Die Temperatur im Becken eines Schwimmbades wird mit einem elektronischen Thermometer gemessen. © picture alliance/dpa Foto: Sind Schuldt

Energiekrise: So können Sportvereine Strom und Gas sparen

Stand: 20.10.2022 09:55 Uhr

Die Energiekrise trifft nicht nur Privathaushalte und Firmen, sondern auch Vereine hart. Viele sind schon jetzt vom Aus bedroht. Wie können die Vereine Energie und damit Geld sparen? Holger Fuhrmann vom LandesSportBund (LSB) Niedersachsen nennt Lösungsmöglichkeiten.

von Florian Neuhauss

Das Problem hat längst alle erfasst, auch der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) schlägt Alarm. "Es sind ganz vielschichtige Probleme, nicht nur Vereine mit eigenen Anlagen sind betroffen, sondern durch die Bank alle Vereine", erläutert Fuhrmann, Referent für Sportentwicklung beim LSB. Gas- oder Energiepreisdeckel würden natürlich helfen, Geld zu sparen und zumindest Planungssicherheit geben. Aber reicht das? Jeder einzelne Verein sei gefragt, selbst aktiv zu werden, um das Schlimmste zu verhindern.

"Wenn so ein Verein in die Insolvenz geht, dann ist er weg und kommt auch nicht mehr wieder. Es wäre eine Katastrophe, wenn Vereine, die gerade im ländlichen Bereich eine wichtige soziale Aufgabe haben, sterben würden." LSB-Referent Holger Fuhrmann

Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) hatte zuletzt Unterstützung angekündigt, aber auch betont: Der Sport muss Opfer bringen. Der LSB Niedersachsen gibt den Vereinen - nicht nur in Niedersachsen - mit einem "Dreiklang" in der Krise eine erste Orientierung:

  • Energie sparen
  • Mitgliedsbeiträge moderat anpassen (wo es möglich ist)
  • Staatliche Unterstützungsleistungen in Anspruch nehmen

Der wichtigste Punkt ist der erste. Vereine werden nur langfristig bestehen können, wenn sie auf Dauer Energie sparen. Das Thema Energie ist nicht erst mit dem russischen Angriffskrieg auf Ukraine wichtig geworden. Der LSB unterstützt die Vereine schon seit Längerem bei der energetischen Sanierung.

Wie können die Vereine Strom sparen?

"Beim Strom geht es darum, große Verbraucher zu suchen, die man so erst einmal nicht benötigt", erklärt Fuhrmann und hat vor allem alte Kühlschränke oder Gefriertruhen zum Beispiel in Vereinsheimen im Sinn, die gar nicht oder nicht sehr oft genutzt werden. Allein hier den Stecker zu ziehen, kann ein erster Schritt sein. Gleiches gelte für Lampen, die Röhren oder Glühlampen nutzen - statt der deutlich sparsameren LED-Beleuchtung.

Warnung vor zu kaltem Wasser

"Die Schwimmvereine sind besonders stark betroffen", weiß Fuhrmann. Durch die Corona-Zeit sei ohnehin das Schwimmen lernen für zwei Jahrgänge ausgefallen. Die Temperaturen in den (Lern-) Schwimmbädern abzusenken, würde nun wieder vor allem die Kinder treffen, sagt er und rät deshalb von zu niedrigen Wassertemperaturen beim Schwimmen ab. Allerdings haben vielerorts die Betreiber der Schwimmbäder - meist Städte und Kommunen - die Temperaturen bereits abgesenkt. 90 Prozent der deutschen Schwimmbäder werden aktuell mit Gas beheizt.

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Und wie ist es bei den Duschen? "Es ist keine Lösung, beim Duschen die Wassertemperaturen zu senken, sonst bekommt man Probleme mit Legionellen", warnt Fuhrmann. "Da kann es Infektionen geben. Das Wasser muss man auf mindestens 60 Grad erhitzen, damit die Legionellen sich nicht vermehren können."

Lieber weniger Warmwasser verbrauchen

Bei warmem Wasser geht es vor allem darum, den Verbrauch an sich zu reduzieren - mit wassersparenden Duschköpfen oder den sogenannten "Durchfluss-Perlatoren" am Waschbecken. Fuhrmann: "Bei den alten Duschköpfen beträgt der Verbrauch 15 bis 20 Liter pro Minute, mit einem wassersparenden Duschkopf kann man das auf 6 bis 9 Liter reduzieren." Beim Waschbecken sei der Verbrauch ähnlich. Aber auch beim Duschen selbst gibt es Ansatzpunkte: "Beim Nutzerverhalten, zum Beispiel bei der Duschzeit, kann man sehr viel einsparen."

Wie können Vereine bei der Heizung sparen?

