (Karriereende) auf dem Flügel sein soll.

Schmerzhaft ist der Abgang des kanadischen Angreifers Chris DeSousa (EHC München), der mit insgesamt 62 Punkten (28 Tore, 34 Assists) die vergangene Spielzeit als fünftbester Scorer der DEL beendet hatte. Und dann kam den Niedersachsen auf recht kuriose Weise auch noch ihr Torwart Chet Pickard abhanden. Der Kanadier erklärte, dass er trotz eines laufenden Vertrags bis 2023 nach dem Sommerurlaub nicht mehr aus seiner Heimat Kanada nach Deutschland zurückzukehren werde.

"Die Nachricht über Chets Karriereende hat uns wie ein Blitz getroffen. Wir akzeptieren eine solche Entscheidung, die sicherlich nicht leicht war. Die Art und Weise, diese uns erst Ende Juni ohne Vorankündigung mitzuteilen, ist für mich inakzeptabel", sagte Grizzlys-Sportdirektor Karl-Heinz Fliegauf. Als Ersatz für Pickard kam dessen 36 Jahre alter Landsmann Justin Pogge (Kölner Haie).

Der Trainer: Mike Stewart, der Entwickler

Der 50 Jahre alte Coach Stewart, der im Frühsommer 2021 bei den Grizzlys auf Pat Cortina folgte, geht in seine zweite Saison bei dem ambitionierten Club. Aufgrund des guten sportlichen Abschneidens in der ersten Hälfte der vergangenen Spielzeit verlängerte Fliegauf im Januar den bis 2023 laufenden Vertrag mit dem Kanadier vorzeitig bis 2024.

"Die Entwicklung der Mannschaft, die Kommunikation mit den Spielern und die Umsetzung unserer Spielphilosophie sowie die taktische Einstellung und Vorbereitung auf die jeweiligen Gegner betreibt Mike mit seinem Trainerteam mit viel zeitlichem Einsatz und großer Leidenschaft", lobte Fliegauf.

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Erwartungen an die Saison

Die Niedersachsen gehen mit einem klaren Vorhaben in ihre 16. DEL-Saison: Alles dafür zu tun, damit sich endlich der Traum vom erstmaligen Gewinn der deutschen Meisterschaft erfüllt. Vier Mal standen die Grizzlys bislang im Finale, viermal mussten sich am Ende mit dem Status "Vizemeister" begnügen.

Nun hoffen sie darauf, dass dieses Mal mehr herausspringt, dass sie sich gegen die bekannten Meisterschaftsanwärter EHC München, Eisbären Berlin (Titelverteidiger) und Adler Mannheim werden durchsetzen können.

"Wir haben ein Ziel im Kopf", hatte Stewart schon in seiner ersten Saison in Wolfsburg gesagt. Aber kann das in der neuen Serie auch erreicht werden? Trotz vielversprechender Transfers müsste wirklich alles passen, damit am Ende der große Triumph gelingt. Ausgeschlossen ist so etwas aber auch nicht.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 2 Sport | 16.09.2022 | 19:30 Uhr

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