Zuschauer eines Fußballspiels halten Plakate hoch mit dem Schriftzug "Peace" © imago images

Athleten Deutschland zu IPC-Entscheidung: "Falsches Signal"

Stand: 02.03.2022 15:50 Uhr

von Elli Hyra und Bettina Lenner

"Es ist ein Angriffskrieg, den Russland gegen die Ukraine führt. Die gesamte internationale Gemeinschaft ist aufgefordert, rote Linien zu ziehen und Russland zu treffen. Und der Sport gehört dazu. Das IPC hat in dieser Situation verpasst, dieses Signal zu setzen", kritisierte Herber.

Entgegen der zahlreichen Sanktionen in der internationalen Sportwelt dürfen Sportler aus Russland und Belarus an den am Freitag beginnenden Paralympics in Peking teilnehmen. Athleten beider Länder werden nach einem Beschluss des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC) als neutrale Starter dabei sein.

"Das ist enttäuschend und mutlos. Angesichts der täglichen Kriegsgräuel in der Ukraine hätten wir einen solchen Beschluss nicht für möglich gehalten." Friedhelm Julius Beucher, Präsident Deutscher Behindertensportverband

"Lauwarme Entscheidung"

Athleten Deutschland hatte zuvor gefordert, dass Russland vollständig vom Weltsport ausgeschlossen wird. "Angesichts der Drastik wäre das die angemessene Lösung gewesen", betonte Herber. "So halte ich die Entscheidung für unzureichend." Sie habe ihn allerdings nicht wirklich überrascht, sagte der frühere Basketball-Nationalspieler: "Es reiht sich ein in lauwarme Entscheidungen der vergangenen Jahre, was Russland betrifft, und setzt am Ende nicht das harte Zeichen, das man sich gewünscht hätte."

Herber: Bruch des Völkerrechts nicht akzeptieren

Das IPC habe wohl nicht den Mut für eine härtere Entscheidung gehabt. "Auch weil es natürlich auf seine Grundprinzipien pocht. Die Neutralität. Allerdings hätte es hier einfach einer klaren Entscheidung bedurft, dass man einen solchen Bruch des Völkerrechts und einen so inhumanen Krieg nicht akzeptieren kann", so Herber weiter.

IPC-Präsident Andrew Parsons hatte von der "härtesten Bestrafung" gesprochen, "die wir im Rahmen unserer Verfassung und der aktuellen IPC-Regeln verhängen können". Nach den Spielen werde man "mit unseren 206 Mitgliedsorganisationen herausfinden, ob Verstöße gegen den Olympischen Waffenstillstand für zukünftige Paralympische Spiele zur möglichen Suspendierung oder dem Ausschluss führen können". Das in Zukunft auf den Prüfstand zu stellen, sei richtig, unterstrich Herber.

Schwierige Situation für Peking-Starter

Für die Teilnehmer der Paralympics sei die Situation schwierig. "Die Athleten aus Russland können nichts dafür, sie werden diesen Krieg nicht befürworten. Ich habe aber schon Stimmen von Athletinnen und Athleten gehört, dass es ihnen schwer fällt, gegen Sportler aus diesen beiden Ländern anzutreten. Es ist eine schwierige Situation, mit der die Athletinnen und Athleten jetzt leider umgehen müssen."

"Ich kann und will mir noch immer nicht vorstellen, dass russische und ukrainische Athlet*innen am Freitag bei der Eröffnungsfeier ins Stadion einziehen und sich ab Samstag in sportlichen Wettkämpfen messen." Friedhelm Julius Beucher

Andere Verbände wie der Fußball-Weltverband FIFA und die UEFA hatten zuvor Russland aus ihren Wettbewerben ausgeschlossen. Die Fußball-WM in Katar wird somit ohne den Gastgeber der Endrunde 2018 stattfinden. Zudem hatte das Internationale Olympische Komitee (IOC) in einer bemerkenswerten Abkehr von seiner bisherigen Politik die internationalen Fachverbände aufgerufen, russische Sportler von ihren Wettkämpfen auszuschließen. Zahlreiche Verbände waren dem Aufruf gefolgt.

Weitere Informationen
Andrew Parsons, Präsident des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC) © picture alliance/dpa/AP | Andy Wong

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Das Internationale Paralympische Komitee hat seine umstrittenen Entscheidung zur Zulassung der Sportler unter neutraler Flagge revidiert. extern

Dieses Thema im Programm:

Sport aktuell | 02.03.2022 | 15:17 Uhr

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