Große "Energiefresser" sind auch alte Heizungspumpen. Hocheffizienzpumpen verbrauchen lediglich ein Zehntel des Stroms. Ein hydraulischer Abgleich, eine Gesamtanalyse der Heizungsanlage, kann zudem Schwächen aufdecken, wo Heizkörper nicht richtig eingestellt sind - und deshalb zu viel verbraucht wird.

"Bei der Überprüfung der Heizungsanlage geht es auch darum zu überprüfen, ob man die Temperaturen in den Räumlichkeiten absenken kann. Da bringen ein oder zwei Grad schon relativ viel", betont Fuhrmann. Hier kann auch eine "smarte" Heizungssteuerung über spezielle Thermostaten helfen. Diese kann man selbst austauschen - und dann gegebenenfalls von zu Hause aus die Temperaturen in den Anlagen steuern.

Energieverlust durch schlechte Dämmung

Für einen großen Energieverlust sorgt mangelnde Isolierung von Heizungsrohren. Auch nicht vollständig dichte Türen und Fenster bedeuten unnötige Verluste. Durchzug sorgt für hohe Wärmeverluste. "Deshalb sagen wir den Mitgliedern: stoßlüften, nicht die Fenster offen stehen lassen", so der Referent für Sportentwicklung.

Was gibt es für Hilfsangebote von den Verbänden?

Der Hamburger Sportbund (HSB) will ein Energiecoaching für Vereine ins Leben rufen. Gerade kleine Vereine und Ehrenamtliche sollen so schnell und unkompliziert unterstützt werden. Der LSB Niedersachsen beteiligt sich an den Kosten für Energieberater mit einem Zuschuss von bis zu 2.500 Euro. "Diese Programme für den Klimaschutz laufen bei uns eigentlich schon seit vielen Jahren", erklärt Furmann. "Als Vereine sind wir da Multiplikatoren und hoffen, dass das dann auch auf die Mitglieder ausstrahlt." Gefördert wird eine "umfassende Energieberatung". Ziel sei es, dass der Energieberater den Vereinen "einen Fahrplan an die Hand gibt, was man umsetzen kann".

Auch bei der Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen hilft der LandesSportBund mit seinem Sportstättenbau-Förderprogramm weiter - zum Beispiel bei der Dämmung von Fenstern oder Arbeiten an der Heizungsanlage. Dieses Programm läuft allerdings zunächst Ende des Jahres aus.

Fuhrmann rät aber auch dazu, "Potenzial in den eigenen Reihen" auszuschöpfen. Vereinsmitglieder, die Heizungsbauer oder Elektriker sind, seien "ein Pfund, mit dem die Vereine arbeiten können". So ließen sich vor allem die kleineren Maßnahmen beim Thema Energie sparen am schnellsten umsetzen.

SH geht mit Härtefall-Fonds voran

In Schleswig-Holstein hat die Landesregierung schon früh angekündigt, einen Härtefall-Fonds aufzulegen. "Der gilt auch für in Not geratene Vereine und Verbände", sagt Hauptgeschäftsführer Manfred Konitzer-Hars vom Landessportverband Schleswig-Holstein, der ansonsten auf die Hinweise des DOSB verweist. "Energie sparen ist ja für alle gleich."

Hamburgs Innensenator Andy Grote hatte zuletzt versprochen, Vereinen, die von der Energiekrise besonders betroffen oder sogar in ihrer Existenz bedroht sind, zu helfen. Aktuell laufen Gespräche zwischen dem HSB und dem Landessportamt. Einen Fonds forderte auch der niedersächsische LSB-Vorstandsvorsitzende Reinhard Rawe. "So etwas wie die Corona-Hilfen müsste es als Entlastung auch für Vereine geben", sagt der LSB-Präsident von Mecklenburg-Vorpommern, Andreas Bluhm, und forderte einen Energiekostenausgleich. Die Hilfe müsse allerdings schnell kommen, betont Geschäftsführer Torsten Haverland in Schwerin: "Es kann nicht Voraussetzung für Fördermittel sein, dass ein Verein pleite ist. Dann hilft das Geld nicht mehr."

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Auch in MV führt der LSB deshalb Gespräche mit dem Land, dass Geld für die energetische Sanierung von Sportanlagen bereitgestellt wird. "Die Energiekosten haben sich bei unseren Vereinen teilweise von 10.000 auf 30.000 Euro verdreifacht. Da gibt es Probleme, die Anlagen langfristig zu halten", warnt Haverland, der selbst Vorsitzender des Schweriner Yacht-Clubs ist.

Dort seien bereits die Potenziale beim Energiesparen ausgeschöpft, auch die Mitgliedsbeiträge wurden bereits angehoben. Und doch reicht es so nicht. Hilfe des Landes seien dringend notwendig. "Und wir reden hier von ganz anderen Dimensionen als bei den Corona-Hilfen", so Mecklenburg-Vorpommerns LSB-Chef Rawe.

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Dieses Thema im Programm:

Sportclub | 02.10.2022 | 22:50 Uhr

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